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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0375
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361

Unter den Schülern des Johann-Baptist Ruoppolo, die sich bald der Frucht-
malerei, bald den Geflügeln zuwenden, geben De D. sowohl wie Oiannone den
Onofrio Loth, (»Nufrio Lotta«, 1689 Mitglied der Anna- und Lukasgilde), Franz
della Quosta* 1) (Gemüse), Kajetan Kusati (Jagdstücke und Fische), Aniello As-
cione (Obst) usw. an. Die meisten dieser Leute waren engbegrenzte Spezialisten,
wie denn die 1600 in dieser Beziehung den Grund zu der modernen Zersplitterung
der einzelnen Zweige der Malkunst legten. Loths Ruhm bildeten die Trauben und
das Weinlaub: niemand konnte wie er den Tau auf den Trauben herausbringen, was
Giannone schon am Belvedere bewundert hatte, so daß Liebhaber und Besteller
nichts anderes von ihm wollten. Dagegen haperts bei ihm wie bei allen diesen
Spezialisten an dem Landschaftlichen oder Figürlichen, das man zum Zusammen-
stimmen der Stilleben brauchte. Um seine Trauben die Landschaften herumgemalt
zu haben2), rühmt sich De D., der dieselbe Aufgabe außer ihm auch Paul de
Matteis zuschreibt. Dem widerspricht Giannone indes sehr entschieden. Beide
seien seine Freunde gewesen, und Loth habe seine Stilleben selbst sehr gut mit
Landschaft zu umgeben verstanden, während ja De D. nicht einmal den Beich
habe kopieren können3). Nur das Figürliche hätten, wie gewöhnlich, andere malen
müssen, aber auch das sei niemals De D. gewesen. Beide Nebenbuhler geben als
Todesjahr Loths 1717 an. Sein zum Handwerk herabgesunkener Schüler war Ri-
dolfo Skoppa, etwas besser Dominik Grosso. —
In die Fußtapfen Honthorsts und der nordischen Jagdstückmaler tritt Baltasar
de Karo. 1701 wird er Mitglied der Anna- und Lukasgilde. Giannone bemerkt von
ihm: »Tatsächlich war er ein großer Maler von Jagdstücken und ähnlichem. In der
Vergangenheit malte er gut, später aber, sei es wegen der schlechten Bezahlung, sei
es, daß er es nötig hatte, sank er auf eine Manier herab, die seine Werke nicht mehr
gesucht machte und nur für Händler arbeitete. Anfangs malte er Blumen und Früchte
für seinen Lehrer, den Abt Andreas [Solimena]. Er starb alt, aber elend«. Das NM.
hat von ihm im Rundsaal XXI ein Stilleben mit einer wilden Gans und einem Eberkopf.
rante soll ein Seestück für den Dichter Niklas Giovo gemalt haben, das ein Gegenstück zu
einem solchen desMonsü Paolo Ganses gebildet habe. Dieser sei darin De D.s Lehrer
gewesen: »Er war ein trefflicher Mann besonders in Seestücken mit Mondschein . . und
starb in Neapel am Übermaß von Branntwein- und Weingenuß, trotz der Warnung, die ihm
der Giovan Fiamengo, ein ausgezeichneter, obgleich zu vernachlässigter Maler von Land-
und Seestücken, zuteil werden ließ« usw.
1) Francesco de la Cuosta, 1672 Mitglied der Anna- und Lukasgilde, f 4. Nov. 1723.
2) Der technische Ausdruck dafür ist accordare. So habe in Rom Trevisani die
schönen Fruchtgehänge Loths mit einfarbigen Schilden, die Flachbildnerei nachahmten, ver-
sehen, in Neapel den Trevisani nachahmend Paul de Matteis.
3) Es handelt sich um Joachim Franz Beich, der auch in Neapel gewesen zu sein
scheint, wo ihn, wenn ich nicht irre, auch Celano erwähnt. De D. gibt sich als seinen
Schüler aus; hat ihn aber nach der Behauptung Giannones gar nicht gekannt, sondern nur
für Don Aurora Sanseverino kopiert.

 
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