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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0085
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einander: rechts oben sechs Bilder von Heiligen durch verschlungene Kreise in alter
Anordnung des 13. [?] Jahrhunderts aneinander gereiht.. In der Nische rechts der
kleinen Sakristei gegenüber sieht man einen segnenden Bischof, neben ihm eine
kleinere weibliche Figur mit einer Kugel [Börse?] in der Hand in späterem Karakter,
wohl S. Nikolaus und eine der durch ihn geretteten Jungfrauen. Darunter eine Ver-
kündigung. Auf der Eingangswand sieht man rechts zwei sehr schlechte Engels-
gestalten; links oben zwei anmutige Gestalten im Geiste des 15. Jahrhunderts, S. Fran-
ciscus und S. Klara. Die Gesichter haben überaus anmutige Formen . . . Unterhalb
. . .ziehen sich die knienden Gestalten der Minutolo [bis 1462] in einförmig wieder-
kehrender Anordnung um die ganze Kapelle hin. Die Männer sind alle mit Helmen
bedeckt; einige haben über denselben noch die Helmzier der Stierhörner . . . Alle
diese Bilder sind aus einer und derselben späten Zeit und dann auf die gewissen-
loseste Art übersudelt worden [1842!]. Die Wandgemälde im Korabschlusse sind
zwar auch übermalt, aber doch so, daß der ursprüngliche Karakter mehr durch-
schimmert, als bei den meisten übrigen. Jedenfalls sind sie aber erst in der Zeit
nach Jotto, wohl noch im 14. Jahrhundert entstanden [s. oben]. In dem Korgewölbe
laufen fünf Rippen in der Mitte zusammen . . ., der Grund ist blau; darin schweben
rote Cherubim- und Engelgestalten. Über dem Grabmale zur Linken von dem Ein-
tretenden ist die Jungfrau mit dem Kinde dargestellt. . . Zwei hl. Jungfrauen, eine
davon, die hl. Katarine, mit Krone und Rad, stehen zur Seite. Über dem Grabe auf
der entgegengesetzten Seite schwebt Kristus in der Mitte, neben ihm Moses und Elias.
In jeder der zwei Spitzbogennischen zunächst der Mitte sind mehrere Darstellungen
. . . übereinander gemalt. Links vom Eintretenden ist oben das Abendmai darge-
stellt. Die Jünger sitzen in einem Kreise um einen Tisch herum, Judas mit einem
schwarzen Scheine. Die bei geringer Übermalung recht gut kenntlichen Apostel-
figuren sind nicht von hohem Werte. Darunter die Gefangennahme, Kristus von
Judas umarmt. Petrus hat dem Malchus das Ohr abgehauen, wird aber von hinten
von einem Schergen festgenommen; gleichfalls gut erhalten. Darunter die Geißelung,
eine ziemlich rohe Darstellung . . ., darunter die Kreuzigung ganz nach jottesker Dar-
stellungsweise. Kristi Haupt mit blondem Haare hängt nach einer Seite über. Auf
einer Seite steht Johannes der Evangelist mit blondem Lockenhaare verzweiflungsvoll
emporblickend; hinter ihm mehrere andere Gestalten mit scharf ausgeprägten Gesich-
tern. Auf der anderen Seite fällt Maria in Ohnmacht . . . Auf dem entsprechenden
Felde der andern Seite sieht man zuoberst den Ölberg, Kristus knieend, vorn drei
schlafende Jünger. Das Bild ist nicht übermalt, aber auch so ohne bedeutenden
Kunstwert. Die Kreuztragung und darunter die Auferstehung. Der in einen großen
gelben Mantel gehüllte Kristus entsteigt nach der gewöhnlichen Darstellung dem
Grabe. Auf demselben an der andern Seite der Engel gegen die drei hinzutretenden
Frauen gewendet. . .«
Es mag gestattet sein, bei diesen letzten Werken daran zu erinnern, daß sich
der Bildhauer Baboccio selber als Maler bezeichnet, und daß hier eine gewisse
 
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