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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0062

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Leinengrundierung mit gröblich geriebenem Neapelgelb (man sieht, wo die
höchsten Punkte des Bildes beim Abnehmen des Firnisses etwas angerissen
werden mußten, die freien Neapelkörner deutlich glänzen) und unter den
Fleischteilen mit Mennig gegründet war.“ Dabei die Einschaltung: „(Mennig
in Ölfarben wird immer heller, verhindert somit das Nachdunkeln der
Fleischpartien, indem er als Unterlage hindurchscheint.)“
„Da das Bild mehrfach durchlöchert und schlecht wieder hergestellt
war, so durfte er [Hogmann] die alte dicke Firnislage nicht ganz herunter-
nehmen.“ Nun wird eine Bemerkung zum Van der Helstschen Doelenstück
eingeschoben: „(ebenso mußte er [Hogmann] bei dem großen Schütter-
bilde von Van der Heist, diesem gegenüber hängend verfahren, nicht weil
die Bildfläche schadhaft war, sondern weil dieses hell gemalte Bild sonst
für verputzt, zu stark angerissen gefallen wäre, weil es namentlich in den
blauen Farben ein ganz anderes Ansehen erhalten hätte.)“
Offenbar zum Rembrandtschen Schützenauszug zurückkehrend fährt
Gensler fort: „Jedoch hat es an Deutlichkeit und Klarheit ungemein ge-
wonnen. Hogmann behauptet, daß Rembrandt nie Asphalt, sondern immer
Mumie gebraucht habe, da niemals seine derartigen Lasuren gerissen sind.“
Gensler bringt dazu sofort eine Bemerkung aus seiner Zeit bei: „(Die
neueren französischen Bilder, namentlich Roberts Schnitter im Louvre, haben
in den Asphaltschatten Risse einen Finger breit und drohen zugrunde zu
gehen. Der Asphalt darf nie vermischt werden, sonst reißt er immer, er
darf nur durch völlige Austrocknung der Untermalung in Terpentinöl ge-
kocht, dann als Lasur aufgetragen werden.)“ Zu Rembrandt zurückkehrend
vermerkt Gensler nunmehr: „Auch bin ich der Meinung, daß er sein Elfen-
beinschwarz sehr stark gebrannt habe, weil das, wenn auch (auf Rem-
brandts Bildern) selten vorkommende reine Schwarz stets einen bläulichen
Schimmer hat, sich zwischen den Mumienschattentönen gleichsam kühl und
luftig, jedoch nicht so schwer wie Kohlenschwarz zeigt.“
Eine Fußnote macht darauf aufmerksam, daß nach der Mitteilung des
Plinius der Maler Apelles der Erfinder des Elfenbeinschwarz sei, nachdem
vorher das Rabenschwarz schon von Polygnot angewendet worden ist.
Im Text fährt Gensler fort: „Aus dem nur untermalten Kniestück
des Six, bei dessen Nachkommen N. Six in Amsterdam, sieht man, daß er
(Rembrandt) sein Schwarz mit reinem warmbraunen Ocker untermalte,
keineswegs aber, wie einige meinen, seine Schattentöne über die Grundie-
rung der Leinwand hinschmierte.“ In einer Anmerkung dazu eine Hinweisung
auf Sandrart, der darum wußte, wie man in Holland gelben Ocker den
Schatten beimische. Die holländischen Ocker waren besser als die in
Deutschland.
Zum Schützenauszug merkt Gensler nachträglich an: „Rembrandt
empfing für dieses Bild (die Nachtwache) 4000 Brabanter oder Kronenthaler.“
Aus dem langen stilistischen, bandwurmartigen Ungetüm Genslers läßt
sich also herausfinden, daß der Restaurator Hogmann, wohl auch Gensler
selbst, an der sogenannten Nachtwache beim Abnehmen der alten Leinwand
die untersten Schichten der Rembrandtschen Untermalung zu Gesicht be-
kommen haben. Man konnte beobachten, daß auf die Leinengrundierung
eine Schicht grob geriebenen Neapelgelbs folgte und daß die
Fleischteile mit Mennigrot unterlegt waren. Für die letzte Ausführung
 
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