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Dieses kleinere Gemälde ist durch den Umrißstich in „L’imperiale e reale
Galleria Pitti“ von L. Bardi bekannt (1839, Bd. II, Stich von Lasinio. Der
Text von P. Canzini nennt keinen Malernamen). Eine Abbildung des Ge-
mäldes der Sammlung Skutezky beiliegend auf Tafel II.
Die Darstellung zeigt in figurenreicher Komposition Christus, wie er
sich der Stadt Jerusalem nähert, um dort auf der Eselin Einzug zu halten
(nach Matth., Kap. XXI, 1 bis 9, Markus, Kap. XI, Joh., Kap. XII). Die Figuren
im Mittelgrund von verhältnismäßig kühlerer Färbung, verglichen mit den
Gestalten im Vordergrund. Der junge Mann links vorn ist von geradewegs
Giorgionesker Farbenglut. In halber Ferne mitten fallen als Gedankenlosig-
keit die Nadelbäume auf, die in Jerusalem nicht vorkommen und deren
Formen eine verunglückte Erinnerung an eine Künstlerreise in die Alpen
sein dürften. Nicht aber möchte ich der Fichten oder Tannen wegen so-
gleich die Entstehung des Bildes in eine Gegend des nördlichsten Italiens
oder nach Deutschland verlegen. Auch die Benennung N. Poussin, die einige
Zeit an dem Bild gehaftet hat, scheint mir nicht zutreffend.
Eine prächtige Neuerwerbung kann hier angereiht werden. Es ist
höchstwahrscheinlich ein Werk des Bartolomeo Schidone, das ver-
hältnismäßig früh fallen dürfte und die Farbenfreudigkeit und Lust an der
Lichtwirkung des noch jungen modenesisch-parmensischen Meisters in
frischester Art vertritt. Die Abbildung auf Tafel 111 gibt einen leidlichen
Begriff von der Darstellung, die nicht übermäßig klar ist. Vermutlich handelt
es sich um eine Allegorie. Ein junger Mann, offenbar sinnend, stützt mit
seinem aufgestemmten linken Arm das Haupt. Dieses mit einem Federbarett
bedeckt. Der rechte Arm steckt in einem bauschigen Ärmel mit Schlitzen.
Am Vorderarm hängt die Fütterung stark herab, so daß es aussieht, als sei
das Ellbogengelenk viel zu weit nach unten verschoben, was einen un-
klaren Eindruck hereinbringt. Meisterhaft ist dagegen das Medusenhaupt ge-
malt, das links vorn auf dem Tisch liegt. Der Glanz der Bronze, die sicher
gemeint wurde, ist so prächtig wiedergegeben, daß einem Sammler italieni-
scher Bronzen dabei das Herz im Leib lachen muß. Die Beleuchtung scharf
von rechts oben scheint von einer künstlichen Lichtquelle auszugehen (Pappel-
holz, H. 44’5, Br. 33’5). Der Name „Schidone“ auf der Kehrseite mit Tinte
in sauberer lateinischer Kursive angebracht, ist zwar sicher keine Signatur,
doch ist er gewiß nicht erst in neuester Zeit aufgesetzt. Ohne sich von
dieser Inschrift leiten zu lassen, kann man sagen, daß sie wohl den richtigen,
vielleicht seit lange überlieferten Künstlernamen festhielt.
Ein gutes, frei behandeltes, flott gemaltes Bildnis Tizians von einem
seiner späten Schüler möge nicht übergangen werden (Leinwand, 63X52 cm).
Der alternde Meister ist in der Haltung dargestellt, wie sie auch auf
Selbstbildnissen vorkommt, doch kann an eigenhändige Ausführung durch
den großen Meister nicht gedacht werden, wie denn auch der Eigentümer
des Gemäldes sich keineswegs einbildet, ein Autoporträt des Tizian zu
besitzen. Aber das Gemälde ist auch keine Kopie nach einem Tizian-
sehen Eigenbildnis, sondern weist durch seine frische Pinselführung darauf
hin, daß ein talentvoller Schüler den Maestro nach der Natur gemalt
hat. Man hat den Palma giovane genannt, eine Ansicht, die sich zu-
nächst eigentlich nicht widerlegen läßt, ohne freilich vollkommen zu über-
zeugen.
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Dieses kleinere Gemälde ist durch den Umrißstich in „L’imperiale e reale
Galleria Pitti“ von L. Bardi bekannt (1839, Bd. II, Stich von Lasinio. Der
Text von P. Canzini nennt keinen Malernamen). Eine Abbildung des Ge-
mäldes der Sammlung Skutezky beiliegend auf Tafel II.
Die Darstellung zeigt in figurenreicher Komposition Christus, wie er
sich der Stadt Jerusalem nähert, um dort auf der Eselin Einzug zu halten
(nach Matth., Kap. XXI, 1 bis 9, Markus, Kap. XI, Joh., Kap. XII). Die Figuren
im Mittelgrund von verhältnismäßig kühlerer Färbung, verglichen mit den
Gestalten im Vordergrund. Der junge Mann links vorn ist von geradewegs
Giorgionesker Farbenglut. In halber Ferne mitten fallen als Gedankenlosig-
keit die Nadelbäume auf, die in Jerusalem nicht vorkommen und deren
Formen eine verunglückte Erinnerung an eine Künstlerreise in die Alpen
sein dürften. Nicht aber möchte ich der Fichten oder Tannen wegen so-
gleich die Entstehung des Bildes in eine Gegend des nördlichsten Italiens
oder nach Deutschland verlegen. Auch die Benennung N. Poussin, die einige
Zeit an dem Bild gehaftet hat, scheint mir nicht zutreffend.
Eine prächtige Neuerwerbung kann hier angereiht werden. Es ist
höchstwahrscheinlich ein Werk des Bartolomeo Schidone, das ver-
hältnismäßig früh fallen dürfte und die Farbenfreudigkeit und Lust an der
Lichtwirkung des noch jungen modenesisch-parmensischen Meisters in
frischester Art vertritt. Die Abbildung auf Tafel 111 gibt einen leidlichen
Begriff von der Darstellung, die nicht übermäßig klar ist. Vermutlich handelt
es sich um eine Allegorie. Ein junger Mann, offenbar sinnend, stützt mit
seinem aufgestemmten linken Arm das Haupt. Dieses mit einem Federbarett
bedeckt. Der rechte Arm steckt in einem bauschigen Ärmel mit Schlitzen.
Am Vorderarm hängt die Fütterung stark herab, so daß es aussieht, als sei
das Ellbogengelenk viel zu weit nach unten verschoben, was einen un-
klaren Eindruck hereinbringt. Meisterhaft ist dagegen das Medusenhaupt ge-
malt, das links vorn auf dem Tisch liegt. Der Glanz der Bronze, die sicher
gemeint wurde, ist so prächtig wiedergegeben, daß einem Sammler italieni-
scher Bronzen dabei das Herz im Leib lachen muß. Die Beleuchtung scharf
von rechts oben scheint von einer künstlichen Lichtquelle auszugehen (Pappel-
holz, H. 44’5, Br. 33’5). Der Name „Schidone“ auf der Kehrseite mit Tinte
in sauberer lateinischer Kursive angebracht, ist zwar sicher keine Signatur,
doch ist er gewiß nicht erst in neuester Zeit aufgesetzt. Ohne sich von
dieser Inschrift leiten zu lassen, kann man sagen, daß sie wohl den richtigen,
vielleicht seit lange überlieferten Künstlernamen festhielt.
Ein gutes, frei behandeltes, flott gemaltes Bildnis Tizians von einem
seiner späten Schüler möge nicht übergangen werden (Leinwand, 63X52 cm).
Der alternde Meister ist in der Haltung dargestellt, wie sie auch auf
Selbstbildnissen vorkommt, doch kann an eigenhändige Ausführung durch
den großen Meister nicht gedacht werden, wie denn auch der Eigentümer
des Gemäldes sich keineswegs einbildet, ein Autoporträt des Tizian zu
besitzen. Aber das Gemälde ist auch keine Kopie nach einem Tizian-
sehen Eigenbildnis, sondern weist durch seine frische Pinselführung darauf
hin, daß ein talentvoller Schüler den Maestro nach der Natur gemalt
hat. Man hat den Palma giovane genannt, eine Ansicht, die sich zu-
nächst eigentlich nicht widerlegen läßt, ohne freilich vollkommen zu über-
zeugen.
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