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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 16.1925

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10. Heft
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Walden, Herwarth: Steuerliches
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Oschilewski, Walther G.: Gedichte
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Liebmann, Kurt: Eingestampft: Nicht einmal eine Abwehr
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https://doi.org/10.11588/diglit.47215#0205

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Nämlich einfach so: „Bei gleichzeitiger Ver-
teilung der Abschlußgratifikation auf das
ganze Kalenderjahr 1925 würde sich ein vier-
teljährliches Einkommen von 1800 + 1500 RM.
= 3300 RM. ergeben. Für die Bemessung des
Satzes sind daher nur 1800 + von
6000 = 3300 RM. zugrundezulegen, das heißt
für die ersten 3000 RM. 10 v. H„ für die wei-
teren Beträge 15 v. H. Hierauf sind die im
Wege des Steuerabzuges vom Arbeitslohn
einbehaltenen Beträge anzurechnen.“ Das ist
nur das Beispiel. Die Bemessung des Satzes
ist ein Weg des Steuerabzuges, der nach Rom
führen könnte. Die welterfahrene Dame ist
ihrerseits ganz versonnen und versucht die
weiteren Beträge zugrundezulegen, wobei sich
das vollkommenste Profil zugrunde richten
kann. Meine Sinne schweifen von den 1800
4- der Erläuterung zu den Gliedern der
Dame, die auf dem Fußboden ihr natürliches
Ende zu nehmen pflegen. Die Strumpf-
industrie ist doch sehr entwickelt. Sie gibt
sinnfällige Beispiele unter Besichtigung der
nachstehenden Erläuterungen. Wir versichern
beide, daß wir die Vorabgabenanordnung im
Sinne der Erläuterungsanmeldung nach
bestem Gewissen und ohne Wissen machen
werden, wenn uns die vorgesetzte Behörde
zunächst in den Bezug der Barmittel des ver-
heirateten Angestellten mit den zwei rühren-
den minderjährigen Kindern setzen wird. Wir
zahlen auch noch für die steuerfreien 200 RM.
+ im Wege des Steuerabzuges, be-
schließen zunächst, das letzte Achtel der ange-
brochenen Nacht bei der ehrsamen Mutter
Natur zuzubringen und uns morgen wieder zu
weiterem heiteren Beispiel zusammenzutun.
Mit ihr Arm in Arm bis ad calendas graecas.
Ohne die Behörden in die Schranken zu
fordern.
Herwarth Walden


Gedichte
Die Straße glänzt
In bunten Bäumen schäumt der Mond
Du trägst den Weihrauch meiner Liebe duf-
tend um den Hals
Die Straße glänzt
Der Sommerwind wiegt warm das Licht der
Nacht
Tiefeingeschneit hängt Stern Jn unserem
Haar

Wir lächeln blütenwund
Die Wolke reift im Arm
Die Straße glänzt
Wir fliegen in den Kranz des Monds.
*
Die Nacht singt leis auf
Irgendein Lied tränt den Hang unseres
Herzens
Aber Mond blüht eine Lilie silbern in meiner
Hand.
Wir Sternen uns eine einsame Straße.
Vor deiner Kammer sitzt ein Traum
Narzissen blühen aus deinem Leib
Wir flammen im Wind unseren Weg
In der Stadt rauscht die Heimat.
Walther G. Oschilewski

Eingestampft
Nicht einmal eine Abwehr
An Herrn Guido K. Brand Berlin
I.
Warum verfolgen Sie mich.
Ich habe doch nichts mit Ihrer Literatur zu
tun, für die Sie schreiben und fürchten.
Was wollen Sie von mir.
Warum verfolgen Sie mich in so widerlich
gehässiger Art.
Sie schrieben 1924 in der Literatur (26. Jahr-
gang des Literarischen Echo) über mich:
„Nun kann man ja dichten nicht lernen, aber
Einsicht in sich selbst kann man üben. Möge
ihm dazu ein praktischer Beruf helfen.“
Ich arbeite seit fünf Jahren in einem prakti-
schen Beruf, der zwar nicht Berufung ist.
Sie schreiben 1925 (Die Literatur, 27. Jahr-
gang des Literarischen Echo): „Was er sonst
bietet, ist hemmungslose Wut gegen ein an-
ständiges Deutsch und verbohrter Haß gegen
die zünftige Kritik. . . . beschließt das Buch,
von dem alles bis auf den Aufsatz über
Stramm eingestampft werden kann.“
So wissen Sie denn: Nichts auch nicht das
Geringste vom Menschen und der Erde kann
verloren gehen. Und für alles wird Rechen-
schaft gefordert. Was nützt es darum, wenn
ich meine Dichtungen, die nicht meine sind,
einstampfen lasse. Sie sind. Ebenso wie das
von Ihnen kläglich Geschriebene. Auch wenn
die 27 Jahrgänge der Literatur eingestampft
würden.

15J
 
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