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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Abramić, Mihovil: Zwei Bronzebeschläge vom norisch-pannonischen Limes
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0414

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Zwei Bronzebeschläge vom norisch-pannonischen Limes

I 1 8

II7

ein längeres Wort, etwa CONCORDIA, oder zwei
wie FIDES ET VIRTVS vorausgesetzt werden7).
Die militärischen Ausrüstungsstücke, zu deren
Verzierung die Beschläge mit MILITANTIVM und
das Carnuntiner Plättchen dienten, waren jedenfalls
für ihre Besitzer von keinem besonderen Wert; die
Bonner Schnalle mag hingegen zu einem außer-
gewöhnlichen, teilweise aus Edelmetall gearbeiteten
Exemplar gehört haben und als Auszeichnung ver-
liehen worden sein. In diesem Sinne hat die übliche
Bezeichnung als Militärverdienstschnalle ihre Berech-
tigung, wenn auch die uns erhaltenen antiken Quellen
über derartige dona militaria (vgl. Steiner, Bonner
Jahrbücher 114/115, 1906, S. i ff.) nichts berichten.
Indes noch in einer anderen Beziehung sind die
eben betrachteten Erzeugnisse des römischen Kunst-
gewerbes von Bedeutung. Nicht allein durch die
identische Inschrift sind die Beschlägstücke von Enns,
Mainz und Zugmantel einerseits, die von Carnuntum
und Bonn anderseits verwandt, auch die gleichartige
Ornamentik und Technik weisen auf gemeinsamen
Ursprung hin. Daß bei einzelnen Stücken das Orna-
ment in reicherem Maße verwendet, bei anderen
ganz unterdrückt ist, beweist dagegen ebensowenig
wie die durch die Größe des Beschlägs bedingte ver-
schiedene Zeilenteilung der Inschrift. Völlige Kon-
gruenz läßt sich ja nur bei einer maschinellen Pro-
duktion erreichen, die das antike Kunstgewerbe
nicht kannte. Ein gutes Beispiel hierfür bilden meh-
rere — es sind ihrer bereits ein Dutzend — in der-
selben Durchbrucharbeit wie die eben betrachteten
Bronzen hergestellte Beschläge angeblich von
Schwertscheiden. Sie alle8) (vgl. CIL XIII, ioo27204)
führen dieselbe Marke des Gemellianus mit Angabe
des Ortes ihrer Herkunft, nämlich Aquae Helveticae
(Baden a. d. Limmat). Die Verschiedenheiten der
einzelnen Stücke in Buchstabenform und Ornament
sind nicht unbedeutend und beweisen zur Genüge,
daß in der Werkstatt des Gemellianus die Verferti-
gung der einzelnen Stücke auf Handbetrieb beruhte.
In einer andern Werkstätte, die uns vielleicht ein-
mal ein günstiger Fund nennen wird, sei es Galliens

7) Die Inschrift auf der goldenen Fibel CIL XI

, IOVIORVM
ö7I9i EHRCVUORV (sic)

mag durch eine zweite

Fibel in ähnlicher Weise ergänzt worden sein, voraus-
gesetzt, daß unter Iovii und Herculii die auserlesene
Militärmannschaft gemeint war. Eine Zweiteilung der
Inschrift auf Stück und Gegenstück vermutet auch


89 : Schnalle mit aufgelegtem Silberbeschläg,
oder der Donauprovinzen, sind auch die mit Inschrift
versehenen Beschläge hergestellt und von dort nach
Orten ausgeführt worden, wo römische Truppen stan-
den. Vielleicht gelingt es noch einmal, die zahl-
reichen, in den Museen aufbewahrten und alljährlich
durch Grabungen neu sich mehrenden Bronzen, wie
Schnallen, Fibeln, allerlei Beschläge usw. auf ihren
Ursprung hin zu bestimmen. Die heurigen Grabungen
in Pettau (Poetovio) z. B. ergaben unter anderem
ein gestanztes Bronzeplättchen mit Darstellung eines
gefesselten Barbaren mitten unter Waffenstücken, das
völlig übereinstimmt mit einem von Jahn in den
Mitteilungen der antiqu. Gesellschaft in Zürich XIV4,
Taf. I4 publizierten Bronzerelief aus Vindonissa.
So sind diese an der Donau und am Rheine
gefundenen Antikaglien Zeugen für ein in der mitt-
leren Kaiserzeit in der Provinz blühendes Kunst-
gewerbe, dessen Erzeugnisse hauptsächlich der mehr
oder weniger künstlerischen Ausstattung von militäri-
schen Waffen und Ausrüstungsstücken zugute kamen.
Was schließlich die Datierung der Stücke an-
belangt, die natürlich nur annähernd gegeben werden

Kubitschek (Führer durch Carnuntum5 S. 55) für die
Carnuntiner Goldspange (Arch.-epigr. Mitt. X Taf. I 1;
CIL III 120305) mit der Legende felices Tun\_gri und
schlägt für das verlorene Stück vor: salvo d. n. Aug.
8) Jüngst ist zu den bereits bekannten ein neues
Exemplar in Lauriacum (Enns) zum Vorschein ge-
kommen, vgl. Röm. Limes in Osterr. X 95, Fig. 37.
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