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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0065
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von dem der Garten den Namen Kaisergarten erhielt Er dehnte sich vor dem
Petruzzitor auf dem Korreggieplatze aus, dort, wo sich jetzt der Munizipalplatz
befindet, und reichte bis zur heutigen Inkoronata, nämlich »ad cryptas«, wie es heißt,
bis zu den Grotten für Gefangene. Die Grotten wurden zu dem Besitz hinzugezogen,
um darauf ein Hospital für Arme wie auch für einige Adlige und Leute besseren
Standes zu errichten, das von zwölf Kartäusern mit dem nötigen Wirtschafts- und
Ärztepersonal bezogen wurde. Aus der Gerichtskapelle wird dann die Kirche des
Spitals, so wie dies sich in den Gerichtsgebäuden einnistet. Die Umwandlung ge-
schieht unter Johanna I. Wir geben kurz die diese Annahme stützenden Daten. 1313
befindet sich der oberste neapolitanische Gerichtshof innerhalb des genannten Gartens
im Hause des Fürsten Filipp. Schon im folgenden Jahre finden wir ihn neben
einer Örtlichkeit, die wieder mit »cripta camera« bezeichnet wird, und zwar in einem


Fig. 4. Neapel. Inkoronata, Grundriß
vorläufigen Bau aus Holz und Mauerwerk, das zwei freigebige Bürger dem Könige
überlassen, bis man ein endgiltiges Gebäude errichtet habe. Nun fand man im
Jahre 1578 unter dem Hauptaltar der Inkoronata ein Bleikästchen mit einem Perga-
ment, auf dem man las, daß die Kirche 1328 von Karl von Kalabrien, dem Vater
der Königin Johanna, der im gleichen Jahre starb, erbaut und am 27. Februar 1368,
also nach der langen Bauzeit von 40 Jahren mit Erlaubnis des Papstes Urban V.
von dem apostolischen Gesandten Wilhelm Agrifoglio von S. Marien in Trastevere
unter dem Beistände des Erzbischofs Bernhard Bosqueto feierlich eingeweiht worden
sei. 1346 befindet sich der Gerichtshof in königlichen Gebäuden, in deren Hofe
sich diese von Karl 1328 erbaute Kirche befindet und zwar unter dem Namen »S.
Maria de Jardeno«, was offenbar auf den Garten Filipps Bezug hat Daß es sich
dabei noch um die alte Gerichtskapelle handelt, die (wie die Sainte Chapelle von
Paris) inmitten des Gerichtshofes lag, ergibt sich daraus, daß sie vom Könige mit
einem Geistlichen bedacht wurde, der hier »per comodo del tribunale« die Messe
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