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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Fünftes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen: Dichtung zwischen Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0114

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bas Geld ist ja sicher. Du sollst es be-
kommen, wenn Du mir ehrlich sagst, wo-
zu Du es brauchst
Ich will mir die Uhr nicht entgehen lassen,
die ich neulich sah
Deshalb erkundigst Du Dich nach dem
Preis eines Flügels
Ist das verfänglich
Zu dem Flügel wird wohl ein Engel gehören
Blödsinn. Hast Du schon jemals gehört,
dass man einem Engel Flügel schenkt
Du könntest mir Deine Kleine abtreten
Welche Kleine
Du verstehst ja doch nichts vernünftiges
mit ihr anzufangen
Mich ekelt diese Sprache
Weil du ein Junge bist
Willst Du mir das Geld geben oder nicht
Schrei mich doch nicht so an. Also gut.
Morgen. Willst Du heute Abend mitkommen
Morgen macht mir der Alte einen mörde-
rischen Krach
Du verkümmerst total. Ich habe eine Bar
entdeckt sage ich Dir. Da verkehren Damen
vom richtigen Ballet
Ich mag die Weiber nicht
Das sind keine Weiber. Barone und Grafen
lecken sich die Finger nach ihnen
Ich habe kein Talent dazu
Du bist eine Memme
Das lass ich mir nicht sagen
Der Mensch muss sich eben überwinden.
Auf die Überwindung kommt es an. Und
ohne Weiber geht es eben nicht.
Ich habe eben meine Ideale
Keuschheit ist lächerlich mein Junge. Männer
müssen Erfahrung sammeln. Die Knutscherei
verdirbt Dir nur die Gesundheit.
Du darfst miqji aber zu nichts zwingen
Was hast Du für Vorstellungen Junge.
Meinst Du, diese Damen werden sich nach
Dir reissen. Du kannst zufrieden sein, wenn
man Dich überhaupt bemerkt.
Was soll ich also da
Erfahrung sammeln mein Junge. Mal sehen,
wie ich mit sowas umspringe
Bildest Du Dir ein, dass ich Dich bewundern
werde
Als ob mir etwas an Deiner Bewunderung
liegt. Nur aus reiner Freundschaft nehme
ich Dich mit. Dein Pastor wird Dir sicher
nicht die Lebensfreude beibringen.
Du musst mich aber rausreden
Ich sage dem Mann einfach, dass wir in

einem Konzert gewesen sind. Das macht
sich immer am anständigsten. Und nach-
her haben wir Abendbrot gegessen.
Wir werden doch keine Bekannten treffen.
Deine Bekannten wenigstens haben kein
Geld dafür übrig.
Also meine Damen, rückt doch etwas näher
ran. Kinder, was sagt Ihr zu dem Witz
Mensch, hast Du einen schönen Vollbart.
Gehst Du damit täglich zum Friseur
Um diesen Vollbart haben mich schon
meine sämtlichen Kameraden beneidet.
Du musst ihn Dir aber mal färben lassen.
Stiebei wichse soll sehr gut sein. Die Würde
geht freilich flöten.
Zieh doch den Jubelgreis nicht so auf.
Rück zu mir Alter. Willst du nicht eine
Flasche Sekt schmeissen
Sekt schmeckt mir nicht.
Seine Alte wird ihm nicht genug Geld mit-
gegeben haben.
Er trägt ja keinen Ring. Du bist doch nicht
verheiratet Alter
Ich bin geschieden.
Lass dich nicht mit der ein. Die powert
alle Leute aus. Ich zum Beispiel trink nur
Rheinwein.
Deutscher Wein und deutsche Frauen.
Und mit dem Färben hab ich nur Spass
gemacht. Ich finde die paar weissen Haare
ganz schic.
Das sieht so väterlich aus.
Nun lass aber wenigstens den Rheinwein
kommen Alter, wir können doch hier nicht
Lokal schinden.
Der Ober soll mal die Karte bringen
Damit Du das Billigste raussuchst. Da
kommt ja ein guter Bekannter
Der sieht aber sehr jüdisch aus.
Lass sie ruhig laufen, Väterchen. Ich ver-
kehre nicht mit Juden.
Jetzt trinken wir die Flasche Rheinwein
ganz alleine
Nicht wahr, Väterchen, Deine Friedel ist
ein artiges Kind
Was sagst Du?
Dass Deine Friedel ein artiges, braves Kind
ist
Du kennst meine Friedel
Na und ob. Wenn man immerzu zusammen
ist
So So. Wo trifft man sie denn?
Heute Abend bei Dir

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