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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0063
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Neuen Burg bedachte er einen »Großen Saal«, den Alfons zerstörte, mit den Helden-
bildern, unter denen er sich selbst befand. Endlich gibt er ihm auch die Inkoronata.
Wägen und prüfen wir diese verwirrenden Angaben, so bleibt die Kritik schließ-
lich bei der Möglichkeit stehen, daß noch St. Klara für Jotto in Betracht kommen
könnte. Denn hier finden sich nicht nur vereinzelte Reste von Malereien, die aus
den 1300 stammen, sondern der gesamte Nonnenkor ist mit Wandmalereien bedeckt,
unter denen die Fresken Jottos verborgen sein könnten.
Man hat nun nicht versäumt, danach zu suchen. Aber vergeblich klopfte 1845
der Architekt Mondella alle Wände der Kirche gewissenhaft ab, ohne auch nur die
Spur von Frisch- oder anderer Malerei zu finden. Man half sich dann damit, daß
man den oberen Teil einer Empfängnis, die als Gnadenmutter noch heute große
Verehrung genießt, als den Rest der aus der allgemeinen Übertünchung geretteten
Werke Jottos betrachtete. Allein auch damit ist es nichts: das Bild ist zwar alt und
übermalt, es hat aber nichts Jotteskes, und ist eine höchst mittelmäßige Leistung aus
der zweiten Hälfte der 1300. Andere Fresken dort gehören ebenfalls einer späteren
Zeit an. Daß bei der Erbauung des Denkmals für Robert den Weisen (von 1343 ab)
auch Wandmalereien in der Klarakirche ausgeführt wurden, wäre ohne weiteres
anzunehmen, wenn nicht schon die Gruppen von Gestalten im Hintergründe rechts
und links vom Trone des Königs dafür den Beweis lieferten. Venturi sieht hier
eine Gruppe von Mönchen zur Rechten, eine andere von Höflingen und Falkenreitern
zur Linken. Bertaux spricht dagegen von den beiden hh. Ludwig, die sich mehr
rückwärts auf derselben Wand befinden. Sie können selbstverständlich nichts mit
Jotto zu tun haben und werden von Bertaux mit den Fresken der Verkün-
digungskirche zusammengebracht, über die wir kein Urteil haben (s. unten).
Bleibt der Nonnenkor, die von Summonte angegebene »Ecclesia delle Mo-
nache di Sta. Clara«, die schwer zugängliche, an den Kor von S. Klara rückwärts
anstoßende Kapelle, die nach diesem zuverlässigen Gewährsmann ja »ganz von seiner
Hand ausgemalt« wäre. Die wenigen Forscher, denen der Zutritt zu dem in strengster
Klausur gehaltenen Kloster gestattet war, u. a. Bertaux, haben nun wohl
die Wände mit Malereien bedeckt gefunden; sie datieren aber aus dem 17. Jahr-
hundert. (Vielmehr aus dem 18.; unter der Äbtissin Katerina Anguillara malte
Gennaro Pirro die Kirche 1763—66 aus). Allein, Summonte zeigt ja, daß sie
schon im 16. Jahrhundert vorhanden waren. Auch deutet die schematische Einteilung
der Wände wie auch der Gegenstand selbst, die Leiden des Heilands, auf frühere
Zeit. Vielleicht, daß hier eine Verwechslung mit unserem urkundlichen Bartel von
Aquila vorliegt, und es wäre nichts Geringes, wenn man im Nonnenkor, wenn
nicht Jotto, so doch diesen Meister wieder ans Tageslicht ziehen würde! Es findet
sich in der Klarakirche (Eingangswand rechts) noch der weitere Rest einer Freske,
der weit über den vorhin erwähnten steht. Er stellt eine Beweinung dar, und
wenn man an dem leider arg beschädigten Stücke auch nicht gerade Jotto erkennt,
so handelt es sich doch um einen recht tüchtigen Meister. Das Bruchstück wurde
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels 4
 
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