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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 4
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Beck, Paul A.: Freiherr von und zum Stein und Dalberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0065

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Organ lür «escdicbte, Mertumsirunae, Literatur, Kunst unü Kultur Schwabens,
geraurgegeden und redigiert von Amtsrichter ->. v. Seck in Savensburg.
öeiträge, Korrespondenten, Kerensions-Lxemplare, csuschreitschiHten etc. «ollen stets direkt an
Amtsrichter a. v. keck in Ssvensburg,
keklsmationen und öestellungen sn den tlerlsg 5. SIber daselbst gerichtet «erden.


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Jahrgang.

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t monatlich einmal unä ist halbjährlich äurch clie Post rum Preis «
l.90 ohneöcstellgebühr, ganrjährig clurch alleKuchhanälungen
sowie gegen Cinsenäung äes Letrages äirekt vom Verlag ?. Nlber
in Ravensburg um Mk. 4.20 ru beriehen; einreine Nummern 50 plg. ü
Annoncen etc. weräcn vom Verlag entgegengenommen unä pro n
Ispaltige Leile oäer äeren paun> mit 50 psg., buchhänälerirche n
Leilagen, Prospekte etc. nach Übereinkunft berechnet.

Look. Freiherr von und znm Stein
und Dalberg.
^Mcährend das Charakterbild Heinr.
Fried. Steins, eines der Edel-
sten aller Deutschen, (geb. 1757 zu
Nassau a. d. Lahn, gest. 1831), in der
Öffentlichkeit für alle Zeiten feststeht,
schwankt das von Karl Theod. Anton
Maria v. Dalberg (geb. 1744 auf dem
Stammschlosse Dalberg zu Herrnsheim
bei Worms) bedenklich in der Geschichte
und scheint derselbe bis jetzt im öffent-
lichen Urteile eher zu günstig wegge-
kommen zu sein. Stein, der ihn ja
besser als irgend jemand kannte, war mit
seinem Urteile längst über ihn fertig;
und in der Tat genügen schon die Be-
ziehungen Steins zu D., um kein gün-
stiges Licht auf letzteren aufkommen zu
lassen. Schon im 18. Jahrhundert
standen beide, aus altem Adel, der eine
(gläubiger) Protestant, der andere Ka-
tholik, in freundschaftlichen Verhältnissen
zu einander, obgleich St. von Anfang
an nie besonders viel auf D. hielt und
ihre Lebenswege mit der Zeit etwas aus-
einander gegangen waren. Als Napo-
leon I. dann durch das Dekret vom
16. Dezember l808 von Madrid aus
den Herrn vom St. für einen Feind
Frankreichs und des Rheinbunds er-
klärte, die Güter desselben, wo sie sich
auch befinden möchten, konfiszierte, ge-
walttätiger Weise seine persönliche Ver-
haftung befahl und die großenteils nur
zu bereitwilligen Rheinbundsfürsten, auf

welche, vor allen den „dicken Friedrich"
von Württemberg, St. auch äußerst
schlecht zu sprechen war und deren
„Abschaffung" er als Chef der d. Zen-
tralverwaltung im Jahre 1813/14 mit
allen Kräften, wenn auch vergeblich,
anstrebte, zu Vollstreckern feines tyran-
nischen Willens bestellte, da zitterten alle
deutschen Vaterlandsfreunde für das
Schicksal des Edlen; nicht nur war das
grauenvolle Schicksal des unglücklichen
ilire ckUnglüoa, dieser ewige Schandfleck
und Völkerrechtsbruch Napoleons, noch in
Aller schreckhaftem Gedächtnis; man dachte
auch an das schreckliche Los Palms; was
einem Palm zustoßen konnte, war umso
viel mehr für einen Patrioten wie Stein
zu besorgen. Auch König Friedrich Wil-
helm III. von Preußen wurde von schweren
Besorgnissen um St. ergriffen und suchte
durch Kaiser Alexander von Rußland zu
Gunsten des geächteten Mannes auf Na-
poleon einzuwirken. Es entstand u. A.
auch die Frage, ob nicht auf anderen
Wegen wenigstens die Güter am Rhein
den Klauen des Räubers entzogen werden
könnten. Dazu bedurfte es eines ge-
schickten Unterhändlers. St. selbst wählte
dazu den aus Wertheim a. N. gebürtigen
(seit 1806) Kammergerichts-Assessor Eich-
horn, einen wahrhaft deutschen Mann,
welchen er in Berlin persönlich kennen
gelernt und zu welchem er Vertrauen ge-
faßt hatte, und welcher ja später Steins
Intimster wurde. Insbesondere hatte
Stein Eichhorns Geschicklichkeit und Ge-
wandtheit, Treue und Zuverlässigkeit in
 
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