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(f 1685), führt die Tavernas auf und fährt fort: »In der hervorragenden Kunst der
Malerei machte sich einen Namen nicht nur in Italien sondern in ganz Europa der
Malteserritter Bruder Mattias Preti, der heute in Neapel lebt und gewöhnlich der
Ritter von Kalabrien (il cavalier Calabrese) genannt wird.« Wo er seine Lehr-
zeit verbrachte, ist zwar unsicher, sein Werk deutet aber nach Neapel, wo er sich
dem Einflüsse des Ribera und seiner Nachahmer, der sich durch sein ganzes Leben
bemerkbar macht, nicht entzog. Mußte doch schon den heißblütigen Südländer die
Vorliebe des Spaniers für die Wirklichkeit, für blutige Vorgänge, Martern der grau-
sigsten Art, wie sie, freilich ohne die malerische Gediegenheit des großen Spaniers
zu erreichen, Preti Zeit seines Lebens gepflegt hat, besonders anziehen. Nahe steht
aber seine schwarzschattige Art dem Karacciolo, dessen Kunst er aber weit hinter
sich läßt. Denn bald scheint er ein unstetes Wanderleben angetreten zu haben und
auf die Suche nach malerischen Vorbildern im Norden Italiens gegangen zu sein.
Daß er bis Rubens nach Antwerpen gelangt sei, wie De D. uns erzählt, ist wenig
glaublich, wenn er auch dessen Kunst aus eigner Anschauung in Rom usw. wird kennen
gelernt haben. Noch haltloser ist es, ihn bei Guercino in die Lehre zu geben, wie man
oft nach De D. wiederholt, und schon Giannone findet neben manchem, das dem
innerlich und äußerlich widerspricht, heraus, daß diese Fabel De D.s auf der zufälligen
Angabe Malvasias beruht, unter den Schülern Guercinos, die er aufzählt, habe
sich auch »ein Kalabrese« befunden. Sein Werk dagegen beweist ganz klar, daß er
bei den Venezianern in die Schule gegangen ist, und gewisse Bilder Neapels, die
wir kennen lernen werden, zeigen uns ihn als eine Art blutrünstigen Übersetzers
Veroneses und Tintorettos mit der schwärzlichen Farbengebung der Riberianer.
Auf der Rückkehr aus dem Norden machte er wohl zuerst in Rom Halt, und
hier wird er 1653 als »Maler« (und nicht etwa auch als Architekt, wie De D. will) in
die Akademie von S. Lukas aufgenommen. Seine in Rom zurückgelassenen Werke
beschäftigen uns hier nicht: daß er aber von Kortona manches gelernt haben
wird, ist nicht unwahrscheinlich. Jedenfalls kam er nun als gereifter Mann und
fertiger Künstler nach Neapel zurück, wie es scheint, kurze Zeit nach der Pest von
1656, die in einigen seiner Werke dort noch eine Rolle spielt. Dann, nach 1664,
zieht er wohl über seine Heimat, in deren Kirche sich Werke von ihm befinden sollen,
nach Sizilien und wird schließlich von dem Großmeister des Malteserordens nach
Malta berufen. Hier wird er Komtur des Ordens und stirbt hochbetagt, wegen seiner
leutseligen Art und Mildtätigkeit beliebt und geehrt, am Fieber (nach DeD. am 13. Januar)
1699. In der großen prunkhaften Johanneskirche in Lavaletta ist er beigesetzt1).
1) Noch 1684 bestellt man bei ihm in Malta für die Große Marienkirche der
Karmeliter in Neapel (2. Kap. r.) ein Altarbild, das den hl. Simon Stock und den Sei.
Franko darstellt. Da Preti die Mönche fälschlich als Dominikaner gemalt hatte, mußte das Bild
zur Umänderung nach Malta zurückgesandt werden. Es ist noch an Ort und Stelle, wird aber
irrtümlich dem Sol im e na gegeben. Ein schönes einfaches Grau und helles Braun der Mäntel
zeichnet es aus.
(f 1685), führt die Tavernas auf und fährt fort: »In der hervorragenden Kunst der
Malerei machte sich einen Namen nicht nur in Italien sondern in ganz Europa der
Malteserritter Bruder Mattias Preti, der heute in Neapel lebt und gewöhnlich der
Ritter von Kalabrien (il cavalier Calabrese) genannt wird.« Wo er seine Lehr-
zeit verbrachte, ist zwar unsicher, sein Werk deutet aber nach Neapel, wo er sich
dem Einflüsse des Ribera und seiner Nachahmer, der sich durch sein ganzes Leben
bemerkbar macht, nicht entzog. Mußte doch schon den heißblütigen Südländer die
Vorliebe des Spaniers für die Wirklichkeit, für blutige Vorgänge, Martern der grau-
sigsten Art, wie sie, freilich ohne die malerische Gediegenheit des großen Spaniers
zu erreichen, Preti Zeit seines Lebens gepflegt hat, besonders anziehen. Nahe steht
aber seine schwarzschattige Art dem Karacciolo, dessen Kunst er aber weit hinter
sich läßt. Denn bald scheint er ein unstetes Wanderleben angetreten zu haben und
auf die Suche nach malerischen Vorbildern im Norden Italiens gegangen zu sein.
Daß er bis Rubens nach Antwerpen gelangt sei, wie De D. uns erzählt, ist wenig
glaublich, wenn er auch dessen Kunst aus eigner Anschauung in Rom usw. wird kennen
gelernt haben. Noch haltloser ist es, ihn bei Guercino in die Lehre zu geben, wie man
oft nach De D. wiederholt, und schon Giannone findet neben manchem, das dem
innerlich und äußerlich widerspricht, heraus, daß diese Fabel De D.s auf der zufälligen
Angabe Malvasias beruht, unter den Schülern Guercinos, die er aufzählt, habe
sich auch »ein Kalabrese« befunden. Sein Werk dagegen beweist ganz klar, daß er
bei den Venezianern in die Schule gegangen ist, und gewisse Bilder Neapels, die
wir kennen lernen werden, zeigen uns ihn als eine Art blutrünstigen Übersetzers
Veroneses und Tintorettos mit der schwärzlichen Farbengebung der Riberianer.
Auf der Rückkehr aus dem Norden machte er wohl zuerst in Rom Halt, und
hier wird er 1653 als »Maler« (und nicht etwa auch als Architekt, wie De D. will) in
die Akademie von S. Lukas aufgenommen. Seine in Rom zurückgelassenen Werke
beschäftigen uns hier nicht: daß er aber von Kortona manches gelernt haben
wird, ist nicht unwahrscheinlich. Jedenfalls kam er nun als gereifter Mann und
fertiger Künstler nach Neapel zurück, wie es scheint, kurze Zeit nach der Pest von
1656, die in einigen seiner Werke dort noch eine Rolle spielt. Dann, nach 1664,
zieht er wohl über seine Heimat, in deren Kirche sich Werke von ihm befinden sollen,
nach Sizilien und wird schließlich von dem Großmeister des Malteserordens nach
Malta berufen. Hier wird er Komtur des Ordens und stirbt hochbetagt, wegen seiner
leutseligen Art und Mildtätigkeit beliebt und geehrt, am Fieber (nach DeD. am 13. Januar)
1699. In der großen prunkhaften Johanneskirche in Lavaletta ist er beigesetzt1).
1) Noch 1684 bestellt man bei ihm in Malta für die Große Marienkirche der
Karmeliter in Neapel (2. Kap. r.) ein Altarbild, das den hl. Simon Stock und den Sei.
Franko darstellt. Da Preti die Mönche fälschlich als Dominikaner gemalt hatte, mußte das Bild
zur Umänderung nach Malta zurückgesandt werden. Es ist noch an Ort und Stelle, wird aber
irrtümlich dem Sol im e na gegeben. Ein schönes einfaches Grau und helles Braun der Mäntel
zeichnet es aus.