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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Frimmel, Theodor von: Die Sammlung Skutezky in Raigern
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0012

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wenig später zu fallen.*) Mit dem richtigen Antonello da Messina hängt
Antonello de Saliba durch seine Lehrzeit bei Jacopo d’Antonello, dem Sohn
des Antonello da Messina, zusammen. Seine Beeinflussung durch G. Bellini
und dessen Gruppe ist so augenscheinlich, daß man irgendeinen be-
stimmten Zusammenhang annehmen muß, auch wenn er vorläufig nicht ur-
kundlich nachweisbar ist.
Ein hervorragendes Bild ist eine Judith mit dem Schwert und begleitet
von der alten Magd; diese weist das Haupt des Johannes vor. Augen-
scheinlich stammt es aus der Zeit und dem Kreise des Vasari, Bronzino und
Pontormo. Möglicherweise ist es von Francesco Salviati oder von Graziadei
da Pescia, mit dessen Bild in den Uffizien zu Florenz es zum mindesten
Familienverwandtschaft aufweist. Vasari und Pontormo sind gewöhnlich ein-
facher und mehr großzügig in den Formen, Bronzino ist durchschnittlich
gezierter. Die scharf betonten Dreieckfalten in der Gewandung leiten auf
Francesco Salviati (de Rossi, beigenannt Cecchino) hin. Aber ich will mich
nicht sofort entscheiden.**) Auch für einige weitere Italiener der Galerie
Skutezky möchte ich mir die Mitteilung künftiger Vergleichungsergebnisse
vorbehalten, so z. B. für einen vordem sogenannten Feti: Besuch Mariens
bei Anna, für einen prächtigen überlebensgroßen Magdalenenkopf, der eine
frühe vorzügliche Arbeit eines bolognesischen Eklektikers zu sein scheint.
Die Auffassung ist schon akademisch, sonst hängt das Bild noch mit der
Art der guten Florentiner aus der nach-Raffaelschen Zeit zusammen. Auf den
alten Goldgrund sei aufmerksam gemacht.
Zu den bedeutenden Italienern der Sammlung gehört auch ein großes
Breitbild mit dem Einzug Christi (Leinwand, Breite 150, Höhe 120 cm), das
nun leider unbenannt bleiben muß, da ein Forschen in Italien auf lange un-
möglich geworden ist und die Galerien Österreichs und Deutschlands nicht
zur Bestimmung ausreichen. Ich halte den Urheber des überaus farbensatten
Bildes für einen ferraresisch-bolognesischen Eklektiker, der nicht viel gemalt
zu haben scheint und wohl deshalb nicht rasch zu nennen ist. Ich kenne
von derselben Hand nur eine kleine Predigt Johannis in der Pittigalerie.
*) Die wichtigen Quellen zur Kenntnis des Antonello de Saliba werden in
Thieme-Beckers Allgemeinem Künstlerlexikon genannt. Seither „Rassegna d’Arte“
(1911), Bd. XI, S. 16 (P. Toesca), und Bd. XII, S. 89 (T. Borenius). Die Madonna bei
H. Cook müßte noch des besonderen geprüft werden, ehe man sie als festen Stein in
den Bau der Geschichte des Antonello de Saliba einfügen könnte. Als Literatur noch
zu nennen: G. Morelli: Kunstkritische Studien (München usw.), S. 253, „Revue critique
d’histoire et de litterature“ (1895), Jahrg. 29, Nr. 6; Lützows „Kunstchronik“, Neue
Folge Bd. VIII, Nr. 19, und Bd. XIV, Sp. 88, „Repertorium für Kunstwissenschaft“,
Bd. XX, 345 ff. (Gronau über das Bild in der Wiener Galerie), überdies der oben an-
geführte Bd. VII der „L’Arte“. Vielfach kommt auch die Literatur über Antonello da
Messina in Frage, da doch viele Bilder des Antonello de Saliba unter dem berühmten
Namen Antonello da Messina liefen.
**) Sicher ist eines, daß z. B. die Bilder des Pontormo in Florenz, ferner die
Pontormosche Heilige Familie in Lemberg und ein damit verwandtes Bild der Samm-
lung Gaber in Wien von anderer Hand sind als die vorliegende Judith. Das Bild bei
Gaber ist mit Ausblick auf die Heilige Familie in Lemberg besprochen und abgebildet
im Bd. II meines Lexikons der Wiener Gemäldesammlungen, der seit dem Mai 1914
fertig ist, aber aus unbekannten Gründen vom Verleger zurückgehalten wird. Einige
Erörterungen über die berührte Malergruppe wurden durch Herrn. Voß geboten in der
„Zeitschrift für bildende Kunst“ 1912 und in den „Graphischen Künsten“ vom selben
Jahr. Die ältere Literatur, von Vasari angefangen, wird an dieser Stelle nicht wiederholt.
 
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