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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Thoma-Ausstellung und Vortrag: (In Elberfeld und Krefeld)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0252

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färben bolte und dennock urdeutsck blieb wie
jene ^lten, die er als seine einzigen Meister
anerkannte. Weil er ein Oicbter war. Deutscb
beisst Oicbter sein; uns ist die Lcbönbeit dieser
Welt nicbt genug, wir müssen die Lcbönbeit
einer eigenen da2U träumen. Ob wir Verse
reimen, löne klingen oder Bilder malen: irnrner
ist es die unsagbare Lcbönbeit der inneren Welt,
von der wir andern Leelen Lunde geben rnöcbten.
Wenn sicb dern deutscben Maler da das Oicbt
als neues ^.usdrucksmittel bietet, was kümmert
es ibn, ob es Zuerst bei einern Lpanier scbim-
rnerte und bei den Lran2vsen 2ur Klarbeit wurde:
er will nicbt dieses Oicbt, sondern er will rnit
diesern Liebt seine eigenen Dinge sagen.
Oiese eigenen Dinge aber bat uns näcbst
Böcklin keiner so deutlicb ge2eigt wie Klans
l'borna. Man mag seine Bilder unbebolken und
bandwerksmässig scbelten, — wie es ja reicblicb
gescbiekt —, rnan wird ibnen lassen rnüssen,
dass sie deutscb sind, deutscb durcb den uner-
scböpbicken Leicktum einer inneren^nscbauungs-
welt, deutscb durcb die l'reue ibrer Lmpbndung,
die getrost bundert äussere Onbebobenbeiten
lässt, urn innerlicb wabr 2U sein, deutscb durcb
ikre Llandwerklicbkeit, ibre Onelegan2.
Lreilicb ist es nur die eine ^.rt des Oeutscb-
turns, die in dern Volkslied ebenso unbekümmert,
ebenso berb und innig und der Orundklang jenes
boben Liedes ist, das uns Böcklin so binreissend
sang. Lest irn Loden siebend, urn alle Dinge
der Lrde die Oespinste der eigenen Leele legen,
oder rnit überscbwengbcker Kraft die Wunder
des Limmels greisen: beides ist deutscb und in
beidern sind die Vorbilder beute besonders nötig,
wo es verbobrt wäre, wenn wir unser Land-
werks2eug nicbt nacb srernden Vorbildern ver-
bessern wollten.

In Krefeld und in Liberfeld war nun eine
Lboma-^usstellung und in beiden spracb Lenrz^
Lkode. Icb sab und börte in Liberseid. Lier
war die Krefelder Ausstellung nocb urn 15 Bilder
verrnebrt worden, sodass sie 60 Bilder und
200 Lteindrucke und Lädierungen umfasste. Oie
rneisten dieser 15 Bilder waren nocb nicbt aus-
gestellt und nur durcb die engen Begebungen
des Direktors Or. Lries 2U l'borna und seinen
Lranksurter Lreunden berausgebracbt. Lie gaben
in Verbindung rnit den andern insofern ein
erstaunlicbes Bild, als sie l'borna durcbaus nicbt
nur in seiner berben genugsam verscbrieenen
^rt, sondern als Maler auf Wegen Zeigte, aus
denen wir andere Künstler aufs böcbste be-
wundern: da waren 2. B. Landsckaften, vor
denen der Kunstbewsnderte auk Lontainbleau
geraten bätte, scbwar^e und silberne, eine türkis-
farbene fast in Watteauscber Leinbeit gestimmt
und eine: vorn am Berg ein Ocbsengespann,
weit dabinter in der Lbene an einem Lluls ein
Ltädtcben und gegen den Horizont blaue Berge,
ein Wunderlandscbaftsstück, vor dem aucb der
leidenscbastbcbste blurmaler verstummen muss.
80 gab diese Ausstellung den Meister äbnlicb,
wie 2. B. die Basler Jubiläumsausstellung Böcklin
2eigte: mebr die lange Lntwicklungsreibe, mit
mannigsacben Linbüssen, als den 2ur eignen
Leite gelangten Künstler. Obwobl gerade der
dort wie bier in einigen Werken war, um eins
2u nennen: in dem „Laradies", diesem welt-
fremden, unbegreiilicb scbönen seltsamen Bild,
ein selbstberrlicbes Werk von böcbster Lracbt.
Oer Vortrag Lenr^ l'bodes war das Muster
eines solcben, scblicbt wie ein Oespräcb be-
gonnen und in eindringlicbem Latbos 2u Lnde
gesübrt. Mancben war es von vornberein ver-
däcbtig, dass er von einem Lreunde spracb;


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äsr Hiorria-^usstsllunx.
 
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