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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 2
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Musikbeilage
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0097

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ist in Düren am 19. ^pril 1868 geboren. Leine
Mutter entstammt der durcb ibren Bunstge-
scbmack und ibre Vorliebe für Ditteratur und
Wissenscbakt berübmten Familie Brentano, und
durcb sie bauptsäcblicb scbeint sieb anf den
Lobn ein Beberrscben der verwickeltsten und ent-
ferntesten lonverbindungen, ein musikaliscber
Instinkt verpllanxt xu baden, wie ibn Brlabrung
beim eisernsten Willen nie xuwege bringen kann.
Obscbon Lcbillings im Zartesten Bnabenalter
ein ausgesprocbenes mnsikaliscbes 1?alent be-
Kundete, dem er durcb Lelbstverkertigung einer
primitiven Deier einen Ausweg babnte, und
obscbon er bei Musikdirektor Bilgers in Düren
eifrig Violinstudien betrieb, wurde er dock
xunäcbst kür die juristiscbe Daukbabn bestimmt,
bexog ancb nacb Ablegung seiner Beikeprükung
ank dem Dürener O^mnasium die Müncbener
Universität. Das Brieden des Barsikal in Bai-
reutb räumte mit seinen besten Vorsätzen ank,
er warf sieb vollends der geliebten Musik in die
^rme, fand ancb als Assistent der Baireutber
Bestspiele 1892 eine ibm in böcbstem Orade
Zusagende praktiscbe 1?bätigkeit. Lcbon 1894
erblickte sein erstes Musikdrama „Ingwelde,"
xu dem ibm Orsk Lporck den l'ext gedicbtet
batte, das Bübnenlicbt. Die Ingwelde Kat
inxwiscben auf xablreicken ausscblaggebenden
Bübnen ^uknabme gefunden nnd Lcbillings' blame
in die weite Welt getragen. Bine ganx andre
Bb^siognomie xeigt sein 1899 aufgekübrter
„Bkeikertag", dessen lext ebenfalls vom Oralen
Lporck berrübrt. Beide Werke nnterscbeiden
sicb wie l'ristan und die Meistersinger, ank denen
sie kuksen nnd mit denen sie stilverwandt sind.
In Bonxerten viel aufgekübrt wurde sein Brolog

xn Bönig Ödipus, sowie sein s^mpboniscbes
longemälde „Meergruks." ^utserdem bat
Lcbillings als Melodram das Bexenlied von
Wildenbrucb, sowie eine ^nxabl Dieder ver-
ölkentlicbt. Onsre Beilage ist mit kreundlicber
Oenebmigung der Herren Verleger Bote L Bock
in Berlin dem Bfeifertag entnommen.
2u einer merkwürdig verfeinerten lon-
anscbauung, die ibn mit den gewagtesten l'on-
verbindungen und -Verwebungen gleicksam
spielen läkst, tritt bei Lcbillings ein aukserordent-
bcber Lebakkensernst, der oft einen erbabnen
2ug annimmt. Befördert wird diese Bigenscbakt
durcb die Breite seiner melodiscken Dinien,
die im Oegensatx xu der meist kurzatmigen
modernen Melodik sicb fast unerscböpklicb
und unübersebbar debnen und dock wieder
dadurck, daks all ibre leile auf einen Orundton
gestimmt sind, 2usammenbang und vor allem
Anpassung an den ibnen xu Orunde liegenden
poetiscben Vorwurf besitzen. Daxu tritt eine
aukserordentlicb reicbe Harmonik und ein viel-
stimmiges Oewebe, welcbes die böcbste Ver-
feinerung des Ausdrucks ermöglicbt. Oewiks bat
Lcbillings nocb nickt immer bei der Bin-
xwängung des überreicben Materials, welcbes
ibm seine Bbantasie bietet, die scbärkste Blastik
erreicbt, an deren Stelle bei ibm sebr bäubg
eine Bsinnervigkeit, eine 2artbeit tritt, die sicb
in ideale Weiten verliert. Immerbin macken
seine Werke den Bindruck einer in sicb abge-
scblossenen, auksergewöbnlicben Bunsterscbei-
nung, die unbeirrt ibren Weg weiterverfolgen
und dem Bunstgebäude nocb mancken wert-
vollen Baustein xukübren wird.
Dr. Otto Beitxsl.
 
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