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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Amelung, Walter: Zwei ephesische Fragmente
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0186

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172

W. Amelung

Zwei ephesische Fragmente.
I.
Benndorf hat in dem fünften Bande dieser Jahreshefte (S. 180 Fig. 51)
einen kleinen Fund der ephesischen Grabungen veröffentlicht, die fragmentierte
Darstellung eines Gebäudes mit gekreuztem Giebeldache, vier ionischen Säulen
in der einen erhaltenen Front und einfachen Schilden in den zwei erhaltenen
Giebeln. Wir wiederholen die Abbildung (Fig. 82) und verweisen auf die aus-
führliche Beschreibung Benndorfs. Das Fragment kam in der ,Agora4 unweit des
Hafens zutage; die Eingangshalle dieser Anlage war einst mit Bildsäulen aus Erz
und Marmor geschmückt, von denen aber nur kümmerliche Reste gefunden wurden.
Benndorf vermutete nun, eine dieser Figuren habe das kleine Gebilde als Modell
eines gestifteten Bauwerkes auf der Hand getragen.
Bei Gelegenheit eines Besuches der Villa Albani war mir schon vor Jahren
in dem Eichenwäldchen zwischen den ,Zimmern der Halle4 und dem ,Bigliardo4 ein
eigentümliches Fragment aufgefallen, das, wie ich nun erkannte, in enger Be-
ziehung zu dem ephesischen stehen mußte, stellt es doch ein ganz entsprechendes
Gebäude auf einem kapitellartigen Untersatze dar. Da der Marmor durch die Ein-
flüsse der Witterung ganz geschwärzt ist, lohnt es nicht, eine Photographie her-
zustellen; für unsere Zwecke genügt die Beschreibung: ,
Höhe o-42 m. Großkristallinischer weißer Marmor.
Unten ein nach oben verbreiterter Zylinder, an dessen Vorderseite oben
eine Doppelsphinx angebracht ist; darunter zunächst zwei Vorderteile von Löwen-
greifen, g'anz unten eins; an den Seiten je drei Vorderteile von Löwengreifen
einzeln übereinander; an der Rückseite in gleicher Ordnung drei Blumen. Auf
der Oberfläche des Zylinders ein Gebäude mit vier kreuzweis gestellten Giebel-
dächern, die in der Mitte Zusammenstößen und so ein Kreuzjoch bilden; vorne
und an beiden Seiten springt eine Tempelfassade mit je vier Säulen Front vor;
von den Säulen an den Nebenseiten dieser Gebäudeteile waren an dem vorderen
rechts und links je zwei ausgeführt, an den seitlichen vorn je zwei, rückwärts
eine; hinten wurde der entsprechende Vorbau nicht im einzelnen ausgearbeitet.
Alles ist nur in Resten erhalten.
Sphinxe, Löwengreife, Blumen und die Staffelung dieser Zeichen — alles
das erinnerte an Bilder der Diana von Ephesus, dazu stimmte die Herkunft des
 
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