Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0067
DOI Heft:
Drittes Heft
DOI Artikel:Liebmann, Kurt: Gedichte
DOI Artikel:Blümner, Rudolf: Briefe gegen Paul Westheim, [6]: Zur Geschichte des Sturm und des deutschen Journalismus
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e
Du
Dich pflücken alle Schmerzen
Blume
Blut
Stich
über meinem Sinken
sternt der Stern
klagt
Mord
Gleiten
Bot wüstet Weh
und
wehe wüste
wüstet
wüst
o
weh
o
rot
weh
o
Trompete mannt
nun falle ich hinab
hinab
hinab
in Klaghöhlen
hohl
der Ton
Traumdrachen grünen
gezackt
der Ritter
tötet
springen in Wasser
wallen
lichten
Kerzen nonnen
fackeln Orgeln
feiern
tot
ich nackte unter Palmen
brüstegeslreichelt
lecken Löwen
Bienen
Gras
Schlaf
Nichtwiedererwachen
Geliebte.
Das Gleiten zieht
und
Ziehen
webt
vermaschen
winden
Strahl
hasch
bogen Bogen
biegen
schaukeln
Silber
gleissen
heeren
schatten
brücken
stampfen
speeren
blitzen
ich fliege
siehst du meine Seele
die glocke Halle
blauer Sarg
verenden Tropfen
sintern
spitzen
klammen
Eistrommeln Musik
Briefe gegen Paul Westheim
Zur Geschichte des Sturm und des
deutschen Journalismus
Sechster Brief
Nun muss ich gar damit beginnen, Ihnen
ein Kompliment zu machen. Ich hatte ge-
hofft, wieder einen Schritt weiter tun zu
können in jenem Artikel des April-Heftes,
der Ihr Verhängnis geworden ist. Aber Sie
haben mir einen Streich gespielt, indem Sie
am Ende Ihres Januar - Kunstblatts einige
Bemerkungen veröffentlichten, die zwar nicht
gezeichnet sind, die ich aber unter tausend
gleich schlechten dennoch als die Ihrigen
hätte erkennen müssen. Und Sie werden
bald sehen, warum.
Diese Bemerkungen stossen fürs Erste mei-
nen Plan um. Und darum das Kompliment.
Denn ich sehe aus diesen Bemerkungen,
dass wir uns noch immer nicht verstehen.
Aber dieses ist, wie ich selbst bekenne,
eine blosse Redensart. Denn eigentlich sind
nur Sie derjenige, der nicht versteht. Ich
verstehe Sie ausgezeichnet. Oder, richtiger
gesagt, Sie wollen nicht verstehen, — ob-
o 1
Du
Dich pflücken alle Schmerzen
Blume
Blut
Stich
über meinem Sinken
sternt der Stern
klagt
Mord
Gleiten
Bot wüstet Weh
und
wehe wüste
wüstet
wüst
o
weh
o
rot
weh
o
Trompete mannt
nun falle ich hinab
hinab
hinab
in Klaghöhlen
hohl
der Ton
Traumdrachen grünen
gezackt
der Ritter
tötet
springen in Wasser
wallen
lichten
Kerzen nonnen
fackeln Orgeln
feiern
tot
ich nackte unter Palmen
brüstegeslreichelt
lecken Löwen
Bienen
Gras
Schlaf
Nichtwiedererwachen
Geliebte.
Das Gleiten zieht
und
Ziehen
webt
vermaschen
winden
Strahl
hasch
bogen Bogen
biegen
schaukeln
Silber
gleissen
heeren
schatten
brücken
stampfen
speeren
blitzen
ich fliege
siehst du meine Seele
die glocke Halle
blauer Sarg
verenden Tropfen
sintern
spitzen
klammen
Eistrommeln Musik
Briefe gegen Paul Westheim
Zur Geschichte des Sturm und des
deutschen Journalismus
Sechster Brief
Nun muss ich gar damit beginnen, Ihnen
ein Kompliment zu machen. Ich hatte ge-
hofft, wieder einen Schritt weiter tun zu
können in jenem Artikel des April-Heftes,
der Ihr Verhängnis geworden ist. Aber Sie
haben mir einen Streich gespielt, indem Sie
am Ende Ihres Januar - Kunstblatts einige
Bemerkungen veröffentlichten, die zwar nicht
gezeichnet sind, die ich aber unter tausend
gleich schlechten dennoch als die Ihrigen
hätte erkennen müssen. Und Sie werden
bald sehen, warum.
Diese Bemerkungen stossen fürs Erste mei-
nen Plan um. Und darum das Kompliment.
Denn ich sehe aus diesen Bemerkungen,
dass wir uns noch immer nicht verstehen.
Aber dieses ist, wie ich selbst bekenne,
eine blosse Redensart. Denn eigentlich sind
nur Sie derjenige, der nicht versteht. Ich
verstehe Sie ausgezeichnet. Oder, richtiger
gesagt, Sie wollen nicht verstehen, — ob-
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