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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Bergische Bürgerhäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0213

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als durck Veracktung der kandwerkkcken Oe-
bräucke?
Ond keute kätte ick von einer Lauweise ^u
reden, die nickt nnr in ikren Marken, sondern
in der Zweckmäßigkeit und Sckönkeit ikrer ein-
kacken Anlage entzückend ist und dennock viel-
kack einer sckulgereckten ^rckitektur 2um Opfer
kel. Wer die Abbildungen -:u der vorstekenden
Arbeit Otto Sckells* dnrcksiekt und weiter
nur llücktig die kier unten abgebildeten Lortale
untereinander vergleickt, den wird die köst-
licke Ligenart dieser Lauten verblüffen, trotzdem
ikr Sckönstes: der Larbenklang der sckwar^en
Sckiekerwände 2um weiksen Lakmenwerk der
Lenster und 'I'küren und 2um lustigen Orün der
Lensterläden in der Abbildung garnickt wirken
kann.
Otto Sckell Kat in seiner Arbeit die Herkunft
dieses „bergiscken Stils" dargetkan und Lari
Lartnack ist ikrn in seinern „Lcklendertag" sogar
ein wenig 2U Leibe gegangen, urn sick die Lreude
än der Vernünftigkeit rnoderner Mietskasernen
2u erkalten. Da darf ick gleick unbekürnrnert
darnit loslegen, daks ick in diesen Lauten durck-
aus nickt nur würdige Oegenstände der Denk-
malspkege, sondern rnusterkakte Lürgerkäuser
seke, die ebensogut alt wie modern sind und
den ^.rckitekten vielleickt nickt nur im bergiscken
Land die Müke sparen könnten, nack engliscken
Vorbildern kür moderne Woknkäuser ^u sucken.
Wer nur einmal durck die ^lleestrakse von
Lärmen nack Liberfeld gegangen ist, aus der käst
alle diese Lortale genommen sind, oder durck

* Das bsr^isclis Haus.

Lemsckeid, Lonsdork, Lronenberg, Wald, Oräf-
ratk, Langenberg oder sonst eine der bergiscken
Städte, dem brauck ick von dem 2ur Sckau
getragenen Lürgerstoß dieser Lauser nickt 2U
sprecken. Oer stekt gleicksam an ikrer Stirn
gesckrieben: Lier kinter dieser weiksumrakmten
ff'kür woknt einer, der nickt mekr sein will,
als ein Lürger, der aber auck nickts Lökeres
kennt, als kier an diesem Lleck Lürger ?u sein.
Diese überzeugende Wirkung der ^rckitektur
ist im Orunde von den Zufälligen Stilformen
völlig unabkängig; denn mögen auck Lokoko-
und Lmpirekormen einzelnen Sckmuck gegeben
kaben: der gan^e Lau ist etwas Ligenes, das
völlig der keimiscken Lauart und seinem Zweck
als bürgerlickes Woknkaus treu bleibt und nie-
mals das Stadtsckloks oder^sagdkaus des Lürsten
nackakmt. Ond weil der Sckmuck an diesen
Läusern nur gan2 spärlick blieb, also wirklick
Sckmuck war, konnten die Lrbauer, die jeden-
falls keine Laukünstler, aber keine Sckularcki-
tekten waren, beliebig die Zieraten verwenden,
die gerade Mode waren, und dock bei der über-
lieferten und durck die Oesckmacks-Auslese
der Qenerationen köstlick gewordenen Lauweise
bleiben, ^a, wenn sick keute im bergiscken
Lande Laukünstler fänden, die lieber keimiscke
Läuser bauten, als daks sie Stile kopierten, iknen
stände es frei, den ganzen Sckmuck so modern
wie möglick su nekmen: die gescklossene Wir-
kung der Lauwerke würde nickt gestört sein.


Lärmen, Lntsräörnsrstr. 74.

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