45
werden wieder Arbeiten in der Geheimkapelle erwähnt; drei Jahre darauf gibt es
Ausbesserungen in der Kleinen Kapelle, die mit jener gleichbedeutend sein dürfte;
1324 werden »die Kapellen« getüncht und verglast, und 1328 wird neben der Ge-
heimkapelle ein Brunnen angelegt, der mit dem im Hofe befindlichen verbunden wird.
1329 endlich beginnt der König ernstlich mit der Auschmückung der »beiden Ka-
pellen«, zu welchem Zwecke er vermutlich Jotto hatte kommen lassen. Aus dem
Wortlaute erhellt, daß dieser mit seiner ganzen Werkstatt anrückte, und daß in der
Großen wie in der Geheimen Kapelle Arbeit für ihn vorhanden war. Kavallini war
nach Rom zurückgekehrt, vielleicht schon gestorben. Simon Martini kann für diese
Jahre in Neapel, wenn er denn dort war, überhaupt nicht in Frage kommen. Unterm
20. Mai 1331 erfahren wir, daß vom 13. September 1329 bis 5. Januar 1330 bereits
beträchtliche Summen für die Vorbereitung der Wände zum Bemalen und für die
Farben ausgegeben worden sind; unterm 1. April 1331 werden weitere Ausgaben für
die Ausmalung der »Großen Kapelle« und was damit zusammenhängt, gemacht. Da-
gegen erscheint die »Kleine Kapelle« erst 1334 wieder, indem der König Geld an-
weist »für die Anfertigung von Malereien in der Kleinen Kapelle, die zwischen der
Großen Kapelle, der Neuen Burg und der Brücke erbaut ist, die zum Schloßgarten
führt und den Namen des hl. Martin erhalten soll, dessen Leben mit noch anderen
Geschichten zwischen besagter Brücke wir auszuführen Befehl gegeben haben«. (Auch
hier spielt, wie man sieht, Assisi herein, wo Simon 1334 zu malen begonnen hatte:
will man doch auch diesen Auftrag am Grabe des hl. Franz auf Robert und Sanzia
zurückführen1). Der etwas unklare Wortlaut ist dahin gedeutet worden, der König
habe in einer kleinen Kapelle innerhalb der großen von S. Barbara zu Ehren des
hl. Martin, sowie an den Wänden der Brücke, die von der Kapelle zu dem unten
liegenden Garten führte (also notgedrungen auch mit einer Treppe verbunden ge-
wesen sein muß), Geschichten des hl. Martin und anderer Heiligen anzubringen be-
fohlen. Dagegen handelt es sich auch hier wiederum wohl nur um die Geheim-
kapelle, die, wie wir sehen, zwischen der Barbarakapelle und der »Brücke« zum
Beverello-, d. i. dem Südturm der Burg lag und vom Könige dem hl. Martin geweiht
war. Unter den Anjoinen wird sie nur noch einmal erwähnt, nämlich als darin dem
Kinde Ladislaus der Treueid geschworen wird. Ziehen wir nun alle diese Angaben
und die Verhältnisse der Neuen Burg, wie sie sich uns heute darbieten, in Betracht,
so ergibt sich, daß wir die Geheime oder Kleine Kapelle wohl in der noch jetzt vorhan-
denen kleinen Kapelle zu suchen haben, die man von der Sakristei der Barbarkapelle
aus durch eine enge Treppe erreicht. Sie war vom Großen Saale aus unmittelbar
zugänglich. Auf dem Bilde Neapels vom Jahre 1464 zeigt sie sich deutlich links
von dem Seckseck des Pfeilers der Barbarakirche, und die daranstoßendenden Doppel-
lauben, die zum. Beverelloturm führen, waren die Vorläufer der Brücke der Anjoinen.
Sie weist noch jetzt die Formen des Großen Saales auf, die er unter Alfons I. erhielt,
1) Heilige haben bekanntlich ihre Moden. Der hl. Martin ist in Italien nie recht Mode
geworden. Sein Leben ist nur selten, plastisch am Dome zu Lucka, behandelt.
werden wieder Arbeiten in der Geheimkapelle erwähnt; drei Jahre darauf gibt es
Ausbesserungen in der Kleinen Kapelle, die mit jener gleichbedeutend sein dürfte;
1324 werden »die Kapellen« getüncht und verglast, und 1328 wird neben der Ge-
heimkapelle ein Brunnen angelegt, der mit dem im Hofe befindlichen verbunden wird.
1329 endlich beginnt der König ernstlich mit der Auschmückung der »beiden Ka-
pellen«, zu welchem Zwecke er vermutlich Jotto hatte kommen lassen. Aus dem
Wortlaute erhellt, daß dieser mit seiner ganzen Werkstatt anrückte, und daß in der
Großen wie in der Geheimen Kapelle Arbeit für ihn vorhanden war. Kavallini war
nach Rom zurückgekehrt, vielleicht schon gestorben. Simon Martini kann für diese
Jahre in Neapel, wenn er denn dort war, überhaupt nicht in Frage kommen. Unterm
20. Mai 1331 erfahren wir, daß vom 13. September 1329 bis 5. Januar 1330 bereits
beträchtliche Summen für die Vorbereitung der Wände zum Bemalen und für die
Farben ausgegeben worden sind; unterm 1. April 1331 werden weitere Ausgaben für
die Ausmalung der »Großen Kapelle« und was damit zusammenhängt, gemacht. Da-
gegen erscheint die »Kleine Kapelle« erst 1334 wieder, indem der König Geld an-
weist »für die Anfertigung von Malereien in der Kleinen Kapelle, die zwischen der
Großen Kapelle, der Neuen Burg und der Brücke erbaut ist, die zum Schloßgarten
führt und den Namen des hl. Martin erhalten soll, dessen Leben mit noch anderen
Geschichten zwischen besagter Brücke wir auszuführen Befehl gegeben haben«. (Auch
hier spielt, wie man sieht, Assisi herein, wo Simon 1334 zu malen begonnen hatte:
will man doch auch diesen Auftrag am Grabe des hl. Franz auf Robert und Sanzia
zurückführen1). Der etwas unklare Wortlaut ist dahin gedeutet worden, der König
habe in einer kleinen Kapelle innerhalb der großen von S. Barbara zu Ehren des
hl. Martin, sowie an den Wänden der Brücke, die von der Kapelle zu dem unten
liegenden Garten führte (also notgedrungen auch mit einer Treppe verbunden ge-
wesen sein muß), Geschichten des hl. Martin und anderer Heiligen anzubringen be-
fohlen. Dagegen handelt es sich auch hier wiederum wohl nur um die Geheim-
kapelle, die, wie wir sehen, zwischen der Barbarakapelle und der »Brücke« zum
Beverello-, d. i. dem Südturm der Burg lag und vom Könige dem hl. Martin geweiht
war. Unter den Anjoinen wird sie nur noch einmal erwähnt, nämlich als darin dem
Kinde Ladislaus der Treueid geschworen wird. Ziehen wir nun alle diese Angaben
und die Verhältnisse der Neuen Burg, wie sie sich uns heute darbieten, in Betracht,
so ergibt sich, daß wir die Geheime oder Kleine Kapelle wohl in der noch jetzt vorhan-
denen kleinen Kapelle zu suchen haben, die man von der Sakristei der Barbarkapelle
aus durch eine enge Treppe erreicht. Sie war vom Großen Saale aus unmittelbar
zugänglich. Auf dem Bilde Neapels vom Jahre 1464 zeigt sie sich deutlich links
von dem Seckseck des Pfeilers der Barbarakirche, und die daranstoßendenden Doppel-
lauben, die zum. Beverelloturm führen, waren die Vorläufer der Brücke der Anjoinen.
Sie weist noch jetzt die Formen des Großen Saales auf, die er unter Alfons I. erhielt,
1) Heilige haben bekanntlich ihre Moden. Der hl. Martin ist in Italien nie recht Mode
geworden. Sein Leben ist nur selten, plastisch am Dome zu Lucka, behandelt.