Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (5.1902/1903)

^.nrickts mit I^inolsumdslaZ: (Xisksrn lasiert).
Lntwurk: ^rclritslct Ltstin, LkarlottenburA.
I^ieieraiit: ?aui 8röss, Lsrlin.
?rsis Z9 lVlark.
kleinlicbe ^.ufsatw auf dem sonst scbönen
Wäscbescbrank (8. 40) oder aucb die grünen
Lescbläge bei einigen Timmermöbeln, erinnert
daran, wie scbwer es ist, von den gebräucb-
licben Normen loswukommen. ^ber rnir scbeint,
ob das Linwelne nun wirklicb scbon die Höbe
bedeutet, darauf kommt es nocb nicbt an, vorerst
rnnfs der prinzipielle Wert anerkannt werden.
Line ^.rbeiterkolonie branckt garnicbt so etwas
trostloses wu sein, und ist es in den meisten
Lallen ancb nur durcb die berwlose Lauart. Irn
Inneren wird rnan gerade in Kolonien oft über-
rascbt sein durcb den 8inn für eine scböne
Linricbtung. lVlan siebt es irn Vorbeiscbreiten:
Lenster für Lenster mit sauberen Oardinen und
Llumentöpfen, dabinter eine bübscbe 8tubllebne,
Vogelbauer u. s. w. Lur eins wird inan irnrner
unangenekm ernpbnden: die 8ucbt, den 8alon
in einer sogenannten guten 8tube wu kopieren,
eine 8ucbt, die gewifs in der Lreude arn eigenen
Lesitwtum einen guten Untergrund bat, aber
gerade die gute Ausstattung dieser 8tuben ver-
bindert, weil Lorrnen sinnlos nackgernacbt
werden, die bier nur läckerlicb wirken, genau so
läcberlick wie die talrnikravattennadel oder die
breit ausgescbnittene Lrackweste des Arbeiters.
Lier wird aucb gewifs der Widerstand der
Arbeiter gegen einfacbs gute lVlöbebormen ein-
setzen: die werden ibrn meist ebenso unangenebm
sein wie seine saubere blaue ^rbeitsjacke. Oer
Oleicbbeitsgedanke fängt tböricbterweise damit
an, dals der Linwelne nur ja nicbt blofs für das
gebalten sein will, was er ist, wäbrend docb
gerade darauf stolw wu sein, vernünftig und dem
Oleicbbeitsgedanken entsprecbend wäre.
Lnd nocb etwas: so gut die einzelnen IVlöbel-
stücke in dem Lruppscben ^.rbeiterbaus sind, die


l^etmbank mit Lusklappbarem 8it2 (Kisfsrnkolr, naturtsrbiZ:
Asölt un<t lacicisrt)
Lntwurk: ^.rctiitskt MisritL, Lsrlin.
I^isksrarit: L. Lckilä, Lsrlin.
?rsis 36 iVlaric.
8tuben wirkten docb etwas kurmelig — viel-
leickt, wum leil weil sie wirklicb wu eng und
überbaupt nicbt in der ricbtigen Lobe aufgebaut
waren, wum l'eil aber war es das selbe Oefübl,
das uns in den Woknungen selbst des wobl-
babenden lVlittelstandes vor dem beimatlosen
Lerumsteben der einweinen lVlöbel befallen kann.
IVlir scbeinen die beweglicben IVlöbel immer ein
wenig als 8innbild unserer Onkultur. 8cbränke,
die von der Wand beengend ins Timmer binein
stellen, Öfen, die auf Landwagen verladen, und
Länke, die von Lindern umgeworfen werden
können, sind ebenso wenig erlreubcb wie unsere
viereckigen 8tuben überbaupt, die obne den binein-
gestellten Lram trübselige 8cbackteln, mit
lapeten ausgeklebte Tellen sind, so recbt ein-
gericbtet für unsere moderne Heimatlosigkeit.
Wie anders wirkt dagegen ein altes Lauern-
wimmer, wo Lank und Ofen und 8cbrank,
jedes an seinem festen Llatw gestanden Kat für
die Väter und sieben wird für die Linder.
Lun meine icb, gerade ein Werk wie das Lrupp-
scke recknet nicbt mit Arbeitern von beut
auf morgen, sondern mit Qenerationen, in denen
sicb die Tradition einer gemeinsamen Arbeit
fortsetwen muls: Wenn man ibnen desbalb
scbon Läuser baut, warum sollte man nicbt den
Versucb macben, daraus wirklicbe Leimstätten
wu gestalten. Warum sollte man nicbt wenigstens
8ckränke, Öfen und Länke einbauen, vielleicbt in
Verbindung mit einlacbem Laneelwerk? Lönnte
man nicbt dadurcb einem Timmer einen be-
stimmten Lbarakter geben, der nicbts mit der
„guten 8tube" wu tbun bätte und docb so apart
wäre, dals der Lewobner stolw und beimiscb
darin würde? W. 8cbäfer.

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