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gleichzeitig und zwar aus der Zeit des Soter. Denn nicht nur stimmt der Bau
im allgemeinen mit den beiden Taufkirchen von Ravenna, sondern die Einzelheiten
der Mosaiken, wie die Ausführlichkeit der Schilderung und das Erscheinen der beiden
Marien am Grabe weisen in diese Zeit. Ob aber diese Arbeiten einheimischer oder
fremder Künstlerhand zu verdanken sind, ist bei dem Mangel jeglichen Vergleichmaterials
nicht zu entscheiden: wahrscheinlich ist wohl, daß schon hier fremde Kunstübung
hervortritt und sich an der Schwelle unserer Untersuchung eine Erscheinung einstellt,
die sich im Laufe der Jahrhunderte unzählige Male wiederholt und eine hervorstechende
Eigentümlichkeit Neapels bleibt. — Von den Katakombenmalereien der späteren
Jahrhunderte sind nur mehr spärliche Reste vorhanden. In den Katakomben des
H. Jänner ist uns schwer erkennbar eine Taufe Kristi erhalten, die sich auf die
Stiftung des ebendort gefundenen Taufbeckens durch den Bischof Paul (762) be-
ziehen soll. Auch erfahren wir, daß Pauls Nachfolger Stefan (f 797) die von
ihm erbaute Peterskirche mit Fresken schmückte, die vermutlich ähnlich denjenigen,
die Papst Konstantin in der Vorhalle zu St. Peter in Rom (712) anbrachte,
in Gruppen von Persönlichkeiten die heiligen sieben Sinoden darstellten, wie wir
sie im Malbuche vom Berge Athos eingehend beschrieben finden. Es ist ein
der griechischen Kirche geläufiger Vorwurf und nicht überraschend, davon in Neapel
eine Probe zu finden. Die Fresken selbst sind ebenso wie die Kirche zu St. Peter
längst vom Erdboden verschwunden. Aus dem Anfänge des 9. Jahrhunderts stammen
ferner die zwei Halbfiguren der Neapeler Bischöfe Paul III. und Johann V., als
Oranten dargestellt, ebenfalls in den Katakomben des hl. Jänner. Auch sie sind nur
schwer zu erkennen, konnten aber dazu dienen, einige Heiligenbilder dort, den
hl. Jänner umgeben von den neapolitanischen Ortsheiligen Sosius, Proculus,
Festus, Desiderius, Eutychus und Arcutius sowie einen Kristuskopf mit
den heiligen Frauen Katerine, Agate, Eugenie, Juliane und Margarete in die
gleiche Zeit zu versetzen. — Auffallend ist es, wie wenig die Neapeler Katakomben
noch immer erforscht sind. Von fünf in den Tagen der Pest des 17. Jahrhunderts
angefüllten großen Galerien sind nur zwei der Forschung eröffnet worden. Alles
Übrige ruht noch im Dunkel der leicht zugänglichen Höhenzüge im Norden Neapels,
und es wäre Zeit, hier einmal Hand anzulegen. Sicherlich würden bei der Eigenart
der kristlichen Antike in Neapel wertvolle Ergebnisse für die Forschung nicht ausbleiben.
Dank dem engen Zusammenhang mit der östlichen Kirche könnte Neapel in
den Verdacht kommen, noch manche bizantinische Reste von Heiligenbildern zu
besitzen. Davon kann indes keine Rede sein. Zwar finden wir eine ungewöhnliche
Zahl von wundertätigen Marienbildern in den Neapeler Kirchen verstreut, und von
den Schriftstellern wird selten vergessen, sie als »uralt«, vom hl. Lukas gemalt und
dergleichen hinzustellen. Allein, sie sind mit wenigen Ausnahmen verhältnismäßig
jüngeren Datums, sämtlich bis zur Unkenntlichkeit entstellt und in keinem Falle mit
Sicherheit als bizantinisch nachweisbar. Es wird darauf zurückzukommen sein.
Im Museum befinden sich einige minderwertige Tafeln, die aus unbekannten Gründen
gleichzeitig und zwar aus der Zeit des Soter. Denn nicht nur stimmt der Bau
im allgemeinen mit den beiden Taufkirchen von Ravenna, sondern die Einzelheiten
der Mosaiken, wie die Ausführlichkeit der Schilderung und das Erscheinen der beiden
Marien am Grabe weisen in diese Zeit. Ob aber diese Arbeiten einheimischer oder
fremder Künstlerhand zu verdanken sind, ist bei dem Mangel jeglichen Vergleichmaterials
nicht zu entscheiden: wahrscheinlich ist wohl, daß schon hier fremde Kunstübung
hervortritt und sich an der Schwelle unserer Untersuchung eine Erscheinung einstellt,
die sich im Laufe der Jahrhunderte unzählige Male wiederholt und eine hervorstechende
Eigentümlichkeit Neapels bleibt. — Von den Katakombenmalereien der späteren
Jahrhunderte sind nur mehr spärliche Reste vorhanden. In den Katakomben des
H. Jänner ist uns schwer erkennbar eine Taufe Kristi erhalten, die sich auf die
Stiftung des ebendort gefundenen Taufbeckens durch den Bischof Paul (762) be-
ziehen soll. Auch erfahren wir, daß Pauls Nachfolger Stefan (f 797) die von
ihm erbaute Peterskirche mit Fresken schmückte, die vermutlich ähnlich denjenigen,
die Papst Konstantin in der Vorhalle zu St. Peter in Rom (712) anbrachte,
in Gruppen von Persönlichkeiten die heiligen sieben Sinoden darstellten, wie wir
sie im Malbuche vom Berge Athos eingehend beschrieben finden. Es ist ein
der griechischen Kirche geläufiger Vorwurf und nicht überraschend, davon in Neapel
eine Probe zu finden. Die Fresken selbst sind ebenso wie die Kirche zu St. Peter
längst vom Erdboden verschwunden. Aus dem Anfänge des 9. Jahrhunderts stammen
ferner die zwei Halbfiguren der Neapeler Bischöfe Paul III. und Johann V., als
Oranten dargestellt, ebenfalls in den Katakomben des hl. Jänner. Auch sie sind nur
schwer zu erkennen, konnten aber dazu dienen, einige Heiligenbilder dort, den
hl. Jänner umgeben von den neapolitanischen Ortsheiligen Sosius, Proculus,
Festus, Desiderius, Eutychus und Arcutius sowie einen Kristuskopf mit
den heiligen Frauen Katerine, Agate, Eugenie, Juliane und Margarete in die
gleiche Zeit zu versetzen. — Auffallend ist es, wie wenig die Neapeler Katakomben
noch immer erforscht sind. Von fünf in den Tagen der Pest des 17. Jahrhunderts
angefüllten großen Galerien sind nur zwei der Forschung eröffnet worden. Alles
Übrige ruht noch im Dunkel der leicht zugänglichen Höhenzüge im Norden Neapels,
und es wäre Zeit, hier einmal Hand anzulegen. Sicherlich würden bei der Eigenart
der kristlichen Antike in Neapel wertvolle Ergebnisse für die Forschung nicht ausbleiben.
Dank dem engen Zusammenhang mit der östlichen Kirche könnte Neapel in
den Verdacht kommen, noch manche bizantinische Reste von Heiligenbildern zu
besitzen. Davon kann indes keine Rede sein. Zwar finden wir eine ungewöhnliche
Zahl von wundertätigen Marienbildern in den Neapeler Kirchen verstreut, und von
den Schriftstellern wird selten vergessen, sie als »uralt«, vom hl. Lukas gemalt und
dergleichen hinzustellen. Allein, sie sind mit wenigen Ausnahmen verhältnismäßig
jüngeren Datums, sämtlich bis zur Unkenntlichkeit entstellt und in keinem Falle mit
Sicherheit als bizantinisch nachweisbar. Es wird darauf zurückzukommen sein.
Im Museum befinden sich einige minderwertige Tafeln, die aus unbekannten Gründen