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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schell, Otto: Die bäuerliche Kleinkunst im Bergischen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0194

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Bsr^isLliss 2irrirrisr irri Mvissurri äss Qssckiclrtsvsrsins Dlbsrkslä.


Oie däuerlieke Llem^ulist im Oer^iseiieri.

Oer bäuerlichen Bauweise, dem Bauernhaus,
ist schon seit längerer 2eit die gebührende ^.uf-
merksamkeit geschenkt worden; dagegen Kat
man die bäuerliche Kleinkunst sebr wenig be-
rücksichtigt. Allerdings liegt hier eine Ver-
wechslung der echt bürgerlichen Kleinkunst rnit
dein zu einer gewissen Kunstfertigkeit ausge-
bildeten Kunstgewerbe gefährlich nahe. Lin
Beispiel wird die Lache verständlicher machen.
Irn Lüden des Oergischen liegt das alte Liegburg
rnit seiner einst weit berühmten und auch heute
noch von Kennern hochgeschätzten Lteingut-
fabrikation. Diese Industrie ist längst unter-
gegangen und zwar in den rauhen Ltürmen des
zoMkrigen Krieges. H.ber in allen Kunstgewerbe-
museen etc. finden sich Stücks der schönen
Erzeugnisse Liegburgs. H.uch bei Ausgrabungen
in den alten Städten unseres Oandes, im Lcblamm
ehemaliger Burggräben ündet man Liegburger
Krüge und Bruchstücke von solchen. Binst
mögen darum Liegburger Oöpferwaren in allen
wohlhabenden Bauernhäusern unseres Oandes
anzutrekfen gewesen sein. Oie trefflichen Normen,
die reizenden Verzierungen, welche diese Waren
fast durchweg (abgesehen von den Produkten
der ältern 2eit) aufweisen, thun dar, dafs wohl
von Liegburg aus eine Veredlung des Qesckmacks
unserer Vorfahren in Dorf und Ltadt angenommen
werden darf, aber nicht das Umgekehrte. Oie
grolse Masse der Bewohner des Oergischen,
namentlich des platten Oandes, also die Oauern
gemeinhin, werden sich kaum der Liegburger

Ware bedient haben, weil das Kunstverständnis
in diesen Kreisen der Bevölkerung doch zu
wenig entwickelt war, sich erst im zoMkrigen
Kriege und unmittelbar darnach (Lächs. Volks-
kunde^ 8. 489) sine eigentliche bäuerliche Kunst
selbständig herausbildete und von der städtischen
trennte, andrerseits auch der grolse Bedarf an
Lteingutgelalsen, welcher bereits vor dieser 2eit
erwiesen ist, eine ausgedehnte Anwendung
teuern Qescliirres ganz ausschlols. Hdle diese
Argumentationen werden bestätigt durch den
Omstand, dafs innerhalb unseres Oandes eine
Keibe von Töpfereien bestanden haben muls
und auch das bei Köln gelegene Brechen mit
seinen billigen Lteingutwaren den Markt be-
herrscht zu haben scheint. 80 trifft man noch
in vielen, selbst einfachen Oauernhäusern, heute
sogenannte Brechener Oartmannskrüge, aber
äulserst selten Liegburger Qescbirr. ^ufser
Liegburg, über dessen Brzeugnisse vor allen
Dingen Dornbusch (die Kunstgilde der löpler
in der abteilicken Ltadt Liegburg und ihre
Babrikate, Köln 187z) eine gute Abhandlung
schrieb, und welches nach unssrn Andeutungen
für eine Betrachtung der bäuerlichen Kleinkunst
im Bergischen ausscheidet, sind Baklrath (Bonner
Jahrbücher 21, 172) und Altenrath an der ^gger
zu nennen, ^uch in und bei Biberfeld muls
ehemals Töpferei betrieben worden sein. Vor
50 fahren noch holten einfache Oandleute
schönen, weilsen 1?hon z. B. in der Oegend der
heutigen Bockstralse und formten daraus Biguren

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