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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0061
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den »Landsmann« (conterraneus) dürfe man nicht so eng auslegen. Allein, dies
würde dem Gebrauche jener Tage, da jede Stadt ein eigenes Gemeinwesen darstellt,
widersprechen, und schwerlich würde z. B. ein Dichter von Siena von einem Maler
aus Florenz als von einem »Landsmanne« geredet haben. Möglich erscheint es, daß
tatsächlich Petrarka bei Abfassung seines Briefes zunächst an die Wandbilder des seit
Jahren in Neapel tätigen Montan gedacht hat, die sich ja ebenfalls in der »könig-
lichen (Barbara) Kapelle« befanden, daß er nachträglich aber die Aufmerksamkeit
des Freundes durch den Nachsatz von dem »ersten Maler der Zeit« auf Jotto lenken
wollte, wobei dann der »Landsmann« versehentlich oder als unwesentlich stehen
blieb. Wie dem auch sein mag: der hier von Petrarka bezeichnete Ort der Wand-
bilder ist die königliche Kapelle der Neuen Burg, und dieses ist wiederum die
große Barbarakirche und nicht die Geheimkapelle, die diese Bezeichnung nicht trägt,
oder etwa gar, wie man auch gewollt hat, die Klarakirche oder die Inkoronata. Auch
Petrarka ist also höchstens nur für den von uns beschränkten Wirkungskreis Jottos in
Anspruch zu nehmen.
Schon mit Lorenz Giberti beginnt nun sein Werk in Neapel sich auszu-
dehnen. Nach ihm malte der Florentiner den Saal des Königs »Hubert« [Robert]
wunderschön mit berühmten Männern aus; auch arbeitete er in der Eierburg, eine
Verwechslung des »Castri novi« mit »Castri ovi«, wie sie sehr häufig wiederkehrt.
Seitdem aber wiederholt sich diese Behauptung unablässig.
Der sonst so vorsichtige Summonte bezeichnet (1524) als Jottos Arbeiten: die
Fresken der Nonnenkirche von St. Klara, verschiedene Tafelbilder im Kloster dort,
die noch aus dem Besitze der frommen Gemalin Roberts, der Königin Sanzia,
stammten, und die Kapelle der Neuen Burg. Diese sei mit Geschichten des Alten
und Neuen Testamentes ausgeschmückt, die der (schon erwähnte) törichte Hofrat leider
habe übertünchen lassen. Jottos Schüler, unter denen er einen (sonst unbekannten)
Farina nennt, hätten dann noch die Inkoronata ausgemalt. Das Buch des Anton
Billi (aus der gleichen Zeit wie Summontes Brief) gibt letztere sogar dem Jotto selbst
und bezeichnet als sein Werk in der Klarakirche eine Offenbarung Johannes, zu der
Dante seinen Rat gegeben hätte. Auch das ist eine vielfach wiederholte Legende.
Was S. Klara betrifft, so liegt hier möglicherweise die schon von anderer Seite ge-
machte Verwechslung mit der »königlichen Kapelle« vor, welche Bezeichnung man
(wie es z. B. noch Schulz tut) auf die Kirche von St. Klara bezog. Sie hat diese
Bezeichnung aber niemals geführt. Wahrscheinlicher ist es noch, daß Jotto hier mit
dem Maler Bartel von Aquila (S. 35) verwechselt wird, den laut Urkunde vom
21. März 1328 Karl von Kalabrien und seine Mutter Sanzia beauftragten, »eine
Kapelle« der Kirche S. Heucaristie, d. i. S. Klara auszumalen. Diese Verwechs-
lung liegt um so näher, als Karl, der sich vom 21. August 1326 bis zum Dezember
1327 als Statthalter in Florenz (ferner bis zu seinem Tode am 10. November 1328
in Aquila, Neapel und Pontekorvo) aufhielt, von der Überlieferung nicht ungereimt
mit der Berufung Jottos nach Neapel betraut wird. — Schließlich ist, und dies scheint
 
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