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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 6
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Reki, D.: Die Pantomime: (Drama VI.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0307

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Lcbanzers Oantornirne ist in diesem Zinne
„eckt": Oitersuckt und dann tieriscke Qrausam-
keit sind ibre Motive und wir kaben damit In-
stinkte, aus die Oierrot sebr wobl gekrackt
werden kann und aucb scbon irnrner gekrackt
wurde. Menscblicb und ersckütternd war die
Wirkung; aber sie ging in der Olauptsacke von
den Akteuren aus; der Oicbter batte dickteriscb
wenig bei-, batte eben nur Öblicbes zusammen-
getragen; das war ibrn genug.
Qanz anders Lari von Oevetzow. Leinen
Oinakter babe icb zwar nock nicbt geseken und
die Idee der „zwei Oierrots" scbeint rnir an sieb
ein unmöglicber, Oierrots Lkarakter wider-
sprecbender Oedanke. ^ber sein bisber nocb
nicbt gespielter Oantomimencz^klus ist wunder-
volle Oicbtung und von einern ganz grossen
neuen Wollen getragen, Zwar bestebt dieses
eigentlicb „bleue" in einern speziirscb nicbt
pantornirnistiscben Olement — er lässt, wie be-
zeicbnend sür das Onvermögen der Qestenkunst
jenseits einer bestirnrnten Orenze, die rnirniscbe
Andeutung von Versen rezitativiscb begleiten —
docb der sturnrne Ltil ist der Wirkung des
Qanzen nicbtsdestoweniger geblieben. Lommt
nocb binzu, dass er anderseits durcb die Oin-
sübrung orcbestiscber Oisektanbringungen —
Zierrats gute Oüttin, die Orau irn Monde, ist in
bieratiscb verwandten Lerpentinlinien gedacbt —
nocb bedeutend erweitert wurde; und in dieser
Zubillenabme ckoreograpbiscber Oormen liegt,

Osu88sr.
vorri OÜ88sIäork6r ^08enrQ0litLA82u§ 1898.
scbeint rnir, eine von den Ltulen, zu einer
Wiedererrnöglicbung des grossen Dramas vor-
zudringen, von denen ick sagte, dass sie in der
Pantomime versteckt lägen. Oie antike Tragödie
ist sucb aus dern lanz gekornrnen; Lbor und
Lborsübrer gingen und spracben irn IVletrurn des
belleniscken lanzes: aucb wir werden nicbt
urnbin können, die Metren unseres lanzes aus
das eigentlicb Orarnatiscbe zu übertragen. Wie?
das muss die Araxis Zeigen. Dingen der Zukunst
gegenüber ist lbeorie irnrner unangebracbt; aber
ick Zweifle nicbt, dass ein Olick, binter dern
langMbrige Oedanken über das Wesen der Lcene
unserer läge stecken, aus der ^.rt der Ver-
wendung, die die Lerpentinlinie durcb Lari von
Oevetzow erfukr, rnancben drarnaturgiscben
Wink berausseben wird.
Lein Werk ist also trotz der spracblicken
Zutaten Pantomime, pierrot-lragikomödie — und
kein Orarna. Os Kat keinen Lonilikt, urn zürn
Lckluss aus das rnoraliscbe Wesen der Oesten-
kunst zu kornrnen: pierrot ist selbst der Lon-
bikt seiner Oxistenz, der einzige Menscbent^p,
von dern das gilt äusser dern Linde. pierrot ist
vielleicbt der Mensck, der nicbt Mannbeit wer-
den kann. Oie Mensckbeit wird irnrner wieder
zürn Linde: dann ist vielleicbt einrnal die Zeit
der Pantomime. ^.ber in der Mensckbeit drängt
es irnrner zur Mannbeit: dann ist die Zeit des
Orarnas.
O. peki.

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