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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Bergische Bürgerhäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0217

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Barrnsn, ^tlleestr. rz7-

Im Lause 1?oel1e füklt man sick in einer Lamm-
lung, iln Hanse von der Lezrdt bei einern
Laminier. Dort würde jedes minderwertige Bild
peinlick berübren, bier sckenkt inan ibrn gern
einen Lück nnd ist erstaunt, wie viel Liebe in
so einern Ding liegen bann. Dort berrsckt der
Deist der bellsten Modernität, bier verleugnet
sieb nickt die Vorliebe des Sammlers für das ver-
erbte Out der Väter. Leibst der Löcklin bei
von der Lez^dt „1an2 urn die Lacckussäule" ist
altrneisterlick dunkel, und so aucb das scbönste
moderne Lild der ganzen Lammlung. Lein Maler
Welti, bekanntlick ein ^üricker Lcbüler
Löcklins, von dem das Lasier Museum so seltsam
scböne Lädierungen zeigt, ist als moderner
Mensck ein ziemkcker Londerling. Liner, der
nickt so Kock lliegen bann wie sein Meister,
und sick darum in die liefe bokrt. Ls ist uns
im letzten ^skrzeknt manckes an L^mbolik und
liefsinnigbeit vorgemalt worden: es war nickts
darunter, das mir tiefer ins Her? gegriffen, mick
mekr in jene sckmerzlick süfse Lätselstimmung
gezwungen kätte, wie diese kleine einlacke Land-
sckakt. Vorn jagen im tiefen Lckatten traumkakt
zwei Leiter über einen Wiesenkang, zwiscken
den dunklen Lronen öknet sick der Llick auf
einen Lee, über dem fast kleinlick eine ^lpenkette
stekt. ^ber in dem Lernblick auf den Lee ist
eine Ltelle solcker tiefen süfsen Loesie, so in
sick verloren, wie ick sie niemals in alten und
neuen Lildern fand. Ick glaubte, das Herr: stände
mir still vor sülsem Lckrecken, wie vor einer
Lerzenskeimat, die man auf Lrden nie zu knden
gekokt Kat, als ick wieder vor dies süfse Lild
trat. Das, wakrlick, konnte uns nur ein Deutscker
malen.
Von sonstigen Modernen tritt näckst Lckennis,
der in einer unendlicken Lülle von Arbeiten

dort studiert werden kann, Wilkelm Lckreuer
auf. block in voriger Lummer mackte ick diesem
grofsenLünstler den Vorwurf der Lildckenmalerei.
Ick muls ikm von Lernen abbitten. Ls killt
uns alles nickts, er ist dock einer der eigensten
unter den lebenden Malern. Lein Qenie des
Herzens wie Welti, aber ein Lkänomen des ^uges.
Da ist eine Lrinnerung an einen Wartesaal zu
seken, alle Lewegungs- und Licktreize eines
Augenblicks in einer Stärke und zugleick in
einer innerlick gefügten Lomposition dakingesetzt,
wie es eben nur Lckreuer kann. Ls giebt immer
nock Leute, die diesem Mann etwas mitleidig
ein strengeres Ltudium anraten: ick möckte
sagen, ick rate allen, die sick an seinen ^.b-
sonderlickkeiten stolsen, diese zu studieren.
Ick glaube, dals sie sekr bald zur Korrektur
ikrer eigenen Licktigkeiten kommen werden.
Lckreuer denkt garnickt daran, die Lormen der
Dinge zu malen, wie wir sie mit den Händen
greifen oder mit dem Zirkel messen: er will ikr
Licktbild festkalten, wie es das ^uge siebt.
Qerade für die Lanatiker des ^ktes kängt dort
ein farbig lasiertes Lild, das wir bei einem
Lranzosen als für uns unerreickbar bewundern
würden.
Lrenz ist namentlick in einem sckönen
„Morgen nack dem Lacckanal" zu seken. Wieviel
friscker, geistreicker, eleganter als sein „Homer
am kastaliscken ()uek!" Laempffer Kat ein
sekr dekoratives Lild dort, das beste, was ick
von ikm bis jetzt sak. Ligentümlick berükrt
es, Lrackt in einer patketiscken ^nsickt des
Matterkorns zu seken.
Von den alten Lildern ist namentlick ein
van de Lapelle voll von einem milden sanften
Olanz. Lin angeblicksr Lukas Lranack ist
jedenfalls kein solcker, aber ein sekr sckönes


Barmen, ^Ilssstr. i6o.

l6o
 
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