ununterbrochene Kläcken und ornamentale Br-
kökungen und Vertiefungen Zeigen. In Blberleld
fällt inir sogar ein kostspieliges Haus auf, bei
dein einem jedenfalls ausstudierten Architekten
die gewohnte 8tucküberladung für clie Ltein-
skulpturen vorbildlich geworden ist. Bas Klaus
mag wohl an zwanzig Satire alt sein, Kleute
würde auch der handwerksmässig ausgebildete
Architekt ein solches ^ierwerk schwerlich in
die Welt setzen. Was soeben vom Zement
gesagt worden ist, gilt für die Innendekoration
von der geprefsten Bapiermasse.
Ist für eine Begend ein 8onderstil möglich,
beispielsweise für die beiden grossen Wupper-
stäclte eine Anknüpfung an den charakteristischen
8til der alten Ltrafsen? 8ckiefersteinbek1eidung
setzt k'achwerk voraus, und diesem haben die
städtischen Baupolizsiordnungen mit liecht den
Bebensfaden abgeschnitten. Wird ein Bokal-
stil aus den örtlichen Eigentümlichkeiten heraus
geboren, so ist er berechtigt und möglich; sonst
wird der gesteigerte Verkehr jedes Auffallende,
Eigene einer Bauart in alle Klimmeisrichtungen
tragen. Eigentümlich war zum Beispiel, dass
man in der ganzen Begend den Wohnhäusern
nach aufsen aufgehende Benster gab. Biese
höchst gefährliche, unbequeme und häutige Repa-
raturen erfordernde Bauart war für diese
Begend mit der als Klausindustrie betriebenen
Bandwirkerei sehr praktisch. Bin nach innen
aufgehendes Benster nahm Raum weg und war
dem schnell hin und her gehenden Bandwirker
ständig im Wege. Oer zunehmende Babrik-
betrieb wird diese bergische Baueigentümlich-
keit nach und nach verwischen. Bin Benster
schallt doch noch keinen 8til! Banz recht;
aber die Besamtkeit der mit den weiten wech-
selnden Bedürfnisse, der äusseren und inneren,
ist neben dem besonderen Verhältnis des
Menschen zur klatur und dem jeweiligen 8tand
der Bauteclmik ein Baktor der 8tilbildung. Man
soll auch ein Benster nicht gering achten, nament-
lich nicht, wenn sick's um einen Bokalstil
handelt.
Biuige Rapitelcken mufs ich mir leider ver-
sagen. Bs ist Mittag, und beim Bssen schlendere
ich nicht gern, auch nicht in Bedanken. Bine
Makizeit ist ein Bing, das ungeteilte Aufmerk-
samkeit erfordert, blur eins noch: ^n die Ver-
schiedenartigkeit der Häuser werden wir uns
gewöhnen müssen. Brüher stand der Binzelne,
auch im Bauen, unter der Macht der 8itte. Bas
ig. Jahrhundert hat begonnen, der Bigenpersön-
licbkeit in gewissen 8cbranken das Recht zur
Betätigung zu erobern. 8oll sicb's nicht auch
im Bauen äutsern? Oabei wird sich so sicher
wieder eine gewisse Binkeitlickkeit ergeben,
als nur die wenigsten Menschen starke Indivi-
dualitäten sind. Bnd auch diese wenigen stehen
wieder unter der Macht der 2eiteinllüsse und
besonderer Verhältnisse. — —
Larlnsn, Lekakbrüelrsnstr.
8eit einer halben 8tunde komme ich nicht
mehr aus dem Brübeln. Bin Bursch mit weisser
Klose, blauer 8cbärpe und l'urnermütze, seinen
kländen nach im Bivilverkältnis ein 8ckmiede-
geselle, ist schuld daran. Ich will's erzählen.
Ram da unter vielen 8paziergängern, die von
Biberfeld und Barmen auf den Klabnerberg
gestiegen waren, ein langer Mensch mit schlen-
kernden Beinen, zart schielendem ^uge und
einem Besicht, das, wenn's dem des Vaters
nachgeartet war, eine in geistigen Bingen genüg-
same Mutter verriet. Oabei guckte der Rerl
noch scklau in die Welt und versuchte mit
einigen Oorlsckönen zu schäkern. Bin kom-
plizierter Bkarakter, wird man sagen. Backt
ich auch, bis er in besagtem l'urner seinen
Oeuter fand. „8cbaute!" sagte der im Vorbei-
gehen mit so freundlicher Überzeugung, dals
der Begutachtete selbst nichts dagegen einzu-
wenden hatte. Bas war Bkarakterszmtkese! Ich
war zuerst verblüfft, und dann kam das Brübeln.
Klat nicht so jeder Mensck seine Bormel, die
mit einem, zwei Worten sein Wesen umspannt?
laicht auch jedes Band? Wie, wenn ich für
das bergische Band und seine Beute diese
Bormel entdeckte! ^ber ich bin bis jetzt nicht
zu einem befriedigenden Brgebnis gekommen.
8cbön? anmutig? kernig? bieder? Oie Worte
sind wie Londitorwaren: man isst, bis sie einem
widerstehen, und wird doch nickt satt davon.
rZ3
kökungen und Vertiefungen Zeigen. In Blberleld
fällt inir sogar ein kostspieliges Haus auf, bei
dein einem jedenfalls ausstudierten Architekten
die gewohnte 8tucküberladung für clie Ltein-
skulpturen vorbildlich geworden ist. Bas Klaus
mag wohl an zwanzig Satire alt sein, Kleute
würde auch der handwerksmässig ausgebildete
Architekt ein solches ^ierwerk schwerlich in
die Welt setzen. Was soeben vom Zement
gesagt worden ist, gilt für die Innendekoration
von der geprefsten Bapiermasse.
Ist für eine Begend ein 8onderstil möglich,
beispielsweise für die beiden grossen Wupper-
stäclte eine Anknüpfung an den charakteristischen
8til der alten Ltrafsen? 8ckiefersteinbek1eidung
setzt k'achwerk voraus, und diesem haben die
städtischen Baupolizsiordnungen mit liecht den
Bebensfaden abgeschnitten. Wird ein Bokal-
stil aus den örtlichen Eigentümlichkeiten heraus
geboren, so ist er berechtigt und möglich; sonst
wird der gesteigerte Verkehr jedes Auffallende,
Eigene einer Bauart in alle Klimmeisrichtungen
tragen. Eigentümlich war zum Beispiel, dass
man in der ganzen Begend den Wohnhäusern
nach aufsen aufgehende Benster gab. Biese
höchst gefährliche, unbequeme und häutige Repa-
raturen erfordernde Bauart war für diese
Begend mit der als Klausindustrie betriebenen
Bandwirkerei sehr praktisch. Bin nach innen
aufgehendes Benster nahm Raum weg und war
dem schnell hin und her gehenden Bandwirker
ständig im Wege. Oer zunehmende Babrik-
betrieb wird diese bergische Baueigentümlich-
keit nach und nach verwischen. Bin Benster
schallt doch noch keinen 8til! Banz recht;
aber die Besamtkeit der mit den weiten wech-
selnden Bedürfnisse, der äusseren und inneren,
ist neben dem besonderen Verhältnis des
Menschen zur klatur und dem jeweiligen 8tand
der Bauteclmik ein Baktor der 8tilbildung. Man
soll auch ein Benster nicht gering achten, nament-
lich nicht, wenn sick's um einen Bokalstil
handelt.
Biuige Rapitelcken mufs ich mir leider ver-
sagen. Bs ist Mittag, und beim Bssen schlendere
ich nicht gern, auch nicht in Bedanken. Bine
Makizeit ist ein Bing, das ungeteilte Aufmerk-
samkeit erfordert, blur eins noch: ^n die Ver-
schiedenartigkeit der Häuser werden wir uns
gewöhnen müssen. Brüher stand der Binzelne,
auch im Bauen, unter der Macht der 8itte. Bas
ig. Jahrhundert hat begonnen, der Bigenpersön-
licbkeit in gewissen 8cbranken das Recht zur
Betätigung zu erobern. 8oll sicb's nicht auch
im Bauen äutsern? Oabei wird sich so sicher
wieder eine gewisse Binkeitlickkeit ergeben,
als nur die wenigsten Menschen starke Indivi-
dualitäten sind. Bnd auch diese wenigen stehen
wieder unter der Macht der 2eiteinllüsse und
besonderer Verhältnisse. — —
Larlnsn, Lekakbrüelrsnstr.
8eit einer halben 8tunde komme ich nicht
mehr aus dem Brübeln. Bin Bursch mit weisser
Klose, blauer 8cbärpe und l'urnermütze, seinen
kländen nach im Bivilverkältnis ein 8ckmiede-
geselle, ist schuld daran. Ich will's erzählen.
Ram da unter vielen 8paziergängern, die von
Biberfeld und Barmen auf den Klabnerberg
gestiegen waren, ein langer Mensch mit schlen-
kernden Beinen, zart schielendem ^uge und
einem Besicht, das, wenn's dem des Vaters
nachgeartet war, eine in geistigen Bingen genüg-
same Mutter verriet. Oabei guckte der Rerl
noch scklau in die Welt und versuchte mit
einigen Oorlsckönen zu schäkern. Bin kom-
plizierter Bkarakter, wird man sagen. Backt
ich auch, bis er in besagtem l'urner seinen
Oeuter fand. „8cbaute!" sagte der im Vorbei-
gehen mit so freundlicher Überzeugung, dals
der Begutachtete selbst nichts dagegen einzu-
wenden hatte. Bas war Bkarakterszmtkese! Ich
war zuerst verblüfft, und dann kam das Brübeln.
Klat nicht so jeder Mensck seine Bormel, die
mit einem, zwei Worten sein Wesen umspannt?
laicht auch jedes Band? Wie, wenn ich für
das bergische Band und seine Beute diese
Bormel entdeckte! ^ber ich bin bis jetzt nicht
zu einem befriedigenden Brgebnis gekommen.
8cbön? anmutig? kernig? bieder? Oie Worte
sind wie Londitorwaren: man isst, bis sie einem
widerstehen, und wird doch nickt satt davon.
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