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6. JANUAR 1955

IX. JAHRGANG, Nr. 1

D I E

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN


Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»-
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 3 5; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1.50; Sammelmappenpro Jahrgang Mk. 4.50

Rückblick
auf das Jahr 193U

Wenngleich das Jahr 1933 sich, was Um-
fang und Bedeutung der Auktionsmarkt-
ergebnisse anbelangt, kaum mit den voran-
gegangenen zu messen vermag, so hat es
doch eine bereits früher zu verzeichnende
Entwicklung auf diesem Gebiete fortgesetzt,
deren wesentlichstes Symptom in allen Län-
dern eine Verfestigung und Wieder-Auf-
wärtsbewegung des allgemeinen Preisniveaus
ist. Dem in den beiden letzten Jahrzehnten
rasch fortgeschrittenen Verfall der großen
älteren repräsentativen Kunstsammlungen,
deren Auflösung in Deutschland teilweise
beinah einem Ausverkauf gleichzusetzen ist,
konnte in der Bildung weniger und beschei-
denerer neuer Sammlungen kaum ein Gegen-
gewicht geboten werden, das heute dem
Auktionsmarkt und im Gefolge damit dem
Kunsthandel jenen Stempel eines mächtig
breiten Auftriebs aufdrückte, wie wir ihn
in den letzten Jahren beobachten konnten.
Daß wir jedoch an einem neuen Anfang
stehen, daß die Stagnation, die seit 1931
immer deutlicher in Erscheinung trat, ge-
wichen ist, beweist der Materialhunger und
die Aufnahmefähigkeit des Publikums, vor-
läufig noch auf mittlere und kleinere Ob-
jekte auf den Auktionen beschränkt, im
freien Handel jedoch bereits wieder auf
große erstrangige Stücke übergreifend.
Man wird also mit berechtigtem Interesse
dem großen Auktionsunternehmen in
Deutschland entgegensehen dürfen, das
P. Graupe in Berlin für Ende Januar mit der
Auflösung des Margraf-van Diemen-Kon-
zerns vorbereitet.
Diese Aufnahmefähigkeit des Marktes und
die sich damit immer mehr auf einem nor-
malem Niveau — das nicht mit den Phan-
tasiepreisen der Nachinflationsjahre für mit-
telmäßiges und überschätztes Material ver-
wechselt werden darf — stabilisierenden
Preise lassen erwarten, daß entsprechend der
Nachfrage in baldiger Zeit langsam auch der
Zufluß von Kunstgut auf den Markt, das bis-
her aus Angst vor „Verschleuderung“ oder
Unterbewertung zurückgehalten wurde, wie-
der einsetzt, daß der gerade auf dem Kunst-
gebiet hervorgetretenen Deflation endgültig
ein Ende gesetzt ist. Eine Verbreiterung mitt-
lerer Sammlerschichten, die in greifbare Nähe
gerückt ist, löst ein Sammeln nach Star-Ob-
jekten ab, das Kunstwerk beginnt aus den
„Kunstkammern“ Weniger in das persönliche
Gesichtsfeld breiterer Schichten vorzurücken.
Eine gesunde Museums- und Ausstellungs-
politik, wozu wertvolle Ansätze vorhanden,
könnte hier leitend und führend Wege
weisen.
An beachtenswerten Auktionsereignissen
hatte der Berliner Markt die Mosse-Auktion
bei Lepke mit ihren überraschend hohen
Preisen, die Versteigerungen Alsberg und

Gutmann bei Graupe und die laufenden Ver-
anstaltungen des Internationalen Kunst- und
Auktionshauses zu verzeichnen. Im übrigen
Deutschland sind die Versteigerungen bei
Helbing in München und Frankfurt — hier vor
allem die der Sammlung Ottmar Strauß —,
in Köln die bedeutende Waffenversteigerung

Konsul Leiden bei Lempertz als hervor-
stechendste Ereignisse zu nennen. Auch der
Graphik- und Buchmarkt hat in diesem Jahre
seine Probe bestanden: dafür waren genü-
gend Beweis die Boernersch.cn Handzeich-
nungs- und Kupferstich-Auktionen, die be-
sonders durch die Zunahme der deutschen
Käuferschichten von symptomatischer Bedeu-
tung waren, aber auch die Versteigerungen

bei Karl & Faber in München, bei Gilhofer &
Ranschburg in Luzern, bei Hoepli in Zürich
und Luzern, wobei vor allem das Ausgebot
der Bibliothek Martini erwähnt zu werden
verdient. ■— Gleicherweise kündet der Jahres-
bericht der American Art Association-An-
derson Galleries mit einem Umsatz von 3%
Millionen Dollar eine allgemeine Hebung des
Preisniveaus, unser in der letzten Nummer
erschienener Pariser Bericht von einer außer-
ordentlich gesteigerten Aufnahmefähigkeit.
Und London erlebte mit der Versteigerung
Leopold Hirsch wieder einmal die Sensation
von Angeboten, die die Grenze der £ 10 000
überschritten, die Schweiz mit den Versteige-

rungen der Galerien Fischer-Luzern, Moos-
Genf und Gilhofer & Ranschburg eine Folge
von Versteigerungen, die sich nach Umfang
wohl mit der der Blütejahre „vor der Krise“
messen konnte.
Auch die Ausstellungstätigkeit hielt in un-
verminderter Stärke an und brachte, beson-
ders auf dem Gebiete der alten Kunst, eine
Reihe wichtigster repräsentativer Ereignisse.
London hatte in der Serie der Akademie-
Ausstellungen seine Schau englischer Kunst,
Amsterdam zeigte, gleich aufschlußreich für
den Sammler wie den Kunsthistoriker, den
holländischen Gesamtbesitz an italienischer
Kunst und die Galerie de Boer erschloß erst-
malig 'systematisch mit ihrer Brueghel-Aus-
stellung ein in seinen weiten Verzweigungen
kaum bisher übersehbares Gebiet niederlän-

Antike Rahmen

PAUL TIECKE
Restaurierungen aller Art

Rahmen-Kopien

Berlin W62, LUfzowplaiz 11

Tel.: Kurfürst Bl 1762


Beau va is-Ta pisse rie mit Darstellung aus Ovids Metamorphosen
Versteigerung Altkunst G. m. b. H. in Liquidation
Versteigerung, Paul Graupe, Berlin, 25.—26. Januar 1935

Bischer Malerei der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Von Ereignissen, die den en-
geren lokalen Rahmen überschritten, ist dann
an die beiden Ausstellungen mittelalterlicher
deutscher Plastik in Basel und altdeutscher
Kunst in München (J. Böhler), Gotischer
Malerei und Eurasiatischer Kunst im Wiener
Museum zu erinnern. Das neuartige Ausstel-
lungsprogramm der Berliner Museen ist hier
oft genug erörtert worden, um nicht jetzt nur
der Vollzähligkeit halber erwähnt zu werden.
Alle diese Ausstellungen wären ohne die
Mitwirkung des privaten Sammlers nicht zu
jenem Grade von Interesse erhoben worden.
Hier liegen Anknüpfungspunkte, die zu
gegenseitiger Befruchtung führen können, die
das Sammeln des Kunstfreundes aus der
Sphäre des rein Privaten herausheben und
es in den Dienst einer größeren Idee stellen,
die es für breitere Kreise fruchtbar macht.
Es ist zu hoffen, daß gerade in Deutschland
diese Symptome, die in anderen Ländern zur
Selbstverständlichkeit gehören, in immer
stärkerem Maße wieder zu einer Wirklichkeit
gesteigert werden, die dem Sammlertum und
dem gediegenen Kunsthandel wieder jene
Rolle im Volksganzen zuerteilen, die sie in
jahrhundertelanger Tradition innegehabt
haben.
Deutsche und
italienische Archäolo-
gie-Forschung in Italien
Das deutsche archäologische Institut in
Rom, das deutsche Institut für Kunst-
geschichte in Florenz und die Biblioteca
Hertziana in Rom waren Jahre hindurch die
einzigen archäologischen und kunsthisto-
rischen Anstalten, über die man in Italien
verfügte. Sie sind es gewesen, die den Grund-
stein aller Forschungen in Italien legten. Aber
es war verständlich, daß das neue Italien be-
müht war, diesen drei Anstalten in auslän-
dischen Händen ein eigenes Institut an die
Seite zu stellen. So wurde 1922 das Istituto
di Archeologia e Storia dell’Arte gegründet,
und dieses Institut fand seinem Sitz im Pa-
lazzo Venezia, der damals noch nicht die
Residenz Mussolinis war. Aber die Anstalt
ist auch späterhin in dem Palast geblieben.
Als ein sehr großer Vorteil für die italie-
nische Anstalt erwies sich die Zusammenfas-
sung von Kunst und Archäologie. Es wurde
so eine Zweiteilung meist recht problemati-
scher Art vermieden, und vielleicht ist durch
die Vereinigung von Archäologie und Kunst-
geschichte den besonderen Bedürfnissen Ita-
liens auch wirklich besser gedient: man hat
die Möglichkeit, die in einem politischen
Programm immer wieder betonte Kontinuität
der vorrömischen, römischen, mittelalter-
lichen Kunst mit dem heutigen künstle-
rischen Italienertum besser herauszuschälen,
als das durch ein abgesondertes archäologi-
sches Institut der Fall sein könnte. Die An-
stalt hat als Hauptaufgabe die große kunst-
geschichtliche und archäologische Bibliothek
zu pflegen, die heute über etwas mehr als
100 000 Bände verfügt. Sodann hat sie das
Studium der Archäologie in Italien zu unter-
stützen, allen Forschern zur Seite zu stehen
und Studenten eine Ausbildung zu verschaf-
fen. Auch die beiden Spezialschulen der

L. BERNHEIMER
MÜNCHEN LENBACHPL. 3

ANTIQUITÄTEN:

MÖBEL / KUNSTGEWERBE / KAMINE / OFEN
TAPISSERIEN / TEPPICHE / STOFFE / STICKEREIEN
OSTASIATISCHE KUNST / VERTÄFELUNGEN etc.

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