Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Die Gemäldesammlung des Wiener Schottenstiftes, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0111

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
101

DIE GEMÄLDESAMMLUNG DES WIENER SCHOTTENSTIFTES.
Von Dr. Th. v. Frimmel.
Die höchst bemerkenswerte Galerie, die sich bei wechselndem Bestand
seit langer Zeit im Benediktinerstift der Schotten zu Wien befand und noch
heute befindet, ist zwar in der alten Literatur wiederholt genannt, mußte
aber in neuerer Zeit geradezu wieder entdeckt werden. Von alten Erwäh-
nungen habe ich folgende notiert: die von 1792 in Kurzbecks „Nouveau
guide par Vienne“ (S. 147), dann eine von 1796 aus dem alten Nachschlage-
buch „Sicheres Adreß- und Kundschaftsbuch für Einheimische und Fremde“
(dort ein Abschnitt über die Bibliothek und Anderes, worauf es heißt: „Das
Stift besitzt außer diesen auch eine Sammlung von Manuskripten, Münzen
und Gemälden, die zwar einzelne sehenswürdige Stücke enthalten, aber durch
verschiedene harte Schicksale, die das Stift getroffen haben, an ihrer Ver-
vollkommnung gehindert worden sind.“)
Eine Stelle aus F. H. Böckhs „Merkwürdigkeiten von Wien“ (1822 in
den Nachträgen), durch mich schon mitgeteilt im „Repertorium für Kunst-
wissenschaft“, Band XIV (1892), S. 57, beansprucht genügende Bedeutung
für die Sache, um an dieser Stelle wiederholt zu werden. Es heißt bei
Böckh: „Die Bildnisse von 58 Äbten dieses Stiftes sind in dem Kapitel-
saale aufgestellt. Außer diesen besitzt das Stift noch eine merkwürdige
Sammlung von Gemälden, welche vorzüglich der Abt Karl Fetzer bereicherte.
Ein großer Teil derselben wurde vom nachfolgenden Abte Benno auf den
Wunsch Kaiser Josefs II. in das Belvedere abgegeben. Die Gemälde wurden
durch andere aus der kaiserlichen Galerie ersetzt, worunter sich eine Ma-
donna (nach Carlo Dolce) auszeichnet“ (wie es scheint, ist dieser Hinweis
bei Böckh entweder zerstreutermaßen abgefaßt oder fehlerhaft gesetzt).
„Noch sind in der bei dem Stifte bestehenden Sammlung mehrere Ge-
mälde von Rubens, Rembrandt, Tizian, Lucas Cranach, Brand, Seybold etc.“
Weiteres bei Realis im „Curiositätenlexikon von Wien“ (II, 1846,
S. 319). Auch dort ist von dem Tausch mit der kaiserlichen Galerie die Rede.
Im Zusammenhang mit dem Abt Karl Fetzer wird die Galerie des
Schottenstiftes auch erwähnt bei Franz Tschischka in der „Geschichte der
Stadt Wien“ (1847), S. 379.
Späterhin geriet die Galerie für die Öffentlichkeit gänzlich in Ver-
gessenheit, so daß sie in den Handbüchern, die sonst alle bemerkenswerten
Kunstsammlungen verzeichnen, nicht mehr vorkommt und auch den berufenen
Kunstleuten meiner Studienzeit nicht bekannt war, auch nicht dem sonst
gewiß wohlunterrichteten M. Thausing und seinen Kollegen vom rein histo-
rischen Fach. Ich darf behaupten, daß ich mich in neuerer Zeit zuerst
wieder um die Stiftsgalerie annahm, und daß ich zuerst ihre kunstgeschicht-
liche Bedeutung erkannte. Ich gab mir Mühe, die Galerie kennen zu lernen.
.Dies gelang mir nach langem Zuwarten 1896. Ich erhielt die Erlaubnis, die
Sammlung genau durchzunehmen. Was ich damals gefunden und notiert
habe, wurde in der „Wiener Zeitung“ vom 6. und 7. Februar jenes Jahres
veröffentlicht. Meine Arbeit enthielt bestimmte Angaben über manches, das
seither von „Nachforschenden“ wieder neuerlich entdeckt und mit großem
1
 
Annotationen