gekannt, so wäre es mir erspart geblieben,
ihn glauben zu lassen, dass ich faute de
mieux den Bourgeois veralbern will- So
ein bischen Französisch gibt der deutschen
Seele gleich den falschen morgenländischen
Charakter. Aber es kommt noch schlimmer:
„Aber dies ist hier das Schlimme, Leben
und Schale werden verquickt.“ Wie machst
Du das, Bruder Hoffmann. Die Schale des
Bourgeois ist hohl, sagst Du, Bruder Hoff-
mann. Verquicke ich sie also mit meinem
Leben. Oder was verstehen Sie unter Leben-
Oder führt die Schale ihr eignes Leben.
Nämlich das Leben des Journalismus. „Es
geschieht eine schmierige Vermischung, Ver-
wechslung. Es werden Dinge hineingezerrt,
die jedem, dem noch irgend etwas heilig
ist, beschämt und traurig machen.“ Nun
werden Sie wieder besser komisch: Sie
schmieren Ihre Begriffsverwirrung in das
Wortgefüge meiner Dichtung und machen
mich für das Leben der Menschen verant-
wortlich, das ich nicht sage und predige,
das ich vielmehr mit dem Wort gestalte.
Hier leuchtet künstlerisches Leben in der
Schale, durch die Schale. Es macht be-
schämt und traurig, dass Schreiber mit
ihrem Geschmier Heiliges verdecken wollen.
Heiligen Quatsch mit ihrer schalen Empfin-
dung verquicken. Und trotzdem ist der
Bruder Hoffmann ergriffen: „Am sym-
pathischsten wirkte das Spiel Charlotte
Wasmundts; obwohl es ein Spiel war, das
in die ganze Mache garnicht hineingehörte;
dazu war es viel zu gut und echt.“ Das
ist nun wieder die Schuld Wauers, der sich
auch vergriffen hat. Er hat sich in meiner
Mache gut und echt verspielt: „Es kam
darum zu einer Wirkung, die einem das
Herz umwenden konnte.“ Habe ich viel-
leicht doch einen Tropfen der heiligen Tiefe
des Lebensstromes erwischt und aus Ver-
sehen an einem richtigen Ding gezerrt.
„Denn aus der jungen Künstlerin sprach
Seele, unbewusst, süss, mädchenhaft, die
Seele, der Walden sein Quatsch keine Opern
in die Ohren schreit.“ Was wirklich ge-
mein von mir ist. Es bleibt wieder zu
bedauern, dass der Doktor Hoffmann nicht
rechtzeitig zur Stelle war. Er hätte der
Seele etwas von dem Dresdner Geist der
Unendlichkeit vorgefaselt. Es wäre viel-
leicht sogar eine bourgeoise Ehe zustande
gekommen mit Möbeln und abendländischer
Seele. Freilich wäre dem Bruder Hoffmann
dann das Herz nicht gewendet worden.
Jedoch ein edler Mensch verzichtet eben
auf Wendung. Aber auch mit der Oper
hat es geklappt: „Maria Neukirchen spielte
die Dame mit dem Reiherhut: es fiel ihr
nicht schwer, den Autor in der von ihm
angeschlagenen Tonart zu Worte kommen
zu lassen.“ Das ist nun diese unglückliche
Person, die der Seele „Quatsch keine Opern“
in die Ohren zu schreien hat. „Sie hat
Qualitäten, die über dieses Milieu denn
doch hinausgehen und war eigentlich zu
schade dazu.“ Das Herz des Bruders Hoff-
mann wendet sich wieder und steht nun-
mehr auf dem richtigen Fleck. Aber auch
hier hat Waner mit Schuld. Er hätte die
Dame mit dem Reiherhut verhindern sollen,
der Seele „Quatsch keine Opern“ in die
Ohren zu schreien. Wozu ist er schliess-
lich Spielleiter. „Am glücklichsten halfen
sich Anne Schönstedt und Franz Stein
heraus, die ihre Rollen als Grotesken stern-
heimisch durchführten.“ Auch das ist
Wauers Schuld. Wie kann er Darstellern
gestatten, sich glücklich herauszuhelfen und
Rollen sternheimisch durchzuführen! Dieser
Theaterkritiker stellt sich eine Spielleitung
offenbar so vor, dass jeder Mitwirkende
mit seiner Eigenart aus der Rolle fällt und
dem erstaunten Spielleiter beweist, dass
sie alle eigentlich zu schade für das Spiel
sind. Ja, wenn das Stück wenigstens von
Sternheim gewesen wäre. Da macht man
den Expressionismus noch mit. Weil
nämlich dieser Herr Sternheim auch ein
Stück jenes Journalisten ist, der gebettete
Schalen mit Lebensströmen verquickt. Oder
wenn das Stück sogar von Wedekind wäre.
Das ist es beinahe: „Ein ausgelaugter Wede-
kind übelster Sorte.“ Das scheint auch so
ein gemeiner Mensch gewesen zu sein, der
armen Seelen „Quatsch keine Opern“ in
die Ohren schreit. Aber auch ihn haben
Sie verkannt, Bruder Hoffmann. Wredekind
ist eine umgewendete Marlitt. Frau Marlitt
ist Ihnen sicher bestens bekannt. Sie wissen
doch, Goldelse, die Seele, der niemand
nichts in die Ohren schreit. Es ging ihr
darum auch schliesslich ziemlich gut auf
Erden. Ausserdem sagt Wedekind aus. Er
ist durchaus eindeutig. Sie, Bruder Hoff-
mann, sind zweideutig und Trieb vieldeutig.
Darum können Sie auch nicht unterscheiden,
ihn glauben zu lassen, dass ich faute de
mieux den Bourgeois veralbern will- So
ein bischen Französisch gibt der deutschen
Seele gleich den falschen morgenländischen
Charakter. Aber es kommt noch schlimmer:
„Aber dies ist hier das Schlimme, Leben
und Schale werden verquickt.“ Wie machst
Du das, Bruder Hoffmann. Die Schale des
Bourgeois ist hohl, sagst Du, Bruder Hoff-
mann. Verquicke ich sie also mit meinem
Leben. Oder was verstehen Sie unter Leben-
Oder führt die Schale ihr eignes Leben.
Nämlich das Leben des Journalismus. „Es
geschieht eine schmierige Vermischung, Ver-
wechslung. Es werden Dinge hineingezerrt,
die jedem, dem noch irgend etwas heilig
ist, beschämt und traurig machen.“ Nun
werden Sie wieder besser komisch: Sie
schmieren Ihre Begriffsverwirrung in das
Wortgefüge meiner Dichtung und machen
mich für das Leben der Menschen verant-
wortlich, das ich nicht sage und predige,
das ich vielmehr mit dem Wort gestalte.
Hier leuchtet künstlerisches Leben in der
Schale, durch die Schale. Es macht be-
schämt und traurig, dass Schreiber mit
ihrem Geschmier Heiliges verdecken wollen.
Heiligen Quatsch mit ihrer schalen Empfin-
dung verquicken. Und trotzdem ist der
Bruder Hoffmann ergriffen: „Am sym-
pathischsten wirkte das Spiel Charlotte
Wasmundts; obwohl es ein Spiel war, das
in die ganze Mache garnicht hineingehörte;
dazu war es viel zu gut und echt.“ Das
ist nun wieder die Schuld Wauers, der sich
auch vergriffen hat. Er hat sich in meiner
Mache gut und echt verspielt: „Es kam
darum zu einer Wirkung, die einem das
Herz umwenden konnte.“ Habe ich viel-
leicht doch einen Tropfen der heiligen Tiefe
des Lebensstromes erwischt und aus Ver-
sehen an einem richtigen Ding gezerrt.
„Denn aus der jungen Künstlerin sprach
Seele, unbewusst, süss, mädchenhaft, die
Seele, der Walden sein Quatsch keine Opern
in die Ohren schreit.“ Was wirklich ge-
mein von mir ist. Es bleibt wieder zu
bedauern, dass der Doktor Hoffmann nicht
rechtzeitig zur Stelle war. Er hätte der
Seele etwas von dem Dresdner Geist der
Unendlichkeit vorgefaselt. Es wäre viel-
leicht sogar eine bourgeoise Ehe zustande
gekommen mit Möbeln und abendländischer
Seele. Freilich wäre dem Bruder Hoffmann
dann das Herz nicht gewendet worden.
Jedoch ein edler Mensch verzichtet eben
auf Wendung. Aber auch mit der Oper
hat es geklappt: „Maria Neukirchen spielte
die Dame mit dem Reiherhut: es fiel ihr
nicht schwer, den Autor in der von ihm
angeschlagenen Tonart zu Worte kommen
zu lassen.“ Das ist nun diese unglückliche
Person, die der Seele „Quatsch keine Opern“
in die Ohren zu schreien hat. „Sie hat
Qualitäten, die über dieses Milieu denn
doch hinausgehen und war eigentlich zu
schade dazu.“ Das Herz des Bruders Hoff-
mann wendet sich wieder und steht nun-
mehr auf dem richtigen Fleck. Aber auch
hier hat Waner mit Schuld. Er hätte die
Dame mit dem Reiherhut verhindern sollen,
der Seele „Quatsch keine Opern“ in die
Ohren zu schreien. Wozu ist er schliess-
lich Spielleiter. „Am glücklichsten halfen
sich Anne Schönstedt und Franz Stein
heraus, die ihre Rollen als Grotesken stern-
heimisch durchführten.“ Auch das ist
Wauers Schuld. Wie kann er Darstellern
gestatten, sich glücklich herauszuhelfen und
Rollen sternheimisch durchzuführen! Dieser
Theaterkritiker stellt sich eine Spielleitung
offenbar so vor, dass jeder Mitwirkende
mit seiner Eigenart aus der Rolle fällt und
dem erstaunten Spielleiter beweist, dass
sie alle eigentlich zu schade für das Spiel
sind. Ja, wenn das Stück wenigstens von
Sternheim gewesen wäre. Da macht man
den Expressionismus noch mit. Weil
nämlich dieser Herr Sternheim auch ein
Stück jenes Journalisten ist, der gebettete
Schalen mit Lebensströmen verquickt. Oder
wenn das Stück sogar von Wedekind wäre.
Das ist es beinahe: „Ein ausgelaugter Wede-
kind übelster Sorte.“ Das scheint auch so
ein gemeiner Mensch gewesen zu sein, der
armen Seelen „Quatsch keine Opern“ in
die Ohren schreit. Aber auch ihn haben
Sie verkannt, Bruder Hoffmann. Wredekind
ist eine umgewendete Marlitt. Frau Marlitt
ist Ihnen sicher bestens bekannt. Sie wissen
doch, Goldelse, die Seele, der niemand
nichts in die Ohren schreit. Es ging ihr
darum auch schliesslich ziemlich gut auf
Erden. Ausserdem sagt Wedekind aus. Er
ist durchaus eindeutig. Sie, Bruder Hoff-
mann, sind zweideutig und Trieb vieldeutig.
Darum können Sie auch nicht unterscheiden,