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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0208
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schlossen, 2,60 h : 2,86 b) anzufertigen hat, und zwar »im ersten Bilde« d. h. in dem
Oberteil Gottvater mit Krist am Kreuz aus den Wolken kommend, Maria und Mattaus
auf einer, der Evangelist Johannes und der hl. Franz auf der anderen Seite; auf dem
»zweiten Bilde«, also unten eine Gottesmutter mit zwei krönenden Engeln zwischen
den hh. Donat und Peter, der Mantel Mariens in Ultramarin, das Kleid in Brokat.
Darunter eine Staffel mit den Sieben Freuden Mariens1).
Hierbei erfahren wir, daß derselbe Meister ein gleiches Bild für die Neue
Marienkirche in Neapel angefertigt habe, das als Vorbild dienen soll. Dies ist
nicht mehr nachweisbar: vielleicht gehören die Flügel des Dreiblattes in der Kapelle
des Gekreuzigten links vom Hochaltar dazu. Als Bürge tritt bei diesem Vertrage
der Maler Anton Volpe von Neapel auf. D’Engenio vermerkt eine Arbeit des
Guelfo für die Martakirche. »In der Kapelle der Sticker ist eine sehr schöne
Tafel, auf der sich die Himmelskönigin mit dem Kindchen am Busen und viele Engel
befinden, unten der hl. Lukas, von seltener Malerei; das Ganze war das Werk des
berühmten Malers Bartel Guelfo gen. Pistoia, der um 1520 blühte.« Celano
nennt das Bild sehr berühmt. Es verbrannte im Aufstande des Masaniello 1647.
Dunkel erscheint das Schicksal eines anderen Werkes, das D’Engenio erwähnt.
»Über der Tür der Hieronimuskirche-der-Nonnen ist die Gottesmutter mit
dem Kinde im Schoße zwischen dem hl. Hieronimus und dem hl. Franz. Das Ganze
war das Werk des Bartel Guelfo gen. Pistoia.« Dagegen bemerkt Celano: »Das
Bild auf dem Hochaltar (der Hieronimuskirche), darauf die Gottesmutter mit ihrem
Kindchen im Arme und unten der hl. Hieronimus und andere Heilige, ist das Werk
eines jungen Künstlers namens Jakob Sanso, obwohl hier vorher eine von Pistoia
gemalte Tafel war.« Auch Sansos Tafel wurde dann in die linke Kapelle links
verbracht und im 17. Jahrhundert durch Solimenas Gottesmutter, unter die
hh. Hieronimus, Benedikt, Franz und viele hh. Franziskaner ersetzt2).
Ob der Maestro Pistoia, der im Jahre 1522 für die Malereien des Klosters
und des neuen Schlafsales wie auch des Sommer-Remters der Großen Karmeliter-
kirche bezahlt wird, mit unserm Bartel oder mit Leonhard gleich ist, muß dahin-
gestellt bleiben. Bartel kehrt jedenfalls noch einmal im Jahre 1523 wieder, wo er
für die Große Josefskirche (S. Giuseppe de’ Falegnami, 1. Kap. r.) eine Anbetung
der hl. drei Könige malt, die gezeichnet ist: BARTOLOMEUS • GUELFUS • PIS-
1) Dies ist wohl derselbe Meister, der in der Kirche von Kalciano (Basilikata) ein
Dreiblatt in Tempera (in der Mitte Maria mit Kind in Landschaft, auf Goldgrund 1. der Täufer,
r. der hl. Niklas v. Bari, im Halbrund Gottvater, auf der Staffel das Abendmai) zeichnet:
BARTOLOMEUS PASTOIA PINSIT MCCCCCIII (1503). Seine Kunst gehört noch dem
15. Jahrhundert an.
2) Dieser S an s o ist eine dunkle Persönlichkeit, die ein Schüler der D o n z e 11 i gewesen sei
und dabei noch »unserer alten Malerschule der Anjoinenzeit« angehört habe (Chiarini). Nach
Anderen habe er sogar Manso geheißen und in der kleinen Kirche des hl. Bonaventura
(Altar r.) einen hl. Franz von Assisi gemalt. Das oben erwähnte Bild der Hieronimuskirche
war schon 1873 so zerstört, daß die Stücke davon in der Sakristei lagen.
 
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