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dessen Wappen und Sinnzeichen die hölzerne Decke bewahrt. 1481 überwies sie
Ferdinand I. dem hl. Franz von Paola zur Wohnung, als sich dieser zur Heilung
Ludwigs XI. von Frankreich auf dem Wege von Kalabrien nach Paris befand. Nach
einer Inschrift in schlechtem Latein fand eine gründliche Verbarockung statt, und
bei dieser Gelegenheit verschwanden vermutlich auch die letzten Reste der alten
Fresken. Daß erst nach dem Aufenthalt des hl. Franz sein Zimmer zu einer Ge-
betkapelle umgewandelt worden sei, wie Celano meint, wird durch die architek-
tonischen Formen widerlegt und beruht wohl auf der mißverstandenen Inschrift. Da-
gegen ist sehr wohl möglich, daß der von Summonte erwähnte unverständige Hofrat,
der die Wände übertüncht und so die alten Fresken zerstört habe, unter Ferdinand
seines Geschäftes waltete, als dieser die Kapelle für den hl. Franz herrichten ließ.
Wie es sich aber auch damit verhalten mag: urkundlich kommen für Jottos
Tätigkeit nur die Barbarakirche und die Geheimkapelle in Betracht. —
Nun zur Überlieferung.
Sie hat den Wirkungskreis des großen Jotto bedeutend ausgedehnt — ein Be-
streben, das in dem allezeit nach künstlerischem Ruhme lüsternen Neapel den gün-
stigsten Boden fand.
Zuerst wurde ein Zeugnis Petrarkas ins Feld geführt, und anscheinend ist er
es, der, ohne es zu wollen, durch die Unbestimmtheit seines Ausdruckes zum Ur-
heber des Unheils geworden ist, daß der Name Jotto in der Neapeler Kunstforschung
angerichtet hat. Petrarkas Beteiligung am Ruhme Jottos und Simon Martinis beruht
auf dem Lobe, das er ihnen in seinen Werken spendet. So sagt er in einem seiner
Briefe: »Zwei hervorragende Maler (von gerade nicht besonderem Aussehen) habe
ich gekannt, Jotto, den Bürger von Florenz, dessen Ruf ungeheuer ist, und Simon
von Siena. Auch einige Bildhauer habe ich gekannt, aber von weniger großem
Ruhme, denn in diesem Kunstzweig steht unsere Zeit der Vergangenheit doch ziem-
lich nach.« Wichtiger ist für uns die Stelle, die sich in einem Briefe an den Mai-
länder Freund Johann von Mandello befindet, der eine Reise nach Asien beab-
sichtigte und von Petrarka von allem unterwegs Sehenswerten unterrichtet wird: »Ganz
nahe in einem Talkessel liegt (für den vom Posilipp Kommenden) Neapel, eine See-
stadt, die nicht leicht ihres Gleichen hat. Ein künstlicher Hafen nimmt dich auf.
Darüber erhebt sich das königliche Schloß, wo du beim Landen nicht versäumen
wirst, die ,königliche Kapelle* zu betreten; denn in ihr hinterließ ein ehemaliger
Landsmann, der hervorragendste Maler unserer Zeit, große Werke seiner
Hand und seines Geistes . . .« Jotto ist, wie man sieht, gar nicht genannt, son-
dern nur durch die Bezeichnung als »erster Maler seiner Zeit« bestimmt. Da nun
Petrarka nicht wie Jotto aus (Vespignano bei) Florenz, sondern, wie Montan aus
Arezzo stammt, das 88 Kilometer davon entfernt ist, so hat man gemeint, er habe
gar nicht Jotto, sondern seinen »Landsmann« Montan im Auge! Dem Wider-
spruch, der hier vorhanden ist (denn unmöglich konnte Petrarka Montan als den
»ersten Maler seiner Zeit« bezeichnen), will man damit begegnen, daß man meint,
dessen Wappen und Sinnzeichen die hölzerne Decke bewahrt. 1481 überwies sie
Ferdinand I. dem hl. Franz von Paola zur Wohnung, als sich dieser zur Heilung
Ludwigs XI. von Frankreich auf dem Wege von Kalabrien nach Paris befand. Nach
einer Inschrift in schlechtem Latein fand eine gründliche Verbarockung statt, und
bei dieser Gelegenheit verschwanden vermutlich auch die letzten Reste der alten
Fresken. Daß erst nach dem Aufenthalt des hl. Franz sein Zimmer zu einer Ge-
betkapelle umgewandelt worden sei, wie Celano meint, wird durch die architek-
tonischen Formen widerlegt und beruht wohl auf der mißverstandenen Inschrift. Da-
gegen ist sehr wohl möglich, daß der von Summonte erwähnte unverständige Hofrat,
der die Wände übertüncht und so die alten Fresken zerstört habe, unter Ferdinand
seines Geschäftes waltete, als dieser die Kapelle für den hl. Franz herrichten ließ.
Wie es sich aber auch damit verhalten mag: urkundlich kommen für Jottos
Tätigkeit nur die Barbarakirche und die Geheimkapelle in Betracht. —
Nun zur Überlieferung.
Sie hat den Wirkungskreis des großen Jotto bedeutend ausgedehnt — ein Be-
streben, das in dem allezeit nach künstlerischem Ruhme lüsternen Neapel den gün-
stigsten Boden fand.
Zuerst wurde ein Zeugnis Petrarkas ins Feld geführt, und anscheinend ist er
es, der, ohne es zu wollen, durch die Unbestimmtheit seines Ausdruckes zum Ur-
heber des Unheils geworden ist, daß der Name Jotto in der Neapeler Kunstforschung
angerichtet hat. Petrarkas Beteiligung am Ruhme Jottos und Simon Martinis beruht
auf dem Lobe, das er ihnen in seinen Werken spendet. So sagt er in einem seiner
Briefe: »Zwei hervorragende Maler (von gerade nicht besonderem Aussehen) habe
ich gekannt, Jotto, den Bürger von Florenz, dessen Ruf ungeheuer ist, und Simon
von Siena. Auch einige Bildhauer habe ich gekannt, aber von weniger großem
Ruhme, denn in diesem Kunstzweig steht unsere Zeit der Vergangenheit doch ziem-
lich nach.« Wichtiger ist für uns die Stelle, die sich in einem Briefe an den Mai-
länder Freund Johann von Mandello befindet, der eine Reise nach Asien beab-
sichtigte und von Petrarka von allem unterwegs Sehenswerten unterrichtet wird: »Ganz
nahe in einem Talkessel liegt (für den vom Posilipp Kommenden) Neapel, eine See-
stadt, die nicht leicht ihres Gleichen hat. Ein künstlicher Hafen nimmt dich auf.
Darüber erhebt sich das königliche Schloß, wo du beim Landen nicht versäumen
wirst, die ,königliche Kapelle* zu betreten; denn in ihr hinterließ ein ehemaliger
Landsmann, der hervorragendste Maler unserer Zeit, große Werke seiner
Hand und seines Geistes . . .« Jotto ist, wie man sieht, gar nicht genannt, son-
dern nur durch die Bezeichnung als »erster Maler seiner Zeit« bestimmt. Da nun
Petrarka nicht wie Jotto aus (Vespignano bei) Florenz, sondern, wie Montan aus
Arezzo stammt, das 88 Kilometer davon entfernt ist, so hat man gemeint, er habe
gar nicht Jotto, sondern seinen »Landsmann« Montan im Auge! Dem Wider-
spruch, der hier vorhanden ist (denn unmöglich konnte Petrarka Montan als den
»ersten Maler seiner Zeit« bezeichnen), will man damit begegnen, daß man meint,