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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 2
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Kromer, Heinrich Ernst: Vom Typischen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0100

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frok.W. Ltsinkaussn
frsnlcturt
von Werken frank-
furter Xnnstlsr.

ob wir wollen oder nickt, ob wir's zugesteken
oder leugnen.
Oie ganze rnoclerne l3ewegung des blaturalis-
rnns und des Realismus, ibre unbedingte Forde-
rung aussckkefslicken klaturabsckreibens sprickt
vorerst allerdings gegen diese 8eknsuckt und
gegen die ^.nnakme ibrer baldigen Erfüllung.
Oie Vertreter dieser Ricktungen werden Oründe
für ibre ^nsickten baben, ja sogar Orsacbe dazu;
aber beides baben die Weiterstrebenden für die
ibrigen nickt rninder. Oürften wir die Renaissance
in ikren köcksten Vertretern nickt als eine 8tule
für eine Weiterentwicklung anseken — wo kätten
wir dann nock ein Reckt, das Lntwicklungs-
gesetz aufser auf das biologiscke und pkz^sio-
logiscke Oebiet auck auf das geistige anzuwenden?
Ls ist dock kokentlick nickt für den Oildungs-
pkilister entdeckt, der es nur irn Orustton wissen-
sckaftlicken — Wissens kerausposaunt und grofs-
tkut darnit, aber nie den Wunsck Kat, gesckweige
denn den lVlut, es überall auf das Oeben anzu-
wenden, neue Erkenntnisse daraus zu scköpfen
und iknen gernäfs neue Forderungen zu stellen?
^.ber kier ist Lines die Lrage: Lind nickt
eben diese blaturaksten rnutatis rnutandis Lil-
dungspkilister? 8ie baben ein Oekenntnis, und
dies ist ikr köckstes: Kunst ist Rönnen! T^ber
dies ist auck ibre ganze Oesckränktkeit. 8ie
glauben an nickts weiter als an die blatur; und

wer ist die l^atur? Oock wokl der Künstler?
Was aber ändere wollen und können —?
Oock kier kekren sie urn, zurück zur klatur . . .
Ls ist gar kein Zweifel, dals die ^.rt, wie
das naturalistiscke Lvsngelium verkündet und
verbreitet wird, sckliefskck auck den stärkeren
Kopf durck Oärrn betäuben, verwirren und auf
weiten von seinem Weg ablenken rnuls; sckliefs-
lick tkut er sogar rnit, durck den Lrlolg betkört,
in der IVleinung, dieser sei, wie irn Moment, so
für alle Zeiten das Lntsckeidende. Oer weitere
Lälsckerkniif der klaturaksten, dem allerdings
keute fast die meisten Künstler zum Opfer kelen,
der auck sekr zu überzeugen geeignet sckeint,
um so mekr, da er der lieben Oeyuemlickkeit gar
treklick dient, ist die besckränkt-kockmütige
Oekauptung, ein Künstler sei Künstler nur, wenn
er aussckliefslick — (sie sagen: genial-einseitig!)
nur seine Kunst übt und pllegt und womöglick
alles Oenken, alles wissensckaftlicke Lorscken
und Linden ableknt, eben als wissensckaftlick,
somit (wie sie folgern!) als gelekrtenkaft, als
kunstkeindlick, als intuitions- und pkantasie-
feindlick, allermindestens aber als zersplitternd,
als überküssig, als sckädlick. Ls gebt eben da,
wie beim l'rinken: Man läfst als gut nur gelten,
was man selber vertragen kann . . .
klun batte freilick auck die Renaissance, am
stärksten in Llorenz, ikren fast unbedingten
 
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