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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0229
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des hl. Franz von Assisi bemalte, jetzt ganz übertünchte und verdorbene Kloster; den
ebenfalls verdorbenen Kapitelsaal und den Remter, den D’Engenio und Celano
allein erwähnen, und der jedenfalls zu Olivarez Zeit und auf seinen Befehl hin
entstand. So sagt der erstere: »Hier ist auch der ganz bedeutende und sehr vor-
nehme Remter, an dessen Decke der Graf Olivarez, der Vizekönig von Neapel, von
Luigi Roderico, dem trefflichen sizilianischen Maler, die zwölf Provinzen des König-
reichs Neapel und andere schöne Sachen malen ließ«. Der Raum ist durch die
Sitzungen berühmt geworden, in denen man den unersättlichen Statthaltern Geschenke
und Geld zu bewilligen hatte; heute beschließen dort die Gewerkschaften über
Ausstände und ähnliche Dinge. Die Malereien Roderigos begannen in vier Meter
Höhe, denn unten waren Gewebe mit Landschaften und dem Wappen Neapels. In
den Mondfeldern unter der Decke sah man die Ansichten von Neapel und den zwölf
Provinzen des Reichs; von sechs ist noch etwas sichtbar. Die Decke trug eine große
Zahl allegorischer Figuren in Lebensgröße. Im Mittelpunkt jeder Abteilung steht eine
der Haupttugenden, und jede ist wieder von vier anderen Sinnbildern umgeben, die
durch Inschriften bezeichnet sind.
Von D’Engenio wie auch Celano werden unserm Sizilianer einige Werke
der Heiliggeistkirche zugesprochen. »In der Kapelle der Herzöge der Castelluccia
sieht man ein gemaltes Gewölbe (padiglione), das von Luigi Roderico Siciliano ge-
macht wurde«. »Die Figuren in Frischmalereien an der Decke der Kapelle Rickardo
sind das Werk des Luigi Roderico«. In der Kirche von Montoliveto malte er
nach Celano die Kapelle der Familie Orefice, in den Jerolimini (Kap. des Ge-
kreuzigten, r. Schiff) eine Kreuzabnahme, in der Sakristei die Vermälung der
hl. Agnes. Die Rosenkranzmaria der (aufgehobenen) Kirche der Dreifaltig-
keit-der-Nonnen im rechten Kreuzschiff war schon 1813 verschollen. Im Wider-
spruch mit der schweren Anschuldigung, Korenzio habe Roderico ermorden lassen,
steht ihre gemeinsame Tätigkeit im »Teatro, Piazza oder Seggio di Nilo«, der Be-
ratungshalle des Nidoviertels, wo Beiisar den Einzug Karls V, Roderico aber den
darüber befindlichen Schmuck anfertigte. Das Hochaltarbild der kleinen Kirche von
S. Luzia-am-Berge, eine Kreuzabnahme mit Heiligen, wird von Celano und Sigis-
mondi dem Roderico, von Anderen dem Santafede gegeben. Im NM. soll sich
eine Kreuzabnahme befinden, die man dorthin aus der Kirche der Empfängnis
bald nach 1821 geschafft hätte, »damit sie als ein sehr wertvolles Werk erhalten
bliebe«1).
1) Ein bemerkenswertes Werk ist das unbezeichnete Bild des NM., eine Maria dar-
stellend, die in einem Säulengang gen Himmel aufzufahren sich anschickt. Neben und vor der
Steinbrüstung der Halle die vier Kirchenväter von energischen und guten Formen (Abb. 94). Der
hierfür in Betracht kommende Meister scheint auch das verhältnismäßig bedeutende Hochaltar-
bild von S. Marien-der-Miserikordia, eine figurenreiche und stark gefüllte Anbetung
der Könige in waldreicher Landschaft angefertigt zu haben.
 
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