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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Binder, Bruno: Die Kunst in Steiermark
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0032

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Plätzchen landschaftlicher Reize aufzusuchen und festzuhalten, ehe sie noch
die moderne Zeit mit ihrer Kultur verdirbt. Im Wiener Aquarellistenklub ist
sie eine bekannte Erscheinung.
In diesem Zusammenhang sei Baronin Ramberg genannt. Durch eine
interessante Ansichtskartenausstellung, die kürzlich in Graz stattgefunden hat,
wurde der Name dieser Künstlerin geläufig. Man weiß nicht, soll man ihren
südlichen Landschaften oder ihren Blumenstücken den Vorzug geben. Sicher-
lich trifft sie beide ausgezeichnet.
Konstantin Damianos und Viktor Myttheis setzen die Zeit Lichten-
fels fort mit allen Licht- und Schattenseiten. Beide suchen freundliche Bild-
ausschnitte, Damianos liebt die blauen Berge und weiß seine Landschaften
durch geschickt gewählte Staffagen wirkungsvoll zu beleben. Trefflich sind
von beiden ihre stimmungsvollen Landschaftsstudien. Myttheis, der aus
Villach zu uns kam, sucht am liebsten leuchtende Abendstimmung und
dämmrige Fernen. Damianos erhielt auch den Auftrag, die Bilder für den
Lloyddampfer „Graz“ zu malen.
Im Bildnisfach schafft viel der Defreggerschüler Oskar Ritter v. Pistor,
der in seinen Genrebildern von weitem schon sein Vorbild verrät.
Emmy Singer liebt die naturalistische Nadel ihres Lehrers Oskar Graf
Freiburg, erreicht viel und Gutes damit. Ihre Federzeichnungen im bekannten
Heimatsbuch „Vom Kainachboden“ von Klöpfer wurden dieser jungen Künst-
lerin hoch angerechnet.
Die Blumenmalerei hat in Olga Hoffmann-Canstein und in Susi
Sing ihre besten Vertreterinnen, die von diesen beiden mit Liebe und eben-
soviel Talent und Geschicklichkeit gepflegt wird.
Ludwig Kurz v. Goldenstein hat sich im Rahmen des klassischen
Ornaments einen Namen geschaffen, heute arbeitet er aber fast ausschließ-
lich nur auf dem Gebiet der kirchlichen Kunst, so wie die Plastiker Johann
Gschiel und Peter Neuböck sich ganz auf die kirchliche Kunst zurück-
gezogen haben.
Im Kreis der alten Grazer Herren Rosegger, Kienzl u. a. ist auch der
Bildhauer Hans Brandstetter, von dem in Steiermark eine große Zahl von
profanen Plastiken sich vorfindet. Er gehört zum ehernen Bestand der steiri-
schen Künstler wie der Stadtpark zur Stadt.
Mehr auf die Friedhofsplastik hat sich Professor Georg Winkler ver-
legt, der ebenfalls ein hochangesehener Steirer geworden ist.
Doch das sind Namen, die über Steiermark nicht mehr weit hinaus-
wollen. Sie sind zu geachteten Provinzgrößen geworden.
Starke Talente, die für die Kunstentwicklung in Steiermark von Be-
deutung werden können, sind Komtesse Stürgkh, Schuster-Schöngarn,
Igo Pötsch und Karl Mader.
So vielfarbig setzt sich das Bild der Kunst in Steiermark zusammen,
so mannigfaltig sind hier die Kunstrichtungen. Den Künstlern fehlt hier nur
die Anregung, das Interesse der Bevölkerung. Vielleicht bringt das von ihnen
so mit Recht ersehnte Künstlerhaus eine Besserung der Stellung der steiri-
schen Kunst.
 
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