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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Bergische Bürgerhäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0216

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Welt schauen lässt, so voll Dickt und Barbe,
dass uns gleich ihm der ^Vtem stockt, tränet der
„Hüter des Oekeimnisses", jenes absonderliche
Böcklinbild, das allen professionellen ^ktmalern
und verständigen Menschen rnit Deckt ein Oreuel,
aber unvergesslich ist wie einer von jenen
schwülen ^sugendträumen, deren Bindruck einern
durchs ganze liehen in der 8eele hängt. Daneben
wirkt das säuberliche Dorträt des Hausherrn
etwas überflüssig und inan muß schon an die
schöne 8kizze zu diesern Dorträt denken, urn
seinern Maler Denback nickt grarn zu werden.
Die allerdings in ikrern Ooldkäferton und ihrer
ursprünglichen Okarakteristik bringt uns den
Berrn dieser 8arnrnlung ganz anders näher als
das klug ausgesükrte Dorträt. 2wei Denbacks?
Ls giebt respektvolle Deute, die dann schon ein
wohliges Oruseln überläuft; ihnen darf ick wokl
als Oebeirnnß verraten, dass in der selben 8arnrn-
lung zwei fast lebensgrosse weibliche -^kte von
Denback hängen.
I'korna ist in einern Kornfeld da, dessen
^.kren irn Wind jenes silbrige Oleißen Zeigen,
das zu rnalsn eben nur einern so unkonven-
tionellen Mann wie l'horna einsallen konnte;
Drübner in einer sreck gernalten und noch
frecher gedachten Oentaurenscene, deren Be-
sonderheit ick verschweigen rnuls; Ke 11er-
Keutlingen in einern ziemlich ausdringlichen
Bild, wozu aber eine urn so eindringlichere 8kizze
daneben hängt; Dieberrnann nur rnit einer,
8tuck rnit vielen, darunter bekannten 8acben;
8ascka 8cbneider rnit einern Karton; Kaul-
bach, Modersokn, ^Vd. Hengeler, Derdin.
von Keller: alle in charakteristischen und kür
sie bedeutenden Werken; wenn rnan sie in einer
rnodernen Kunstausstellung so ausgewählt bsi-
sarnrnen fände, rnan würde den Oesckmack der
Deitung rükrnen, und hier hängen sie wie selbst-
verständlich an den Wänden eines Bürgerhauses.
Allerdings ist dieses Klaus keins aus Väterzeiten,
sondern von dern Dresdener Drokessor Britz 8cku-
rnacker gebaut, als er noch seinen ^ugendrnut irn
Wuppertkal betkätigte. In seinen sanstbelickteten
Bäumen sehen Dinge wie Oorintks „8alorne"
garnickt so brutal aus, wie sie in dern grau-
samen Oberlicht unserer ^Vusstellungssäle wirken.
Das Bellsilbrige der Malerei steht da in einern
sanften 8ckrnelz, der die innere Öbereinstirn-
rnung moderner Baukunst und moderner lVlalerei
sehr bestätigt.
Brst nachträglich merkt man, dass in dieser
bedeutenden 8ammlung kein einziges Düssel-
dorfer Bild hängt. Wenn man das in Berlin oder
lVlüncken fände, wäre es nickt so wunderlich;
hier dickt bei Düsseldorf rnufs man nach den
Oründen suchen. Keiner, der die Düsseldorfer
lVlalerei kennt, wird behaupten wollen, daß sie
nickt auch moderne Künstler von Kraft und
Eigenart besäße, deren Bilder gewiß eine Be-
reicherung dieser 8ammlung gäben. Dais sie


WuIknAS Llbsrtslä, Lsriinsrstr.

fehlen, darf in Düsseldorf immer noch ein Reichen
sein, dafs der künstlerische Oesamtruf der 8tadt
nickt die einzelnen trägt, sondern dafs die ein-
zelnen noch immer energisch bis aufs lVlesser
sein müssen, um diesen künstlerischen Oesamt-
ruf wieder so zu erkämpfen, wie sie ikn Kraft
ihrer Kunst verdienen.
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-i-
Dickt vor dem Küllenhahn, auf einer Oras-
breite, wo das bergische Dand — wenn nach
einem Degentag die schwarzgrauen Wolken sich
in einem blanken Bimmel mächtig über den
scharfgezogenen Bergrücken drängen — daliegt
in der Orölse und Kraft einer ^Ipenlandsckaft
und dock in einem eigenen stahlblauen Olanz,
der aus den Wolken wie aus den Messerklingen
aufblitzt, die da überall in den 1?kälern ge-
hämmert werden, steht ein Beine-Denkmal,
nickt sonderlich kockgetürrnte Blöcke mit einer
Daknenstange, irgendwo eine Dlatte mit dem
Vers aus der Barzreise:
Überall sonst würde das Denkmal kümmerlich
sein, hier oben wirkt es in einer eigentümlichen
Kraft, die den Barnen seiner 8tiiterin 8elrna
von der Bez^dt unvergeßlich macht. Bs liegt
dieselbe tapfere Diebe und das unbekümmerte
Bekenntnis darin, das in den 8ammlungen ihres
Mannes, des Breikerrn August von der Bez^dt,
von allen Wänden spricht: Böcklin, Brackt,
8ckennis, Brnst und Britz Boeder, und O.
^.ckenback, 8ckreuer, Oo^en, Watteau, Brenz,
Dupre, van de Kapelle, Dobbe, Welti u. s. w.:
ein Oewirr von Barnen, das Oegenteil von einem
Drogramm, aber überall das Zeugnis einer großen
Diebe zur Kunst und einer Dust am 8ammeln.

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