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vember 1688 an: eine Kreuzabnahme des hl. Andreas »von der Hand des
Lukas Jordano nach Art des Spanjoletto«*), ebenso einen hl. Hieronimus.
In Wirklichkeit bildet er den Gegenpol Riberas; denn gerade das, was die
Grundlage der Kunst des Spaniers ausmacht, die unbedingte, fast sklavische Ehr-
furcht vor der, Natur, geht ihm ab. Er ersetzt sie durch unvergleichliche Hand-
fertigkeit, ein fabelhaftes Gedächtnis und eine lebhafte Fantasie. Sein Schüler Si-
monelli erzählte dem Giannone, daß, wenn Lukas sich daran gemacht habe, vor
der Natur zu zeichnen, er jedesmal sehr bald müde geworden sei und aufgehört
habe. In Florenz führte ihn Andreas del Rosso einmal in das Haus der Erben
des Just Sustermans (f 1681), um ihm ein Bild dieses Meisters zu zeigen. Sie
sehen es flüchtig an. Abends sprechen sie davon, und Jordano zeichnet es nun
aus dem Kopfe mit solcher Genauigkeit, »daß es aussah, als sei es danach kopiert.«
So fing Lukas an, so verdiente er sich frühzeitig viel Geld, und so wurde er
ein außerordentlich angesehener Maler, dem die Aufträge unaufhörlich zuflossen.
1665 wird er Mitglied der Malergilde. Auf Reisen nach dem Norden macht er sich
namentlich mit den Venezianern vertraut, deren Stil auf den Werken seiner mittleren
Zeit bis zur Täuschung nachgemacht erscheint. Seine Tätigkeit in Neapel wächst ins
Ungemessene. Bei allen Gelegenheiten, Komödien, Aufzügen ist er dabei. So als
Gelegenheitsmaler bei den großartigen Festen zu Ehren der Statthalter, bei Pro-
zessionen und Teateraufführungen. Der Hauptschmuck pflegte bei solchen Ge-
legenheiten auf dem Sellariaplatze entfaltet zu werden. Der ganze Platz war mit
Standbildern, Aufbauten aller Art, die mit Kränzen und Inschriften geschmückt waren,
Altären usw. angefüllt. Den Mittelpunkt bildete ein mit Feuerwerk ausgestopfter
Triumfbogen, Katafalk genannt. Die Bilder waren stets von angesehenen Malern, die
Statuen von ersten Bildhauern gefertigt, und am 2. Mai 1676 lieferte Jordano das
Hauptbild, das den hl. Jänner darstellte. Die szenischen Malereien zu einer musi-
kalischen Aufführung vom 4. Februar 1680 fertigte Jordano umsonst, »um einen
Bruder in der Regierung zu halten«; und in der Jesuitenkirche machte er sich 1680
bei Gelegenheit des Vierzigstündigen Gebets durch eine besonders schöne Darstellung
der hl. Schrift verdient. Kein Stil bleibt ihm fremd. Selbst den Stillebenmalern
wie dem Abt Belvedere verdirbt er das Geschäft, und der Arme soll daran ge-
storben sein wie 1693 in Spanien Coello, dem er die Gunst des Königs und aller
anderen Auftraggeber raubt. Im Alter von 58 Jahren, 1692, folgt er einem Rufe des
Königs Karl II nach Madrid. Am 3. Juli 1692 kommt er dort an, wohnt im
Schlosse, wird vom König zum Hofmaler ernannt und malt mit einem Gehalt von
4000 Skudi eine ungeheure Anzahl von Bildern. Sein Einfluß ist für die Spanier ver-
hängnisvoll geworden. Wann er nach Neapel zurückkehrt, ist nicht ganz sicher. Am
29. April 1704 werden seine Fresken in der Schatzkapelle von St. Martin enthüllt,
und am 3. Januar 1705 beschließt er sein tatenreiches Leben. Er wird an der Stätte
1) Es soll die jetzt in der Münchener Pinakotek Nr. 1280 hängende (für Lukas zu
gute) Arbeit sein, deren Inschrift gefälscht wäre.
vember 1688 an: eine Kreuzabnahme des hl. Andreas »von der Hand des
Lukas Jordano nach Art des Spanjoletto«*), ebenso einen hl. Hieronimus.
In Wirklichkeit bildet er den Gegenpol Riberas; denn gerade das, was die
Grundlage der Kunst des Spaniers ausmacht, die unbedingte, fast sklavische Ehr-
furcht vor der, Natur, geht ihm ab. Er ersetzt sie durch unvergleichliche Hand-
fertigkeit, ein fabelhaftes Gedächtnis und eine lebhafte Fantasie. Sein Schüler Si-
monelli erzählte dem Giannone, daß, wenn Lukas sich daran gemacht habe, vor
der Natur zu zeichnen, er jedesmal sehr bald müde geworden sei und aufgehört
habe. In Florenz führte ihn Andreas del Rosso einmal in das Haus der Erben
des Just Sustermans (f 1681), um ihm ein Bild dieses Meisters zu zeigen. Sie
sehen es flüchtig an. Abends sprechen sie davon, und Jordano zeichnet es nun
aus dem Kopfe mit solcher Genauigkeit, »daß es aussah, als sei es danach kopiert.«
So fing Lukas an, so verdiente er sich frühzeitig viel Geld, und so wurde er
ein außerordentlich angesehener Maler, dem die Aufträge unaufhörlich zuflossen.
1665 wird er Mitglied der Malergilde. Auf Reisen nach dem Norden macht er sich
namentlich mit den Venezianern vertraut, deren Stil auf den Werken seiner mittleren
Zeit bis zur Täuschung nachgemacht erscheint. Seine Tätigkeit in Neapel wächst ins
Ungemessene. Bei allen Gelegenheiten, Komödien, Aufzügen ist er dabei. So als
Gelegenheitsmaler bei den großartigen Festen zu Ehren der Statthalter, bei Pro-
zessionen und Teateraufführungen. Der Hauptschmuck pflegte bei solchen Ge-
legenheiten auf dem Sellariaplatze entfaltet zu werden. Der ganze Platz war mit
Standbildern, Aufbauten aller Art, die mit Kränzen und Inschriften geschmückt waren,
Altären usw. angefüllt. Den Mittelpunkt bildete ein mit Feuerwerk ausgestopfter
Triumfbogen, Katafalk genannt. Die Bilder waren stets von angesehenen Malern, die
Statuen von ersten Bildhauern gefertigt, und am 2. Mai 1676 lieferte Jordano das
Hauptbild, das den hl. Jänner darstellte. Die szenischen Malereien zu einer musi-
kalischen Aufführung vom 4. Februar 1680 fertigte Jordano umsonst, »um einen
Bruder in der Regierung zu halten«; und in der Jesuitenkirche machte er sich 1680
bei Gelegenheit des Vierzigstündigen Gebets durch eine besonders schöne Darstellung
der hl. Schrift verdient. Kein Stil bleibt ihm fremd. Selbst den Stillebenmalern
wie dem Abt Belvedere verdirbt er das Geschäft, und der Arme soll daran ge-
storben sein wie 1693 in Spanien Coello, dem er die Gunst des Königs und aller
anderen Auftraggeber raubt. Im Alter von 58 Jahren, 1692, folgt er einem Rufe des
Königs Karl II nach Madrid. Am 3. Juli 1692 kommt er dort an, wohnt im
Schlosse, wird vom König zum Hofmaler ernannt und malt mit einem Gehalt von
4000 Skudi eine ungeheure Anzahl von Bildern. Sein Einfluß ist für die Spanier ver-
hängnisvoll geworden. Wann er nach Neapel zurückkehrt, ist nicht ganz sicher. Am
29. April 1704 werden seine Fresken in der Schatzkapelle von St. Martin enthüllt,
und am 3. Januar 1705 beschließt er sein tatenreiches Leben. Er wird an der Stätte
1) Es soll die jetzt in der Münchener Pinakotek Nr. 1280 hängende (für Lukas zu
gute) Arbeit sein, deren Inschrift gefälscht wäre.