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lieh den Ausdruck: Donaustil gebraucht habe, so war das wohl begründet.
Der Ausdruck paßt auch zu dem vorliegenden Kranach im Schottenstifte,
so daß ich eigentlich hier nichts zu berichtigen, sondern nur die höchst
wahrscheinlich richtige Benennung: Kranach nachzutragen habe.]
Auch bei einem etwas kleineren Drei-Kreuzegemälde, das noch vor-
handen ist (bei Nr. 59), möchte ich die alte Benennung des Inventars, die
„Christoph Schwarz“ lautet, anzweifeln. Mir schien das Bild eine Kopie
nach einem Meister des frühen 16. Jahrhunderts zu sein, die um etwa
80 Jahre später fallen dürfte als das Original. Ob Christoph Schwarz der
Kopist war, ist zum mindesten sehr fraglich.
Ohne Widerrede richtig benannt ist Nr. 22 als Werk des älteren
Lukas Kranach. Ein beliebter Vorwurf der Maler des 16. Jahrhunderts,
Loth mit seinen Töchtern, hat den Maler hier beschäftigt. Im Vordergründe
ist der Held der alttestamentlichen Erzählung dargestellt, wie er, zwischen
seinen zwei Töchtern sitzend, sich von der einen aus einer Flasche den
umfangreichen Becher füllen läßt, während er die Liebkosungen der zweiten,
die sich an ihn schmiegt, entgegennimmt. Kranachsches Buschwerk trennt
die Szene von einem bergigen Hintergründe, der rechts die brennende Stadt
Sodoma zur Darstellung bringt. Auf einer Straße, die gegen den Mittelgrund
herabführt, gewahrt man, nach der naiven Auffassung der älteren Kunst
nochmals dargestellt, Loth, der mit seinen zwei Töchtern dem brennenden
Sodoma entflieht und die Salzsäule hinter sich läßt. Links unten das Hand-
zeichen des Meisters und die symmetrisch geteilte Jahreszahl 15 — 28 darüber.
Man kennt Kranachs Monogramm mit der geflügelten Schlange und weiß
um die Entwicklung, die es im Laufe der Jahre durchgemacht hat. Daß wir
hier auf einem Bilde von 1528 eine fein gezeichnete Schlange, mit aufge-
richteten Flügeln in sicheren schwarzen Zügen hingesetzt finden, wird jeder
Kranach-Kundige mit seinen Erfahrungen über die Unterschriften des frucht-
baren Meisters in Einklang zu bringen wissen (Rotbuchenholz, etwa 0'60
hoch und 0’32 breit. Weiße Grundierung, solide Sprungbildung). [Dieser
Kranach stammt nachweislich aus der kaiserlichen Galerie.]
Ein farbensattes liebliches Bildchen ist die Gruppe mit Maria, Anna
und dem Christkinde, zu denen sich jederseits ein Donator gesellt. Eine
nette Landschaft bildet nach der Ferne zu den Abschluß (Nr. 21). Ich halte
das Bild für eine kölnische Arbeit des 16, Jahrhunderts und stehe nicht an,
den Namen Bartholomäus Bruyn dafür zu nennen. Die heilige Anna,
ziemlich dunkel braunrot gekleidet, reicht dem Kinde eine kleine Birne. Die
zwei heiligen Frauen, sitzend, sind bis über die Knie herab sichtbar. Von
den Stiftern sieht man nur Kopf und Brust (Eichenholz, über x/2 m hoch
und bei 1 /2 m breit).
Nicht minder bedeutend als die alten Deutschen sind hier die alten
Niederländer. Ein Bildchen, ganz aus der Nähe des Jan Gossaert (ge-
nannt Mabuse), und zwar aus der Nähe seiner frühen Werke, wird uns als
ältestes Beispiel zuerst beschäftigen (Nr. 23). Gewiß unhaltbar ist die Be-
nennung Lukas van Leyden. Die Darstellung betrifft Jonas, der sich ins
Meer stürzt. Ihn aufzufangen, ist ein riesiger Fisch mit aufgesperrtem Rachen
bereit. Querüber auf dem schmalen Bildchen gewahrt man ein stark be-
manntes Schiff. Nach der Seite herab stürzt links Jonas in einer Haltung,
wie man einen Kopfsprung tut. Im Saume des flatternden Gewandes liest
lieh den Ausdruck: Donaustil gebraucht habe, so war das wohl begründet.
Der Ausdruck paßt auch zu dem vorliegenden Kranach im Schottenstifte,
so daß ich eigentlich hier nichts zu berichtigen, sondern nur die höchst
wahrscheinlich richtige Benennung: Kranach nachzutragen habe.]
Auch bei einem etwas kleineren Drei-Kreuzegemälde, das noch vor-
handen ist (bei Nr. 59), möchte ich die alte Benennung des Inventars, die
„Christoph Schwarz“ lautet, anzweifeln. Mir schien das Bild eine Kopie
nach einem Meister des frühen 16. Jahrhunderts zu sein, die um etwa
80 Jahre später fallen dürfte als das Original. Ob Christoph Schwarz der
Kopist war, ist zum mindesten sehr fraglich.
Ohne Widerrede richtig benannt ist Nr. 22 als Werk des älteren
Lukas Kranach. Ein beliebter Vorwurf der Maler des 16. Jahrhunderts,
Loth mit seinen Töchtern, hat den Maler hier beschäftigt. Im Vordergründe
ist der Held der alttestamentlichen Erzählung dargestellt, wie er, zwischen
seinen zwei Töchtern sitzend, sich von der einen aus einer Flasche den
umfangreichen Becher füllen läßt, während er die Liebkosungen der zweiten,
die sich an ihn schmiegt, entgegennimmt. Kranachsches Buschwerk trennt
die Szene von einem bergigen Hintergründe, der rechts die brennende Stadt
Sodoma zur Darstellung bringt. Auf einer Straße, die gegen den Mittelgrund
herabführt, gewahrt man, nach der naiven Auffassung der älteren Kunst
nochmals dargestellt, Loth, der mit seinen zwei Töchtern dem brennenden
Sodoma entflieht und die Salzsäule hinter sich läßt. Links unten das Hand-
zeichen des Meisters und die symmetrisch geteilte Jahreszahl 15 — 28 darüber.
Man kennt Kranachs Monogramm mit der geflügelten Schlange und weiß
um die Entwicklung, die es im Laufe der Jahre durchgemacht hat. Daß wir
hier auf einem Bilde von 1528 eine fein gezeichnete Schlange, mit aufge-
richteten Flügeln in sicheren schwarzen Zügen hingesetzt finden, wird jeder
Kranach-Kundige mit seinen Erfahrungen über die Unterschriften des frucht-
baren Meisters in Einklang zu bringen wissen (Rotbuchenholz, etwa 0'60
hoch und 0’32 breit. Weiße Grundierung, solide Sprungbildung). [Dieser
Kranach stammt nachweislich aus der kaiserlichen Galerie.]
Ein farbensattes liebliches Bildchen ist die Gruppe mit Maria, Anna
und dem Christkinde, zu denen sich jederseits ein Donator gesellt. Eine
nette Landschaft bildet nach der Ferne zu den Abschluß (Nr. 21). Ich halte
das Bild für eine kölnische Arbeit des 16, Jahrhunderts und stehe nicht an,
den Namen Bartholomäus Bruyn dafür zu nennen. Die heilige Anna,
ziemlich dunkel braunrot gekleidet, reicht dem Kinde eine kleine Birne. Die
zwei heiligen Frauen, sitzend, sind bis über die Knie herab sichtbar. Von
den Stiftern sieht man nur Kopf und Brust (Eichenholz, über x/2 m hoch
und bei 1 /2 m breit).
Nicht minder bedeutend als die alten Deutschen sind hier die alten
Niederländer. Ein Bildchen, ganz aus der Nähe des Jan Gossaert (ge-
nannt Mabuse), und zwar aus der Nähe seiner frühen Werke, wird uns als
ältestes Beispiel zuerst beschäftigen (Nr. 23). Gewiß unhaltbar ist die Be-
nennung Lukas van Leyden. Die Darstellung betrifft Jonas, der sich ins
Meer stürzt. Ihn aufzufangen, ist ein riesiger Fisch mit aufgesperrtem Rachen
bereit. Querüber auf dem schmalen Bildchen gewahrt man ein stark be-
manntes Schiff. Nach der Seite herab stürzt links Jonas in einer Haltung,
wie man einen Kopfsprung tut. Im Saume des flatternden Gewandes liest