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Nur wenige von ihnen gelangen zu selbständiger Bedeutung.
Der mit Massimo ziemlich gleichaltrige Pacecco (oder Pacicco) de Rosa
(geboren angeblich um 1580, gestorben angeblich 1654) zeichnet sich vor Massimo
durch größere Flüssigkeit der Farbe und durchsichtige helle Schatten aus, steht ihm
aber, namentlich in größeren Werken, in jeder Beziehung nach. Man nahm seine
lichte Schattengebung der kräftigeren und beliebteren des Meisters gegenüber anfäng-
lich für Schwäche, lernte sie aber, da sie sich besser hielt als Massimos schwarz-
schattigen Bilder, später wohl schätzen. Um ihn kennen zu lernen, ist für die
kleineren Werke, in denen er genießbarer ist als in den anspruchsvolleren der Kirchen-
bilder, das NM. zuständig. Der hl. Josef mit Kind (84397) ist eins seiner besten
Werke und befriedigt durch den Kinderakt wie durch die schöne Farbengebung, bei
der Riberas Vorbild unverkennbar ist: Das Schwarzbraun des Rockes Josefs, neben
dem stumpfen Rotbraun des Tischtuches heben das Fleisch vortrefflich heraus. Von
dem Vorwurf selbst: das göttliche Kind umarmt den Alten mit dem geöffneten zahn-
losen Munde, sieht man dabei ganz ab. Wie tief man bereits in die Volkskunst
der Holländer hineingeraten ist, zeigt das Brustbild der jungen Frau, die sich
die Haare flicht (84368). Sie hat den Mund zum Singen geöffnet und die Nase so
hoch, daß man in die Löcher schaut. Auf rotem Hintergründe steht gut das gold-
braune Kleid und das schöne hellbraune Haar. Die Hände, die den letzten Zipfel
der Flechte erledigen, sind auffallend gewöhnlich, das Gesicht fleischig. Von meist
glatter Mache im Renistil sind die kleinen Rundbilder, die gelegentlich durch ein
feines Farbenspiel von Blau mit Altgold und Grauviolett erfreuen: eine Verleugnung
Petris (84357), ein hl. Hieronimus (84399), bei dem Korreggio Pate gestanden,
eine Gottesmutter von ansprechender Lieblichkeit des Ausdrucks und großer Be-
stimmtheit und Sicherheit der Ausführung (84395, Abb. 103), ein sterbender hl.
Alexius (84425) und ein den Dudelsack blasender Hirte ganz im kleinen hol-
ländischen Stile der späteren Zeit. Den anspruchsvolleren, aber versagenden Künstler
der Kirchenbilder (von denen De Dominici eine ganze Reihe anführt, die ihm sicher-
lich nicht gehören), lernen wir am besten in S. Marien-der-Gesundheit (Sanitä,
4. Altar 1., 2. 1. vom Hochaltar) kennen, wo das Altarbild mit seinem Namen ge-
zeichnet ist: PACICCO DE ROSA F. 1652. Dem hl. Tomas von Aquino, der
in seinem Studierzimmer in die Knie gesunken mit weit geöffnetem Munde laut zur
Hostie schreit, die oben links über einem Haufen von Engelsköpfen erscheint, wird
von zwei breitspurigen Engeln der Keuschheitsstrick umgelegt, wobei den Schwachen
ein dritter Himmelsbote von hinten stützt. In einer Türöffnung links läuft erschreckt
die Versuchung in Gestalt eines Weibes davon. Es ist ein durch die Simbolisterei
inhaltlich, den schmutzig gelbbraunen Ton malerisch unangenehmes Werk. Nicht
anmutender ist die Taufe der hl. Kandida, die aus S. Peter-ad-Aram, wo das Haupt
dieser ersten vom hl. Peter getauften Kristin aufbewahrt wird, ins NM. gekommen
ist (84422). Auf lichtem Himmel tummeln sich die immer zahlreicher werdenden
Engel. Im Vordergründe wird die Heilige von einem riesenhaften S. Peter, der einen
Nur wenige von ihnen gelangen zu selbständiger Bedeutung.
Der mit Massimo ziemlich gleichaltrige Pacecco (oder Pacicco) de Rosa
(geboren angeblich um 1580, gestorben angeblich 1654) zeichnet sich vor Massimo
durch größere Flüssigkeit der Farbe und durchsichtige helle Schatten aus, steht ihm
aber, namentlich in größeren Werken, in jeder Beziehung nach. Man nahm seine
lichte Schattengebung der kräftigeren und beliebteren des Meisters gegenüber anfäng-
lich für Schwäche, lernte sie aber, da sie sich besser hielt als Massimos schwarz-
schattigen Bilder, später wohl schätzen. Um ihn kennen zu lernen, ist für die
kleineren Werke, in denen er genießbarer ist als in den anspruchsvolleren der Kirchen-
bilder, das NM. zuständig. Der hl. Josef mit Kind (84397) ist eins seiner besten
Werke und befriedigt durch den Kinderakt wie durch die schöne Farbengebung, bei
der Riberas Vorbild unverkennbar ist: Das Schwarzbraun des Rockes Josefs, neben
dem stumpfen Rotbraun des Tischtuches heben das Fleisch vortrefflich heraus. Von
dem Vorwurf selbst: das göttliche Kind umarmt den Alten mit dem geöffneten zahn-
losen Munde, sieht man dabei ganz ab. Wie tief man bereits in die Volkskunst
der Holländer hineingeraten ist, zeigt das Brustbild der jungen Frau, die sich
die Haare flicht (84368). Sie hat den Mund zum Singen geöffnet und die Nase so
hoch, daß man in die Löcher schaut. Auf rotem Hintergründe steht gut das gold-
braune Kleid und das schöne hellbraune Haar. Die Hände, die den letzten Zipfel
der Flechte erledigen, sind auffallend gewöhnlich, das Gesicht fleischig. Von meist
glatter Mache im Renistil sind die kleinen Rundbilder, die gelegentlich durch ein
feines Farbenspiel von Blau mit Altgold und Grauviolett erfreuen: eine Verleugnung
Petris (84357), ein hl. Hieronimus (84399), bei dem Korreggio Pate gestanden,
eine Gottesmutter von ansprechender Lieblichkeit des Ausdrucks und großer Be-
stimmtheit und Sicherheit der Ausführung (84395, Abb. 103), ein sterbender hl.
Alexius (84425) und ein den Dudelsack blasender Hirte ganz im kleinen hol-
ländischen Stile der späteren Zeit. Den anspruchsvolleren, aber versagenden Künstler
der Kirchenbilder (von denen De Dominici eine ganze Reihe anführt, die ihm sicher-
lich nicht gehören), lernen wir am besten in S. Marien-der-Gesundheit (Sanitä,
4. Altar 1., 2. 1. vom Hochaltar) kennen, wo das Altarbild mit seinem Namen ge-
zeichnet ist: PACICCO DE ROSA F. 1652. Dem hl. Tomas von Aquino, der
in seinem Studierzimmer in die Knie gesunken mit weit geöffnetem Munde laut zur
Hostie schreit, die oben links über einem Haufen von Engelsköpfen erscheint, wird
von zwei breitspurigen Engeln der Keuschheitsstrick umgelegt, wobei den Schwachen
ein dritter Himmelsbote von hinten stützt. In einer Türöffnung links läuft erschreckt
die Versuchung in Gestalt eines Weibes davon. Es ist ein durch die Simbolisterei
inhaltlich, den schmutzig gelbbraunen Ton malerisch unangenehmes Werk. Nicht
anmutender ist die Taufe der hl. Kandida, die aus S. Peter-ad-Aram, wo das Haupt
dieser ersten vom hl. Peter getauften Kristin aufbewahrt wird, ins NM. gekommen
ist (84422). Auf lichtem Himmel tummeln sich die immer zahlreicher werdenden
Engel. Im Vordergründe wird die Heilige von einem riesenhaften S. Peter, der einen