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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Aus "Lieder und Gefangene" von Alfons Paquet
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Frey-Moock, Adolf: Aus A. Böcklins Urteilen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0111

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Elsons Bahnet Kat Olück gekabt. Br fand
in Barl Busse einen „erfolgreicken B^riker",
der an Mngeren l^riscken Oenossen seinen Bank
abstatten wollte, dass es ikm selbst so )ung
gelang, durck einen Band Verse berükmt zu
werden. Bekanntlick sind einern deutscken
Verleger Verse eines unbekannten jünglings so
wertvoll, wie nasse 8treickkölzer, wenn nickt
besagter jüngling das reicblicke Bieingeld zu
einer stilgemäfsen Verpackung, will sagen Aus-
stattung, auf sein Bult legt. Weil das Qenie
aber nacb einer Oefüklstradition arrn sein muss,
giebt der deutscke Beser auf so reicke l^riscke
Baden dem jüngling das ausgelegte Bieingeld
ganz gewiss nickt zurück.
Da nun trotz Qoetke, Oeibel und Bitterskaus
auck keute nock l^riscke Talente vorkornrnen
sollen, wollen wir es Barl Busse clanken, wenn
er in seiner irn Verlag Brote in Berlin er-
sckienenen 8ammlung „bleuere deutscke B^riker"
dem erstaunten Beser den lz^riscken blackwucks
vorfükrt, cler ikrn Zukunftswert zu Kaden sckeint.
Vorausgesetzt, dass er jedesmal so ricktig greift
wie dei Alfons Bahnet. lVlan rnüfste diese reifen
Verse eines einundzwanzigjäkrigen Jünglings
deiseite legen, wenn sie nur irn goetkiscken
Ausdruck klängen, wie etwa „Voller Brang".

^ber derselbe Bickter sckreidt vor seine Besänge
einen 8pruck (sieke oben: „Wokl kedt —"), der
die durnpfe Blut einer leidensckaftlicken jüng-
lingsseele in ein paar Worte dringt, die rnan
nie vergisst. Allerdings ist dann wieder in dern
Bedickt „Oer Berbst" die Resignation des Alters
ebenso sicker wie in „8turrn und Brost" die
flammende Blut des Jünglings und in „Bas
lVlädcken klagt" der einfacke Dialekt eines Band-
rnädckens. Biese Vielkeit der Begabung aber
wird dock nur den bedenklick stirnrnen, der
nickt darunter eine „Bulle" spürt, die ikr bestes
nock verborgen in der „8tille wüklt".
Berade, dass Bahnet nickt rnit der 8ickerkeit
eines lalentckens einen glücklick erkasckten
neuen l'on anscklägt, rnackt ikn koffnungsvoll.
Ick Kade sckon oft in diesen Blättern dargelegt,
wie gerade die Besten in ikren Brstlingen den
„eigenen 8til" garnickt so patzig auf der blase
tragen. Oer entwickelt sick erst rnit der
Vollendung zum IVlann, und die stekt Allons
Bahnet nock bevor, jedenfalls sind seine Bieder
und Besänge sckon ein Buck zürn Benufs und
Karl Busse Kat rnit ikrn vielleickt nock rnekr
Blück gekabt als Alfons Bahnet rnit ikrn.
W. 8ckäfer.

^.us Locklins Urteileri.
Von ^.dolf Brez^.

Böcklin, der gegen den stillen und tkätigen
Widerstand seiner Zeit eine rnäcktige 8ub^ek-
tivität setzte und durcksetzte und in Bunst und
Beben für 8tirnrnung und Baune einen breiten
8pielraurn forderte, er war nickt dazu gesckafken,
rnit der Wage kükler Berecktigkeit über den
Wolken zu tkronen und das Wollen und Ver-
mögen der Bunstgenossen alter und neuer Zeit
sorgfältig abzumessen. 8eine Urteile sind der
Widersckein seiner Bunstbedürfnisse, seines
durck und durck eigenartigen und eigenwilligen
Beistes. Im Brunde verfukr er nack dem Wort:
Wer nickt für mick ist, der ist wider mick,
d. k. er leknte die der seinigen entgegengesetzten
Bunstricktungen ab. Was ikm gekel, das zog
er zuweilen leidensckaftlick an sick; was ikm
mifskel, das verwarf oder übersak er.
Bür ikn gab es keine Besckickte und Keine
Bntwickelung der Bunst. Bas ^lter mackte
ikm nickts ekrwürdig. Ob ein Bild unter seinen
Trugen oder vor einem kalben jakrtausend ge-
malt war, berükrte seine 8ckätzung nickt im
geringsten. Bür ikn kandelte es sick bloss um
das teckniscke Bonnen und um die künstleriscke
^nsckauung.
Viele seiner Urteile entsprangen lediglick
seiner leickt umscklagenden 8timmung, wes-

wegen sie auck käukg einander widerstreiten.
T^uck nock aus einer andern Brsacke wider-
sprecken sie sick. Ba nämlick seine T^nsickten
von den landläukgen, zum 1?eil jakrkunderte alten
vielfack abstacken, so wick er aus oder kielt
mekr oder weniger kinter dem Berge, ^e nack-
dem der Brager war. ^us der Ongesckminkt-
keit gewisser Urteile kann man sogar mitunter
einen 8cklufs darauf zieken, wie nake dem
lVleister der Oewäkrsmann stand, der diese
Urteile aus seinem IVlunde vernakm. Allein
auck kier ist keine 8ickerkeit; denn es konnte
gesckeken, dass er einem Bernerstekenden gegen-
über mit einem sckarfen Wort kerausfukr, nur
um einer weiteren Brörterung auszuweicken.
Übrigens legte er geringen Wert daraus, seine
Meinungen an den IVlann zu bringen, einmal
aus Zurückkaltung und vom Bewusstsein durck-
drungen, dass im Orunde keiner vom andern
mekr begreift, als er selber in sick Kat. Vor
allem aber verlor er niemals aus den ^.ugen,
dass alles Bunstreden neben dem wirklicken
8cköpfervermögen etwas Dürftiges und Bner-
keblickss, wenn nickt gar Bnnützes ist. Be-
sonders unangenekm waren ikm kritiscke Bang-
verleikungen. Ourckscknittlick begnügte er sick
mit den beiden Kategorien der Bonner und

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