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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 2
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Geiger, Albert: Einiges über Hans Baldung gen. Grien.
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0129

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Körper, welche Dürer, Holbein, Cranach ge-
malt haben, so werden sie nicht entfernt den
Sinnenreiz dieser beiden weiblichen Liguren er-
reichen, ihre klare, feine, große Durchbildung. Die
beiden lotentanzbilder des Sasler Museums zeigen
üppig schöne frauengestalten, vom Lod angefallen.
Die köpfe auch hier mit vollem Oval. Man darf
beinahe annehmen, daß Salbung die Proportionen
eines und desselben Modells immer vor Rügen
hatte. Das „Cwig-Weibliche" nach der sinnlichen
5eite hin, das Rätselhafte der weibnatur zeigen
jedenfalls die beiden Weibgestalten im 5tädelschen
Museum am stärksten, besonders in den ganz merk-
würdig magisch fesselnden Rügen.


Lsitsntakel <Zss k'rsibur^sr I^ünstsraltars:
Gluckt nack

Cin 5kizzenduch Laldungs befindet sich als
Kleinod der Kupferstichsammlung in der 6roß-
herzogl. Kunsthalle zu Karlsruhe. Mare Rosenberg
hat es herausgegeben.* Cs zeigt Porträts, Rkt-
studien, Landschafts- und ^tädteansichten, Lier-
und Pflanzenstudien. Der wert ist ungleich, ein-
zelne Porträts sind künstlerisch bedeutend. Don
zwei Porträts, der Kaiser Maximilian I. und karl V.,
besitzt nur das erstere größeren künstlerischen wett.
Rosenberg ist der Meinung, daß es von Salbung
bei einem Aufenthalt des Kaisers Maximilian in
Straßburg, Laldungs früherem und späterem Auf-
enthaltsorte, nach der Natur gezeichnet sei. Cs
zeigt die Habsburger Unterlippe und einen zahn-
losen eingefallenen Rltersmund. bemerkenswert
ist daneben eine Zeichnung des Markgrafen
Christoph I. von Laden, etwas grob, aber sicher
und charakteristisch. Das Sefte ist die Zeichnung
Nr. IO, der Kopf eines 5traßburger Ungehörigen,
kühn und frei, schlicht und groß in der Nuffassung,
in dem stolzen Nusdruck fast an Dürers holz-
schuher heranreichend. 5ehr interessant ist auch
der in verschiedenen Schichten gezeichnete Kopf
eines wahrscheinlich hgsterischen Mädchens, der
den Künstler sehr zu interessieren schien und sein
psgchologisches Studium in ein Helles Licht rückt.
In den meisten Porträts zeigt sich ein lebhaftes
Crfassenwollen des jeweiligen Lgpus. ln die Werk-
statt des Meisters lassen uns auch eine Reihe von
Rktstudien blicken, welche darthun, wie ernst Sal-
bung seine Rufgabe erfaßt hat. Don den Lier-
studien erinnern ein Uffe und ein Papagei deut-
lich an den Cindruck, den die Wunder der neuen
Welt machten. Don den Landschafts- und Städte-
veduten ist einzelnes gar zu kindlich und läßt den
Cedanken zu, daß, wie Rosenberg meint, in dem
5kizzenbuch nur Lragmente eines Saldungschen
5kizzenduches schlummern.
Cs war der Zweck diefer Zeilen nicht mehr,
als die Lefer der „Rheinlande", soweit Salbung
ihnen nicht vertraut, zu feinem Studium anzu-
regen, und das ist, wie wir fahen, in der Rhein-
gegend ja leicht möglich. Zugleich möge auch der
Wunsch ausgesprochen fein, daß die besten 5achen
Saldungs so wie die Dürers und Holbeins durch
billige Publikationen Cemeingut des deutschen
Dolkes werden! 5ie verdienen es genau ebenso!
Denn er war ein Maler und Dichter des deutschen
Dolksgemütes. 5eine Werke sind ein Sorn von
Schönheit, Cemütstiefe, Wahrhaftigkeit, in dem sich
zu erquicken in unfern Lagen doppelt not thut.**

* Dranksurt a. M. Verlag von Heinrich Keller. 1889.
** Ich möchte auch Herrn Direktor Schall, Laden-Laden, der
Direktion des Münsterbauoereins rreiburg i. L., der rirma Lruck-
msnn, München, und vor allem Herrn Dr. öadriel de vereg,
Direktor der Hationalgalerie, Ludapest, meinen Dank dafür aus-
sprechen, daH sie durch Überlassung von Material ru Ldbildungen
die kleine Lrbeit freundlichst gefördert Haben! D. 0.

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