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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0155
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seums, worüber schon die Anlage der Landschaft mit ihrem versatzstückartigen Vorder-
gründe und die Wolkenbildung um das Kreuz keinen Zweifel lassen. (Das große über
einer Tür hängende ist schwer zu beurteilen, Nr. ?. Das kleinere trägt die Nr. 84238
Abb. 78.) Die Zuschreibung an die Florentiner Peter und Hippolit Donzello ist un-
haltbar. Wenn aber Crowe und Cavalcaselle an Mantegna und Karpaccio erinnert
werden, so stimmt das ja vortrefflich mit der Schule des Zigeuners, und ein Vergleich
mit dem Bilde des Michel von Verona in der Brera (160) weist in die gleiche
Richtung. Übrigens sind beide Bilder kalt im Ausdruck, unzusammenhängend im
Aufbau und ganz und gar uninteressant, das größere noch mehr als das kleinere,
das in Farbe und Mache etwas verschieden, doch nicht viel besser als jenes erscheint.
Die Pferde haben dünne Beine, die Figuren sind schlank, die Felsen rechts und links
werden auf dem kleinen Golgata zu klobigen Massen. Ein schwacher Abklatsch
davon ist die armselige Kreuzigung in der Marienkirche von Piedigrotta (2. Kap. r.),
wovon schon in anderem Zusammenhänge die Rede war.

XIX
Toskanische und andere Kunst in Neapel. Die Pflege künstlerischer Be-
ziehungen des neapolitanischen Hofes zu Toskana beruht neben Alfons I hauptsäch-
lich auf dem hohen künstlerischen Verständnis des Herzogs von Kalabrien, des nach-
maligen Königs Alfons II, der Florenz ja durch mehrjährigen Aufenthalt kannte und
seine Kunst zu schätzen wußte. Freilich gelang es ihm nicht, Meister ersten Ranges
nach Neapel zu ziehen; aber neben den Fresken des Platanenhofes sind weitaus die
bedeutendsten malerischen Arbeiten vom Ende des Jahrhunderts die, welche auf Ver-
anlassung Alfons entstanden, indem er seine Schlösser, die sog. Dukeska, wie auch
das berühmte Poggioreale in der reichsten Weise mit Fresken schmücken ließ.
An der Stelle, wo die Dukeska errichtet wurde, hatte Alfons schon 1481 einen
Garten. Was er außerdem an Gelände brauchte, nahm er seinen Nachbarn mit Ge-
walt ab. Garten und Schloß lagen in dem Raum zwischen dem Kapuanerschloß,
der neuen Stadtmauer Ferdinands vom Jahre 1484 und der Kirche von S. Katerina-
a-Formello. Als Erbauer gilt der 1487 nach Neapel gekommene Julian Majano.
Da aber die Ausmalung schon mit dem Juni 1487 beginnt, so muß der Bau schon
früher angefangen worden sein. Als Maler werden Galvano, auch Galvano, von
Padua, Jakob Parmese (Parmense) von Somma (bei Neapel) und Ludwig della
Bella genannt. In einem Raume »oben im Hause« malte der schon erwähnte Vene-
zianer Konstanz de Moysis die Geschichte des Fürsten von Rossano, den
Hinterhalt vom 29. Mai 1460 zwischen Calvi und Teano, d. h. ein Ereignis aus dem
ersten Aufstande der Barone, in dem Marin Marzano, Fürst von Rossano, ein Ver-
wandter des Königs, eine große Rolle spielt: Man vergleiche das entsprechende Feld
der Monakotür im Neuen Schlosse mit der ähnlichen Darstellung. Karl VIII bewohnte
 
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