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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0084

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mit der Übertragung auf Leinwand zusammen, einer Operation, die 1802
durch Hacquin in Paris vorgenommen wurde. Während der Beförderung
aus Venedig nach Marseille hatte das Holzbild stark durch Feuchtigkeit
gelitten.*)
Hacquins Leinwand, gelbbraun grundiert, findet sich noch an den
Resten vor, die sich jetzt bei Zatzka befinden. — Ich zweifle nicht daran,
daß die beiden Abbildungen dieser Gemäldereste trotz der stellenweise zu
beklagenden Undeutlichkeit allen Gemäldefreunden willkommen sind. Fr.
Zu Tafel XXVIII siehe S. 76f.
Zu Tafel XXIX siehe S. 79.
Zu Tafel XXX. Dort abgebildet eine Ölskizze von Jaroslaw Czer-
mak: Ein Fischerknabe.
Ohne Zweifel gehört Jaroslaw Czermak zu den Künstlern von allvölki-
scher Bedeutung; durch hervorragende Begabung, durch Können. Seine be-
wegten Lebensschicksale brachten ihn überdies mit wichtigen Kunstschulen
seiner Zeit in Berührung. Man kann ihn der Abstammung nach als böhmi-
schen Künstler buchen, oder der schließlichen Kunstrichtung nach als bel-
gischen Maler. Der sonst so abstoßende L. Gallait nahm den jungen böhmi-
schen Künstler in sein Atelier auf. Er hatte die hohe Begabung Czermaks
erkannt, von dem die Überlieferung sagt, daß man ihn an der Prager Kunst-
akademie für recht untalentiert gehalten hatte.
Die abgebildete Ölskizze ist Eigentum der Malerin Fräulein Theodora
v. Hermannsthal in Wien und ist an diese als Geschenk der Malerschwester
Marie, der späteren Gemahlin des Fürsten Georg Czartoryski, gelangt.
Beschreibend ist zu sagen, daß die Skizze auf Leinwand von heller
Ölgrundierung gemalt ist. Im wesentlichen ist’s eine Untertuschung mit be-
gonnener Andeutung anderer Farben. Grundton braun (wohl Asphalt). Mütze
graulich, Jacke bläulichgrau. Bemerkenswert das Einkratzen in die nasse
Farbe mit dem Pinselstiel, um die Schnur, die von einer Hand zur
andern reicht, anzudeuten. Zielbewußtes Hinsetzen jedes Pinselzuges. Über-
aus stimmungsvolle Färbung. (Höhe44, Breite29 cm, unaufgezogen. Mit schmalen
unbenutzten Rändern. Dort Spuren der Reißnägel.)
Ein beachtenswerter Nachruf für Jaroslaw Czermak, der aus wohlunter-
richteter Feder stammt, stand 1878 in der Wiener Zeitschrift „Die Heimat“
(S. 609f.). Der berühmte Kunstgelehrte Anton Springer erzählt in seinem
Buch „Aus meinem Leben“ manches über den Maler (S. 49ff., 65, 100, 141,
146). Was die Künstlerlexika über Czermak bringen, wird hier nicht wieder-
holt. Auch die vielen Verzeichnisse von Ausstellungen und Sammlungen, die
in Betracht kämen, werden diesmal nicht ausgezogen. Kaum beachtet als
Literatur ist Lützows Kunstchronik von 1866/67 (Bd. II, S. 115) und T. van
Westrheenes „Kunstkronyk“ von 1870 (mit Abbildung eines Gemäldes aus
dem Fodor-Museum: Mutter und Kind vor einer Kapelle. Dr. Th. v. Fr.
*) Zu Hacquins Übertragung auf Leinwand vgl. die Anmerkung im Frühlings-
heft der „Studien und Skizzen zur Gemäldekunde“. Durch E. Steinmann wurde in den
„Monatsheften für Kunstwissenschaft“ von 1917, S. 21, auch auf Henri Laurent: „Le
Musee Napoleon“ hingewiesen. Diese Quelle ist mir jetzt nicht zugänglich.
 
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