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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Pollak, Ludwig: Die Athena der Marsyasgruppe Myrons
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0168

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154

L. Pollak

Die Athena der Marsyasgruppe Myrons.
Tafel II—V.
Die Statue, welche auf den Tafeln II—V mit freundlicher Erlaubnis der
neuen städtischen Skulptursammlung in Frankfurt am Main zum erstenmale publi-
ziert wird, wurde vor 25 Jahren in Rom, als man in dem Gebäude n. 32 der Via
Gregoriana die Grundmauern verstärkte, gefunden. Man stieß hierbei auf unter-
irdische Gemächer, wie man schon 1866—1867 in dem Nebenhause der Via Sistina
n. 57 auf eine mit Malereien und Mosaiken geschmückte Badeanlage des ersten
Jahrhunderts geraten war, die man auch unter den benachbarten Häusern konsta-
tieren konnte1). Von der Seite der Via Gregoriana her fand man in den Jahren 1837 2),
dann 18713) viele korridorähnliche Räume, die wahrscheinlich Substruktionen für
den dort steil abfallenden Pinciushügel bildeten. In dieser Umgebung ist — die
näheren Details sind mir unbekannt geblieben — die Statue gefunden worden. Seit-
her befand sie sich ganz unbeachtet in einem Seitenraume des genannten Hauses.
Die Statue ist im ganzen i*73m hoch, hierzu kommen noch 0-04m als Basis-
höhe. Der Marmor, aus dem der Rumpf gearbeitet ist, ist penteliscli mit vielen
für diese Marmorart charakteristischen Quarzschichten, die einen Stich ins Grün-
liche zeigen. Der Kopf bildet mit dem nackten Bruststücke ein Ganzes und ist,
wie dies bei sorgfältigen Arbeiten öfter vorkommt, aus einer besseren Marmor-
qualität, nämlich aus feinstem parischem Marmor, hergestellt und war mulden-
förmig in eine Einlaßfuge eingesetzt. Der Erhaltungszustand der Statue ist
folgender: Der Kopf mit dem Helme — an dessen Kalotte ein für sich ge-
arbeitetes Stück antik angekittet war, dann im Laufe der Zeit sich losgelöst
hatte und nun wieder befestigt worden ist (Fig. 67) — ist fast so erhalten, wie
er aus den Händen des antiken Kopisten kam. Besonders die Nase ist, ein sehr
seltener Fall, ganz intakt erhalten. Auf dem Helme war der Busch mit Bronze-
stiften befestigt. Auch der rechte Oberarm war von der Mitte desselben an an-
gestückt gewesen, ebenso der linke Unterarm zur Gänze. In beiden Armansätzen
stecken noch die verrosteten Eisenstifte. Auf der Rückseite der Statue ist beim
Übergänge vom Gewände zum Nacken ein kleines Stück ausgebrochen. Ebenso
fehlen im Gewände vorne einige kleine abgeschlagene Falten. Rote Farbenspuren
glaubt man auf dem Gewände und auf dem Helme vielfach noch zu sehen. Von
dem linken Fuße ist nur der rückwärtige Teil mit einem Reste der Sandale und
h Lanciani, Bullettino Comunale 1891 p. 151, 2) Platner-Bunsen, Beschreibung III2 568 f.
vgl. auch seine Forma urbis Romae Blatt 9. 3) Lanciani 1. c.; Hülsen-Jordan, Topogr. I3 449.
 
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