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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Bergische Bürgerhäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0215

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Qerade zur 2eit werden in der „Deutscken
Laukütte"* die /^rckitekten auf die sinngemässe
Anlage und scköne Qesamtwirkung der bergi-
scken Häuser kingewiesen. Lnd der Leraus-
geber dieser modernen Laukunstzeitung sckrieb
mir, dass sick an einigen Punkten in Lordamerika
der bergiscke Ltil zu einem modernen Laus-
und Villenstil entwickelt kätte. Oss mag denen
ein l'rost sein, die in solcken tragen den ^.rcki-
tekten nickt vorgreisen möckten.
Oss bergiscke Land Kat Kunstfreunde sonder
2akl, es Kat einek Stolz aus sein köstlickes
Land, der sick im Muskau der Lurg glänzend
Zeigte, es Kat einen Qesckicktsverein, der seiner
gesckicktkcken Sonderart überall nackspürt und
in seinen Sammlungen manckes Linzeistück
gerettet Kat. Warum aber nur Stücke und
Sammlungen? Warum nickt das lieben selber?
Lier kommt ein Vorscklag: Qesckicktsverein,
Kunstfreunde und Verwaltungen des bergiscken
Landes, stellt euren keimiscken Laukünstlern
eine Ausgabe, gebt ein Lreisaussckreiben aus
bergiscke Woknkäuser in moderner Ausgestaltung.
Ikr werdet genug bergiscke Lürger knden, die
lieber in einem keimiscken Laus als in einer
„^.rckitektur" woknen wollen, und die euck die
Lntwürke dankbar abkaulen. Lbenso wie ikr
den keimiscken Laukünstlern damit Lust mackt
vor dem internationalen ^rckitektursckema, und
* Hsnnovsrscke Verla^sanstalt, Lurt L. Vincsntri,
Hünnover.

wie ikr der Liebe ZU eurem köstlicken Lande
dadurck sckönere Denkmäler aukricktet als solcke
aus Lronze oder Marmor, die zu euck und
eurem Land viel weniger passen.
Wilk. Sckäser.


Lärmen, ^Ilesstr. 16.

LerAisetie LarrimluliKeli.

^ls das Llberlelder Museum mit einer Aus-
stellung aus einkeimisckem Lrivatbesitz eröffnet
wurde, war manckes Lild zu seken, um das
die besten Qalerien neidisck sein konnten. Darin
lag eine Versuckung, diesen und andern bergi-
scken Sammlungen nackzugeken. Lier soll über
?wei bericktet werden, von denen jede aus andere
^rt bedeutend ist. Diejenige des Lerrn Lari
l'oelle in Lärmen suckt an Modernität ikres-
gleicken in Deutsckland. Qkne Mäzenaten-
Leigungen, die so off aus Interesse lür einen
Künstler abseits von der Kunst sükren, nur aus
dem Drang, bedeutende Lilder als Ligentum zu
erwerben, giebt sie das Qlaubensbekenntnis eines
modernen Mannes, der den freien Llick des
internationalen Qrolskauffnanns auck in Kunst-
dingen sick zu bewakren weiss. ^bgeseken
von einigen Lorträts zeigt die Sammlung kaum
ein unbedeutendes, jedenfalls kein langweiliges
Lild, und Lamen wie Löcklin, Ikoma, 2uloaga,
Liebermann, Irübner, Stuck, Lenback, Laffaelli,
Lorintk steken nickt, wie leider zu off in Lrivat-

sammlungen, unter minderwertigen Lildern dieser
Meister. 2uloagas „Liebesgasse", Lorintks
„Salome" und Lock lins „Qottvater zeigt ^dam
die Welt" — um gleick mit drei Lummern
kerauszuplatzen — sind Werke, die ikren ganz
bestimmten Llatz in der Kunstgesckickte sckon
ziemlick inne kaben. Man ist zunäckst fast
ersckrocken, sie in einem Lürgerkause des
Wuppertkals zu knden, und bekommt erst durck
Überlegung Leziekungen zwiscken dieserModerni-
tät und den küknen Leistern, die mitten durck
die altväterlicken Sckielerkäuser der Wupper-
städte das Lisengerüst der ersten grossen Sckwebe-
bakn in Deutsckland bauten. Wo das eine
möglick war, warum soll da das andere nickt
erlaubt sein? Zwiespältig ist es sicker, dass im
Land der rücksicktslosen Lisenleute und Welt-
kandelsmänner der Lrudergeist der modernen
Kunst so wenig Loden und Verständnis sand
und kndet.
Leben dem straklenden Qottvater, der den
staunenden nackten Mensckenjüngling in eine

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