Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (5.1902/1903)

^N8 äsr I^nlnnsslialls in Larrnsn.
Lügei) oder von „Lerg" ausspracb, vorausgesetzt,
daks uns der Qesckicktsgelekrte die Identität
beider Qescblecbter xugiebt. lVlöglicb aucb, daks
die alten Oralen sicb nacb xwei ikrer Lurgen
benannten, von denen die eine mebr nack dem
Lbeine vorgescbobene auf einem Lügei, die
andere auf dem Lerge an der Dbün lag. lassen
wir's unentsckieden. Lntsckieden aber war der
uralte Qrak ^dolk ein frommer Herr, als er iiZZ
seine Lurg auf dem „alten Lerge" den glaubens-
starken Listerciensern von Morimund als Kloster
überliefs. Lnd ein praktiscber Lerr war er
aucb. Das 8cb1oks der Väter war wobl scbon
ein wenig alterssebwacb und der Appetit der
Kölner Kircbenkürsten unverwüstlieb. Lcbon
erbob sieb aus gewaltigen Qrundmauern auf
dem sebwer xugänglicben Welsen an der Wupper
die „neue Lurg", ein Lau kür die Möglicbkeiten
kommender Zeiten. Wenn man aber einmal
kür die Zukunft baute, dann aucb gleicb kür die

dunkelste mit: so bekamen die Möncke
die alte Lurg. 8ie bielten's wirklicb
nicbt länger als einige Winter darin
aus. Lacb elf ^abren sassen sie ge-
borgen im Ikale. Line ältere Aus-
gabe der Licbelsaat xu Dünnwald, nur
daks bier beide leile gewannen.* —
^ucb in der Lolge baben sieb die
bergiscben und die gescblecbtsver-
wandten märkiscben Oralen politiscber
erwiesen als andere Dynasten, deren
Oebiete der Klaue des geistlicben
Löwen nicbt so bandlicb lagen und
docb gefressen wurden.
^ber weg von dem, was da war,
in die ilimmernden Oeblde der Oegen-
wart. Zu meinen Lüksen liegt wie ein
^uwel das alte Werden, gefakst in das
gleiksende Lonnengold, das an den
Lergen klebt, und in das Silber der
rauscbenden Lubr. Ober das lange
Webr da unten stürmt das Wasser
und singt seine webmütige Weise der
Vergangenbeit nacb, der Zeit, da Wer-
den, die Gründung Ludgers, ein Mittel-
punkt deutscber Kultur war. Lins ist
mir aufgefallen. Line alte ausgewan-
derte Werdeneriner^äklte mir, daks xu
ibrer Zeit einer der gangbarsten^ungen-
namen ibrer Leimat „Ludgerus" ge-
wesen sei, der sieb im Lauf der Zeit
in das mebr traulicbe als scböne
„Oeres" verwandelt babe. Dieses
„Oeres", mit dem ganzen Aufgebot
mütterlicber Lnergie durcb eine lange
Oasse gerufen, bätte icb gern etlicke-
mal gebärt. Ls ist mir nicbt gelungen,
bleute muks ein Knabe scbon Lang
beiksen, sonst gilt er nicbt mebr. Wie
mancber biedere ^obannes ist auf seine alten
l'age nocb ein ganx moderner Ilans geworden!
^.ucb von der Zeit erxäblte mir die alte Lrau,
wo Werden nocb Sckikfabrt trieb, Locb siebt
man da unten die Lcbleuse und den Lkerpkad kür
die xwei- oder vierbeinigen Motoren, ^lles bin,
aucb der Oodex argenteus, )ene berrlicbe Libel,
das Laupterxeugnis gotiscben Lcbrikttums. Unten
rausckt die Zeit vorüber über das lange Webr. —
^ucb an dem stolxen Lau auf dem Hügel
drüben klebt das Oold, das Libelungengold. Lin
modernes Liegkriedsgescblecbt bat's aus den
l'ieken der Lrde geboben, und den letzten traf
sein Lluck.
Lin scbarker L6kk aus dem Ibale reifst micb
aus den l'räumen. Lnten setxt das Dampkroks
keucbend einen Zug in Lswegung. Icb wende
micb xum Wandern. Leute soll's ein reckter
Lcblendertag werden. Ziel? Wobin die Lust
micb treibt. Altenberg? Zu weit; vielleicbt

* In cisr ^btsi ^.ItsnderA.

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