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5. NOVEMBER 1955

IX. JAHRGANG, Nr. 44

D I E



LMONDErfaARTS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

OFFIZIELLES ORGAN DER REICHSKAMMER DER BILDENDEN KÜNSTE/FACHGRUPPE: KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDEL

Erscheint jeden Sonntag im We 11 k uns t - Ver 1 ag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76 77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
in den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

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Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee #1.50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4 50

Konservieren statt Restaurieren

Antiquitäten -
Messe
Wie die Nachrichten aus England erken-
nen lassen ist die ,,Antique Dealers Fair“,
die, gleichsam Auftakt der Londoner Kunst-
marikt-Saiison, ein Gemeinschaftsunternehmen
der Londoner Kunst- und Antiquitateni-Händ-
ler bildete, wiederum zu einem bedeutenden
Verkaufserfolg geworden. Es konnte dabei
die allgemeine Feststellung gemacht werden,
daß sich die Käuferschichit nicht so sehr aus
den .mit ihren Spezialgebieten vertrauten und
daher auch bestimmten Händlern bekannten
Sammlern zusammensetzte, sondern daß ge-
rade ein breiteres Publikum, das aus psycho-
logischen Gründen im allgemeinen nicht so
leicht den Weg zum seriösen Händler findet,
als Käufer dem Kunstmarkt neu erschlossen
werden konnte.
Wir haben bereits früher bei anderer Ge-
legenheit auf die Möglichkeit ähnlicher Ver-
anstaltungen in Deutschland ihingewiesen
und darauf aufmerksam gemacht, daß die
Umwertungen und Umformungen auf dem
Gebiet des Sammelwesens gerade hier neue
Formen der Werbung nicht nur notwendig,
sondern sichtlich auch erfolgreich machen
müßten. Wir halten es daher nicht für über-
flüssig, aus der Erfahrung der Londoner Ver-
anstaltung heraus die wichtigsten, für deut-
sche Verhältnisse ini Betracht kommenden
Gesichtspunkte hier herausizustellen.
1. Stärkung des Gemeinschaftsgeistes des
von Natur aus etwas eigenbrötlerischen
Kunsthandels und damit steigende Qualitäts-
ansprüche.
2. Die Schaffung eines weiten Gesamt-
überblicks für den Sammler und Kunst-
freund und damit eine ungeahnte Fülle von
Anregungen, mögen sie sich nun auf ein ein-
faches oder kostspieligeres Sammelgebiet be-
ziehen.
3. Die Möglichkeit vergleichender Quali-
tätsübersicht. Hier könnte gerade dem ge-
diegenen Kunsthandel geholfen werden, in-
dem dem im Altwarenhandel „Trouvaitten"
und Occasionen“ nachjagenden Pseudo-
Sammler wirkliche Qualität vor Augen ge-
führt wird.
4. Die Garantie für Echtheit, wie sie auch
eine Voraussetzung der Londoner Ausstel-
lung bildet.
5. Die unverbindliche Möglichkeit des
Sammlers und Kunstfreundes, ohne einen ge-
wissen Kaufzwang, der ihn vielfach am Be-
treten besserer Kunsthandlungen hindert,
sich ein wirkliches und unverfälschtes Bild
der Preise für Kunstwerke zu bilden, das be-
kanntlich vielfach durch die auf Sensation
frisierten Berichte in der Tagespresse zu
völlig falschen Begriffen geführt hat.

C. In der heutigen Zeitlage wäre aber
gerade durch eine solche Veranstaltung die
von uns bereits öfter angedeutete Möglich-
keit gegeben, auf Gebiete deutscher Kunst
und deutschen Kunsthandwerkes hinzuwei-
sen, die lange genug hinter den Modeströ-
mungen der letzten Jahrzehnte zurückge-
drängt waren.
Schon diese wenigen Gesichtspunkte müß-
ten genügen, eine ähnliche Veranstaltung in

Deutschland in den Bereich des Möglichen
zu rücken. Die Umschichtungen im Kunst-
handel, die manche vorwärtsstrebenden jun-
gen Kräfte in den Vordergrund geschoben
haben, müßten die Träger neuer Ideen wer-
den, die aus den ausgefahrenen Geleisen des
bisherigen Kunsthandels zu neuen Wegen der
Eigenwerbung führen. D.

Ausstellung der Konservierungs-
anstalt am L a nd e s a m t für Denk-
malspflege in München.
Wie im Vorjahre gibt das Landesamt für
Denkmalspflege in München auch wieder
Rechenschaft über die in seinen Werkstätten

an Kunstdenkmälern aus Kirchen- und Mu-
seums besitz vorgenommenen Erhaltung»- und
Wieiderherstelilungsarbeiten. Die behandel-
ten Skulpturen sowie ein Gemälde von
G. B. Tiepolo (aus Kloster Ottobeuren) sind
im Kunstverein ausgestellt und wurden vom
Leiter des Amtes, Professor Dr. Georg Lill,
vorgefiührt. Seine Ausführungen ließen er-
kennen,, daß kunsthistorische, künstlerische
und handwerklich-technische Befähigungen
dazu gehören, um das in jeder Hinsicht be-
friedigende Ziel zu erreichen: unverfälschte
Wiederherstellung des Origin.alzuistandes, so-
weit dies überhaupt möglich ist. Die Sünden
der Väter haben hier viel Unheil angerichtet,
und nur manchmal waren sie dem Kunstwerk
zum Heile, nämlich dann, wenn durch die

Uebermialung die ursprüngliche Fassung kon-
serviert worden ist.
Das ergreifende, herbe Vesperbild aus
Salmdorf (um 1400), ehemals im Münchener
Franzisikanerkloster, sehen wir in seiner gan-
zen ehemaligen Erhabenheit vor uns. Ein
gewaltiges Werk ist auch die große Kreuizi-
gungsgrupipe aus Ursberg (um 1200). Man
kann sagen, daß der ursprüngliche Charakter
der schlichten Tönung wieder in alter Rein-
heit zutage tritt. Eine sitzende Muttergottes
aus dem Kreis der schönen Madonnen (Terra-
kotta, um 1420) (s. Abb. S. 2) aus der romani-
schen Peterskirche in Augsburg wurde vom der
kitschigen gemusterten Fassung des 19. Jahr-
hunderts befreit und erstrahlt heute wieder
in der alten, von Jahrhunderten izusammen-
gestimimten Farbenpracht (s. Abb. S. 2). Eine
andere Madonna aus Terrakotta wurde aus
zahllosen Bruchstücken zusammengesetzt, bei
einer steinernen konnte die ursprüngliche
warme Steinfassung wieder aufgedeckt wer-
den. Ein prinzipiell bedeutungsvoller Fall
lag bei einer schönen, auf Engeln stehenden
Madonna aus dem Augsburger Dom (um 1490)
vor. Die ursprüngliche Fassung war nicht
mehr vorhanden, und die spätere zwar tech-
nisch gut, doch zu laut und vordringlich. So
mußte man sich damit begnügen, abzudämp-
fen und zusammenzusitimmen, und das Er-
gebnis ist durchaus annehmbar. Die wun-
dervolle barocke Himmelfahrts-Maria von
Meister Barth. Steinle (1611) war mit Kasein-
farben übenmalt, die mit einem eigenen Lö-
sungsmittel in jahrelanger Arbeit beseitigt
wurden, ein Verfahren, das sich iin diesem
Falle durchaus, bewährt hat. Den interessan-
testen Fall bildet die große Kreuzigungs-
gruppe aus der Kirche zu Eibelstadt. An
einer Stelle hat man eine Musterkarte der
Uebcrmalungen — eine von 1617 ist urkund-
lich festgelegt — stehen lassen: es sind nicht
weniger als sechs an der Zahl und in allen
Schattierungen. Jetzt schon, obwohl das Rei-
nigungswerk erst teilweise durchgeführt ist,
läßt sich feststellen, daß wir ein gewaltiges,
lange verkanntes Werk von Till R i e m e n-
sc h neid er oder seiner Werkstatt aus der
Zeit zwischen 1500 und 1510 vor uns halben.
Erfolge der Amsterdamer
Sommerausstellung
Fiinfunddreißig der wichtigsten Bilder der
Rotterdamer Vermeer- Ausstellung
wurden mit Zustimmung der Besitzer nach
dem R i j k s ,m u s e u m gebracht, wo sie in
der neu und freier gehängten Rembrandt-
Ausstellung einen Platz bekommen haben.
Die Rembrandt-Ausstellung hat es bereits
auf mehr als 100 000 Besucher gebracht, wäh-
rend die Vermeer-Ausstellung in Rotterdam
85 000 zählte. Rembrandt und Vermeer —
Gold, Glut und Rot gegen Silber, Stille und
Azur; prunkendes Helldunkel und klarflu-
tendes Licht; grübelndes Ringen und ver-
klärte Ruhe — so nahe beieinander sah man
sie kaum jemals, und Jahrzehnte werden
wohl vergehen, bevor solche vergleichende
Schau, für die man den Direktoren Dr.
Schmidt-Degener (Rijksmuseum) und Han-
nema (Boymans) Dank wissen muß, wieder
möglich sein wird. Dr. M.

Antike Rahmen

PAUL TIECKE
Restaurierungen aller Art

Rahmen-Kopien

Berlin W62. LUtzowplatz 11

Tel.: KurfUrsi Bl 1762


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Walnuss-Kabinett. Französisch. 17. Jahrhundert. Ausgestellt von der Firma Frank-Partridge & Sons auf der
Antique Dealer Fair, London (Photo Weltkunst-Archiv)

L.BERNHEIMER
MÜNCHEN LENBACHPL. 3

ANTIQUITÄTEN:

MÖBEL / KUNSTGEWERBE / KAMINE / ÖFEN
TAPISSERIEN / TEPPICHE / STOFFE / STICKEREIEN
OSTASIATISCHE KUNST / VERTÄFELUNGEN etc.
 
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