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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Zweites Heft
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Liebmann, Kurt: Gedichte
DOI Artikel:
Blümner, Rudolf: Briefe an Paul Westheim, [5]: Zur Geschichte des Sturm und des deutschen Journalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0046

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schluckt
zerschleimt
zerschliert
ümducken zückt
gemergelt suchten Flammen
krischen
rissen
das Dunkel tulpt vertränte Hand
weiss
keuschen Rosen
Magdalene
der Vorhang peitscht
und
Blöcke Donner keulen Uhren
zerschlurren Beile
blitzen gellen
und
diademen
Blütenchor betweiner Füsse
Zerbrausen
Brausen
die Kreuze knien
Kasteien Weihen
schrill
zückt das Blut
zerweibt
verrosten Fleische Höhnen
Laterne überstülpt
Hyänenborsten
gell
fletschen Fenster Gieren
zerstinken Eiter
Kitzeln Zitzen
der Hurenhai
zersägt zerbleckt
schrei flackert roter Wagen Schädelschlamm
die Hirne garben
Zerknirschen
Sinken
Suchen
Verbeben
Beten
Schlacken
Fluch!
sternhoch
zerhetzen
perlendes Ave
die Därme würgen
ich fresse die Steine
oh schlafschluchze Tränen
oh Kind.

Briefe an Paul Westheim
Zur Geschichte des Sturm und des
deutschen Journalismus
Fünfter Brief
Meine Schuld war es nicht, dass ein ein-
ziger, Ihnen mehr entglittener als von Ihnen
verfasster Satz uns mehrere Briefe hindurch
aufgehalten hat, ohne seine Erledigung zu
finden. Da ich mir überdies die Freiheit
genommen habe, diese Erledigung durch eine
genaue Erörterung und Untersuchung Ihres
„Fall Marc“ hinauszuschieben, so mögen Sie
inzwischen vergessen haben, um was es geht.
Wir suchen Zeit und Ort, wo Sie Kandinskys
Entwicklung aus der Banalität heraus an-
erkannt haben. Finden wir nichts, so
werden Sie doch noch zugeben müssen,
dass Ihr inzwischen berühmt gewordener
Satz von Kandinskys Entwicklung keinen
Sinn hatte. Oder die Zeit ist wirklich ge-
kommen, in der Sie wieder einmal einen
Stellungswechsel vornehmen — bon gr6
mal gre. (Diese paar französischen Brocken
werden Sie jetzt hoffentlich verstehen.
Denn ich nehme an, dass Sie durch Ihre
engen Beziehungen zu französischen Ku-
bisten in die Lage gekommen sind, ab und
zu die Briefe jener Maler zu lesen, die Sie
früher für Schmierfinken und Clowns ge-
halten haben.) Auch begreife ich wahr-
haftig nicht, wie Sie als Herausgeber des
Kunstblatts ohne die Anerkennung Kan-
dinskys auf die Dauer auskommen wollen.
Nur dass Sie Ihre Anerkennung, wenn ich
Ihren verzwickten Satz doch noch für eine
solche halten muss, ich will sagen ausge-
rechnet in dem Artikel unterbringen, in
dem Sie Ihre unmotivierten Stellungsän-
derungen quasi leugnen, das, Herr West-
heim, das wäre eine Ungeschicklichkeit
allererster Ordnung. Darum will ich zu-
nächst lieber glauben, dass Sie gar nicht
wissen, was Sie schreiben, oder dass Sie
Kandinskys Entwicklung doch früher ein-
mal anerkannt und diese neue Stellung-
nahme auch begründet haben. Bis jetzt
sind wir leider über das Jahr 1913 nicht
hinausgekommen und haben nichts gefun-
den als wüste Beschimpfungen Kandinskys.
Vielleicht sagen Sie mir selbst, ob es sich
lohnt, weiterzusuchen. Oder genügt Ihnen
meine Versicherung, dass ich zehn dicke

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