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besonders die Nachahmung rafaelischer Schönheit angelegen sein läßt Man kann
ihm auch in Neapel guten dekorativen Sinn, Freude an der Farbe und gewandte
Zeichnung nicht absprechen, aber er bleibt gekünstelt und kleinlich. Hinter dem
Kapitelsaal im Durchgang zu dem sog. Colloquio hat er (1.) eine Heimsuchung, (r.)
eine Darstellung im Tempel, schwächliche Arbeiten von harter Zeichnung und Farbe.
Weit dekorativer sind die in kleinen Figuren gehaltenen Deckenfresken der Sakristei
(hinterm Kor 1.), Geschichten des Neuen Testamentes mit den Engeln der Passions-
zeichen und Tugenden in Rundbildchen. Das Gewölbe (Abb. 99) gleicht mehr
dem Deckel eines Juwelenkästchens mit Gemmen; es wirkt kleinlich. Aber das
viele Gold und Weiß hebt sich vortrefflich von dem reichen Schrankwerk ab. Die
Bilder sind nachgedunkelt und wirken zu sehr wie Löcher. Geschickt sind auch
nach Rafaels Vorbild die Bilder in einer Farbe, wie die Gelb-in-Gelbmalereien der
Dreiecke über den Mondfeldern. Er ist hier glücklicher als in den großen Geschichts-
bildern des Kapitols und auf dem Tafelbilde des Gekreuzigten mit Maria, Maria
Magdalene, und Johannes über der Eingangstür der Sakristei: die ins Große über-
setzten Figuren sind leblos, breit und schwammig, die Farben unverschmolzen nach
der hergebrachten Ordnung nebeneinander gestellt: Maria rot-blau, Magdalena weiß-
hellrot, Johannes grün-rot. Wann diese Werke gemalt wurden, ist aus den bisher
bekannten Angaben nicht ersichtlich. Wenn es richtig ist, daß Arpino bereits 1589
die Decke des Kors der Kirche ausgemalt und die Anfertigung verschiedener Bilder
dafür übernommen hätte, wie eine Quittung angibt, so wäre der Maler mit 25
Jahren nach Neapel gekommen. Als man ihn 40 Jahre später zur Ausschmückung
der Schatzkapelle des Doms beruft, nimmt er zwar an, ist aber wohl seines Alters
wegen nicht mehr in Neapel erschienen1). —
Der 1581 in Parma geborene Johannes Lanfranko (f 1647) soll 15 Jahre
in Neapel zugebracht haben. An festen Daten haben wir nur weniges darüber: am
4. Februar 1635 ist er Pate eines Jakob Beruli; 1642 (?) gibt er das weiter unten
erwähnte Gutachten ab2) und übernimmt nach dem Tode des Dominikino die
Ausmalung der Kuppel der Schatzkapelle im Dom. Außer dieser Arbeit ist seine
Hauptstätte des Wirkens unsere Kirche von S. Martin. Hier malte er an der
Eingangswand neben dem Fenster die beiden Fresken Betsaida (1.) und Kristus
beruft Jakob und Johannes (r.), minderwertige Bilder ohne Gleichgewicht zu-
einander und von gedankenloser Ausführung. Auch die Kirchendecke (deren
Einteilung die gotische Form bedingte) ladet im einzelnen nicht zum Verweilen
1) Bernhard Cesari von Arpino, der am 5. August 1618 Mitglied der Lukasgilde
in Rom wird, dürfte sein Sohn gewesen sein. Im Komohause wird Josef Cesare die kleine
Geburt Kristi (N. 1459) gegeben.
2) Es kommen in Neapel noch zwei Johannes Lanfranko vor: der eine mit Vor-
namen Johann-Dominik und einer Frau Kornelia Aversana tauft 1601 eine Tochter; der
andere »Gio. bfattista] b[ernardo]« mit einer Frau Beatrix Korriale einen Sohn 1603.
Man kann des Parmesen Beziehungen zu Neapel nicht auf diese stützen.
besonders die Nachahmung rafaelischer Schönheit angelegen sein läßt Man kann
ihm auch in Neapel guten dekorativen Sinn, Freude an der Farbe und gewandte
Zeichnung nicht absprechen, aber er bleibt gekünstelt und kleinlich. Hinter dem
Kapitelsaal im Durchgang zu dem sog. Colloquio hat er (1.) eine Heimsuchung, (r.)
eine Darstellung im Tempel, schwächliche Arbeiten von harter Zeichnung und Farbe.
Weit dekorativer sind die in kleinen Figuren gehaltenen Deckenfresken der Sakristei
(hinterm Kor 1.), Geschichten des Neuen Testamentes mit den Engeln der Passions-
zeichen und Tugenden in Rundbildchen. Das Gewölbe (Abb. 99) gleicht mehr
dem Deckel eines Juwelenkästchens mit Gemmen; es wirkt kleinlich. Aber das
viele Gold und Weiß hebt sich vortrefflich von dem reichen Schrankwerk ab. Die
Bilder sind nachgedunkelt und wirken zu sehr wie Löcher. Geschickt sind auch
nach Rafaels Vorbild die Bilder in einer Farbe, wie die Gelb-in-Gelbmalereien der
Dreiecke über den Mondfeldern. Er ist hier glücklicher als in den großen Geschichts-
bildern des Kapitols und auf dem Tafelbilde des Gekreuzigten mit Maria, Maria
Magdalene, und Johannes über der Eingangstür der Sakristei: die ins Große über-
setzten Figuren sind leblos, breit und schwammig, die Farben unverschmolzen nach
der hergebrachten Ordnung nebeneinander gestellt: Maria rot-blau, Magdalena weiß-
hellrot, Johannes grün-rot. Wann diese Werke gemalt wurden, ist aus den bisher
bekannten Angaben nicht ersichtlich. Wenn es richtig ist, daß Arpino bereits 1589
die Decke des Kors der Kirche ausgemalt und die Anfertigung verschiedener Bilder
dafür übernommen hätte, wie eine Quittung angibt, so wäre der Maler mit 25
Jahren nach Neapel gekommen. Als man ihn 40 Jahre später zur Ausschmückung
der Schatzkapelle des Doms beruft, nimmt er zwar an, ist aber wohl seines Alters
wegen nicht mehr in Neapel erschienen1). —
Der 1581 in Parma geborene Johannes Lanfranko (f 1647) soll 15 Jahre
in Neapel zugebracht haben. An festen Daten haben wir nur weniges darüber: am
4. Februar 1635 ist er Pate eines Jakob Beruli; 1642 (?) gibt er das weiter unten
erwähnte Gutachten ab2) und übernimmt nach dem Tode des Dominikino die
Ausmalung der Kuppel der Schatzkapelle im Dom. Außer dieser Arbeit ist seine
Hauptstätte des Wirkens unsere Kirche von S. Martin. Hier malte er an der
Eingangswand neben dem Fenster die beiden Fresken Betsaida (1.) und Kristus
beruft Jakob und Johannes (r.), minderwertige Bilder ohne Gleichgewicht zu-
einander und von gedankenloser Ausführung. Auch die Kirchendecke (deren
Einteilung die gotische Form bedingte) ladet im einzelnen nicht zum Verweilen
1) Bernhard Cesari von Arpino, der am 5. August 1618 Mitglied der Lukasgilde
in Rom wird, dürfte sein Sohn gewesen sein. Im Komohause wird Josef Cesare die kleine
Geburt Kristi (N. 1459) gegeben.
2) Es kommen in Neapel noch zwei Johannes Lanfranko vor: der eine mit Vor-
namen Johann-Dominik und einer Frau Kornelia Aversana tauft 1601 eine Tochter; der
andere »Gio. bfattista] b[ernardo]« mit einer Frau Beatrix Korriale einen Sohn 1603.
Man kann des Parmesen Beziehungen zu Neapel nicht auf diese stützen.