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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Oehler, Raimund: Neue Forschungen zur Schlacht am Muthul
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0341

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Neue Forschungen zur Schlacht am Muthul.

Bekanntlich bietet Sallust weder in der Schilderung der Feldzüge des
Metellus noch der des Marius eine lückenlose Kriegsgeschichte. An dem von
ihm benutzten Material kann das nicht gelegen haben, das zeigt z. B. die An-
schaulichkeit in der Schilderung der Schlacht am Muthul, die auf den Bericht
eines Augenzeugen und Mithandelnden weist1); es liegt auch wohl nicht an seinem
Können, sondern an dem „Überwiegen des rhetorischen Elements über das
historiographische, namentlich an einer gewissen Gleichgültig’keit gegen das
äußerlich Tatsächliche gegenüber dem Psychologischen“2). In diesem Charakter
seiner Geschichtschreibung ist wahrscheinlich der Grund zu suchen, warum die
Schlachten und Feldzüge des lugurthinischen Krieges, so interessante Probleme
sie bieten, in topographischer Beziehung, meines Wissens, von deutschen Forschern
bisher nicht behandelt worden sind. Als mich nun die Klassenlektüre auf
den Feldzug des Metellus und die Schlacht am Muthul führte, griff ich zu
Ch. Tissots Geographie comparee de la province romaine d’Afrique, wo beide
im I. Bande, p. 65—71, behandelt sind. Wenn ich aber nach der Lektüre dieser
Seiten glaubte, etwas Sicheres betreffs der Lokalisierung der genannten Ereignisse
in Händen zu haben, so wurde ich durch S. Reinachs Worte im Nachtrage
(II p. 786) enttäuscht, die das von Tissot Festgestellte zum großen Teile wieder
in Frage zu stellen schienen; dazu kam noch, daß eine Karte in großem Maß-
stabe und genügender Genauigkeit fehlte; von dieser Gegend gab es damals nur
die Carte de reconnaissance in 1:200,000. Es blieb also nichts übrig, als eine
Untersuchung an Ort und Stelle vorzunehmen. Eine Gelegenheit dazu schien
sich mir zu bieten, als Herr Professor Dr. J. Kromayer mich aufforderte, an
seiner „Expedition zur Erforschung der Schlachtfelder des II. Punischen Krieges
in Italien und Afrika“ 3) teilzunehmen. Leider wurde ich durch hier nicht näher
zu erörternde Umstände daran verhindert; aber auf meine Bitte haben die Herren
Professor Dr. J. Kromayer und Hauptmann G. Veith4) diese Untersuchung gelegent-

J) Sallust. ed. Jacobs-Wirz10, Anm. zu Kap. 92.
2) W. S. Teuffel-Schwabe, Röm. Literaturgesch.5,
§ 206.
3) Vgl. den. „Wissenschaftlichen Bericht über
die Expedition usw.“ im Anzeiger der philosophisch-
historischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften vom 14· Okt., η. XIX, Wien 1908,
Sonderabdruck, S. IO.

4) Der dieser Abhandlung beigegebene Schlacht-
plan (Fig. 160) ist auf Grund einer von Herrn Veith
an Ort und Stelle gefertigten Skizze und des Blattes
XXIII (Sidi-Youssef) der Carte de la Tunisie au
ioo.oooe von mir gezeichnet worden; außerdem ver-
danke ich Herrn Veith sieben Photographien der in
Betracht kommenden Örtlichkeiten, von denen hier
einige reproduziert werden.
 
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