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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Neuntes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen, [5]: Dichtung zwischen Menschen
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Blümner, Rudolf: Zur Geschichte des Sturm und des deutsche Journalismus, [12]: Briefe gegen Paul Westheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0204

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Sie sind ja Frau, und sogar Frau eines
Arztes, bereit ist sich mir zu ergeben, was
ich natürlich ablehnte
Sie sprechen von einem Beispiel.
Um ganz offen zu sein gnädige Frau, es
ist 'mein eigner Fall, und die Arbeit Ihres
Gatten hat mir die Erklärung gegeben.
Welche Erklärung.
Es liegt einfach eine hysterische Hemmung
vor, gnädige Frau.
Was ist das, hysterische Hemmung.
Das führt auf das rein medizinische Gebiet
gnädige Frau, das Ihnen leider als Laie
verschlossen ist.
Und mein Mann kann diese hysterischen
Hemmungen heilen.
Er hat wenigstens das Grundsätzliche des
Problems gelöst.
Und an so etwas glauben Sie.
Ich verstehe Ihre Frage nicht gnädige Frau
Mit Ihren Augen
Gnädige Frau
Halten Sie mich also für hysterisch
Ich habe darüber kein Urteil gnädige Frau
Frauen sind sehr empfindlich
Ichbin ausserordentlich sensibel gnädige Frau
Junge Mädchen noch mehr.
Es ist mir nicht einmal gegeben zu verletzen.
Ihre Augen knien
Wie sagen Sie gnädige Frau
Helfen Sie mir doch
Ich bin überrascht und erschüttert
Sie sind treu
Gnädige Frau
Helfen Sie mir vor meinem Mann
Das ist furchtbar.
Fürchten Sie sich. Helfen Sie mir fort.
Wenn ich geahnt hätte
So wären Sie nicht gekommen, aber Sie
mussten kommen.
Ich habe grosses Mitleid mit Ihnen.
Weiter nichts.
Sie müssten liegen, bei offnen Fenstern,
zum Garten
Wollen Sie bei mir sitzen
Ja
Und mich auf die Stirn küssen
Ja
Auch auf den Hals
Nicht weinen bitte
Gehen Sie schnell ehe mein Mann kommt.
Sie dürfen ihn nicht treffen
Wann sehe ich Sie wieder
Ich bin um sieben an der Strassenecke.
Fortsetzung folgt
164

Zur Geschichte des Sturm und
des deutschen Journalismus
Briefe gegen Paul Westheim
Zwölfter Brief
Seit meinem letzten Brief sind Sie über das
unterrichtet, was Sie in Ihrer „nebenbei“
getanen Aeusserung behauptet haben. Da
Sie es zuvor nicht zu wissen schienen, Be-
hauptetes leugneten und Widerrufenes
von Neuem behaupteten, so bedurfte es
einer umständlichen Beweisführung. Es
zeigte sich, dass acht Künstler, die nicht bloss
Sturm-Künstler waren, dem Geschäftsbetrieb
des Herrn Walden entliefen. Dann stellte
sich heraus, dass Walden an einem dieser
Entlaufenen, der schon im Grabe lag, ein
abscheuliches Verbrechen begangen hatte.
Es bestand auch der dringende Verdacht,
dass an zwei anderen Toten zum mindesten
Vergehen begangen waren, deren rechtliche
Charakterisierung Sie mir zu überlassen
scheinen. Die Beweisaufnahme schloss
mit der Feststellung, dass Sie niemals, mit
keiner Silbe, auch nicht dem Sinne nach,
Herwarth Walden einer unreellen Handlung
verdächtigten. Dieses ganze kunterbunte
Zeug haben Sie behauptet, teils gleich-
zeitig, teils hintereinander, und in dem einen
wie in dem andern Fall muss man ein
Tausendsassa sein, um es zuwege zu brin-
gen. Ich glaube Ihnen keine zu grosse
Ehre zu erweisen, wenn ich Ihre wider-
sprechenden Behauptungen so ernst nehme,
dass ich die eine behandle wie die andere.
Auch gestehe ich, dass mir gar nichts an-
deres übrig bleibt. Selbst wenn ich jede
Ihrer Behauptungen widerlegt habe, muss
ich darauf gefasst sein, dass Sie mit einer
neuen Lesart Ihrer Nebenbemerkung auf-
treten, und ich bin schon jetzt neugierig,
was für Spässe Sie sich noch ausdenken
werden. Wer so viele syntaktische und
stilistische Fehler macht wie Sie, und oben-
drein mehr erraten und vermuten lassen
möchte, als er behaupten oder gar beweisen
will, dem darf es nicht schwer fallen, noch
ein Dutzend Varianten seiner angeblich
wahren Meinung zu finden. Ich hoffe auch,
dass Sie es nicht als eine Anmassung be-
trachten, wenn ich sogleich selbst Ihre
Aufmerksamkeit auf das Nächstliegende
lenke. Haben Sie wirklich irgend etwas
 
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