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ART»f*WORLD

27. OKTOBER 1955

IX. JAHRGANG, Nr. 45

LfMONDE*jARTS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

OFFIZIELLES ORGAN DER REICHSKAMMER DER BILDENDEN KÜNSTE/ FACHGRUPPE: KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDEL

Erscheint jeden Sonntag im We 11 k uns t - Ver 1 ag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76 77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
in den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

früher:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 3 5 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 3 5; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee® 1.50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4 50

Ein wichtiger Helfer des Kunsthandels

überstrichen wer-
den.
Bei Bronzen und
anderen Metall-
gegenständen stö-
ren häufig der
Glanz oder ent-
stellende Rost-
blüte der Ober-
fläche. Es gilt
dann, das Licht
so abzublenden,
daß es den Gegen-
stand nicht von
vorn treffen kann
und die Reflexe
vermieden wer-
den. In besonde-
ren Fällen, z. B.
bei Werfen des
Holzes, Farbab-
schuppungen usw.
wird man aller-
dings gezwungen
sein, vom Grund-
prinzip jeder wis-
senschaftlichen
Aufnahme abzu-
gehen und eine
äußerst vorsich-
tige Korrektur vor-
zunehmen. Es ist
dann keineswegs
zu verurteilen,

wenn unter
die-
sein Zwang
der
Umstände
auch
vorsichtige
Re-
tuschen An
wen-
düng finden.
Sie
sollen aber
kei-
neswegs dazu
fiili-
ren, daß der
ob-

jektive Tatbestand
beeinträchtigt
wird und sich der
Gesamteindruck
verändert.


Das Kunstwerk des Monats November
Franz Ignaz Günther, Maria, auf Wolken kniend. Lindenholz
München 1725—1775. Deutsches Museum, Berlin
(Photo Museum)

Alte Meister

Man hat lange darüber gestritten, ob die
Photographie eine Kunst- oder eine Technik
sei. Der Streit ist müßig, denn die Photo-
graphie nimmt zwischen beiden eine beson-
dere Stellung ein. Ganz unbestreitbar aber
ist ihr Wert für den Kunsthandel, den
Künstler, den Kunstgewerbler und den
Kunstfreund, wenn sie von ihnen als stets
hilfsbereite Dienerin benutzt wird.
Denn sobald ein Werk, ganz gleich wel-
cher Art und Bestimmung fertig gestellt ist,
wird' eine Reproduktion nötig sein, um das
Werk bekannt zu machen und namentlich
im Kunsthand'el ist der photographische Ab-
zug als transportables Offertenmaterial un-
entbehrlich. Wo nicht eine direkte Vorfüh-
rung der Arbeit erfolgen kann, werden 90%
aller Angebote durch Photographien der
Werke in Katalogen usw. eingeleitet.
Da heute und in alle Ewigkeit das An-
gebot die Nachfrage bestimmt, ermöglicht
die Photographie des nur einmaligen Werkes
dessen mehr oder weniger weite Bekannt-
schaft.
Die Verständigung zwischen dem Künst-
ler bezw. dem Kunstgewerbetreibenden und
dem Photographen ist aber keineswegs
immer leicht. Deshalb ist es angebracht,
wenn der Künstler und Gewerbetreibende,
ebenso auch der Kunsthändler, sich mög-
lichst mit den Vorgängen der Photorepro-
duktion vertraut machen. Denn bei einem
Photo nach einem Kunstwerk handelt es
sich um keine stimmungswertige Aufnahme,
sondern um eine technische Reproduktion
von absoluter Objektivität und Objekttreue.


Gärtner, Peter, um 1530 tätig in Heidelberg:
Porträt von Susanna, Gemahlin des Kurfürsten Ott-
Heinrich von der Pfalz. Holz 46X36 cm
Ausstellung alter Meister
Kunsthaus Malmede.
(Kl. Malmede)
Das Resultat soll keine „künstlerische“ Auf-
nahme sein, sondern eine klare deutliche
Wiedergabe, welche die Eigenart des Wer-
kes erkennen läßt.

Während beim Werbephoto schlechthin
geschmeichelt werden kann (durch Retusche.
Montage usw.), sodaß Aufmachung und
Stimmung eine werbende Rolle übernehmen,
muß beim Reproduzieren eines Kunstwerkes
absolute Treue wirken, damit Material und
Fechn ik hervortreten.
Der photographische Abzug hat dabei
zweierlei Aufgaben: er dient entweder zur
Herstellung einer Katalog- bezw. Zeitschrif-
ten-! IInstration oder zur direkten Bildofferte.
Im ersteren Falle sind Hochglanzalbzüge an-
gebracht, ebenso wenn es darauf ankommt,
die Technik, Einzelheiten und Signaturen
hervortreten zu lassen. Bei der Bildbfferte
dagegen sind Abzüge auf halbmattem Papier
vorzuziehen. Statt der früher üblichen Edel-
druckverfahren, wie Pigment- und Kohle-
druck wird heute durchgängig Buomsilber-
papier verwendet, das eine schnelle und bil-
ligere Herstellung der Kopien ermöglicht.
Was die Technik der Aufnahme betrifft,
so ist zunächst zu bemerken, daß jede gute
Reise- oder Amateurkamera verwendet wer-
den kann, auch mit Kleinibildapparaten läßt
sich unter Verwendung der entsprechenden
Reproduktionsgestelle arbeiten und zwar am
zweckmäßigsten bei künstlichem Licht. Wel-
ches Film- oder Plattenmaterial verwendet
wird, richtet sich nach dem Original. Natür-
lich muß bei farbigen Objekten orthochro-
matisches oder panchromatisches Material
evtl, unter Verwendung von Filtern benutzt
wenden, um eine richtige Farbenwiedergabe
zu erzielen. Einzelheiten darüber lassen
sich nicht angeben, weil es in jedem Falle
auf das fragliche Objekt ankommt.
Handelt es sich um die Reproduktion von
Gemälden, so sind stark glänzende Rahmen
oder Gläser möglichst zu entfernen. Ist das
aus irgendeinem Grunde nicht möglich, z. B.
wenn der Rahmen selbst ein Kunstwerk ist,
so müssen glänzende Partien mit abblenden-
den, leicht zu entfernenden Wasserfarben

Das Kunstbaus Malmede. Köln, Unter
Sachsenhausen 33, bringt im Monat Oktober
im Rahmen seiner seit einigen Jahren ge-
pflegten periodischen Ausstellungen eine
wieder durch Qualität ausgezeichnete Aus-
wahl von Gemälden alter Meister.
Zunächst fesselt den Blick eine tempera-
mentvolle und persönliche Schöpfung Lucas
(’ranachs des Aelteren, des Begründers und
I lauptmeisters der sächsischen Mailerschuie
des XVI. Jahrhunderts, der mit seinem künst-
lerischen Schaffen den gesamten Norden und
Osten Deutschlands beherrschte. Das kraft-
volle, fein gemalte Bildnis des Herzogs Phi-
lipp von Pommern in Festtracht zeigt alle
Vorzüge von Cranachs großer Kunst, es ist
in des Meisters bester Zeit um 1520 entstan-
den. Peter Gärtner, Hofmaler am pfälzi-
schen Hof zu Heidelberg, stellt sich mit
einem sorgsam durch gebildeten und farbig
reizvollen Porträt von Susanna, der Gemah-
lin des Kurfürsten Ott-Heinrich von der
Pfalz, vor (s. Abb.). I on dem prachtlieben-
den Beherrscher dieses glänzenden Hofes,

Ottheinrich von der Pfalz, der auch das be-
rühmte Heidelberger Schloß baute, hängt ein
ausgezeichnetes Bildnis von des gleichen
Malers Hand in einer großen rheinischen
Sammlung, welches wohl das Gegenstück zu
dem oben erwähnten Frauenporträt sein
dürfte. Gerard Davids Darstellung des
Hauptes Christi auf dem Schweißtuche der
Veronika zeigt intimste psychologische
Durchdringung.
Ganz in seiner Nähe steht die romanisie-
nende, frei und großzügig aufgefaßte Ma-
donna mit Kind des sogenannten Meisters
vom Heiligen Blute. Interessant der weite
Ausblick in eine reich gegliederte vlämische
Landschaft. Eine weitere Madonnendarstel-
lung von Gian Francesco Maineri, dem fer-
raresischen Hofmaler, schließt sich an. Aus
der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts,
weist die feine Tafel die ganze Frische und
Ursprünglichkeit der ober-italienischen Früh-
Renaiissance auf.
Hollands großes Jahrhundert der Malerei
ist mit einer Reihe bezeichnender Schöpfun¬

gen vertreten. Quirin Brekelienkam, ein
sympathischer holländischer Sittenmaler,
schildert eine schlichte Szene des einfachen
niederländischen bürgerlichen Lebens im
XVII. Jahrhundert.
Ein Talent von nicht gewöhnlicher Art
ist der Jan Gerritsz van Bronichorst, des-
sen „Seifenblasen“ von äußerst gefälliger
Form in der Zeichnung und reicher warm-
toniger Farbengebung sind. Remjbrandt’s
Schüler Govert Flinck überrascht mit einem
eindrucksvollen Porträt seines Meisters. Wie
groß die Begabung der holländischen Maler
für das „Landschaftliche“ ist, läßt eine fest
geformte Waldlandlschaft mit Jagdszene von
einem ihrer bedeutendsten Vertreter, dem
aus Amsterdam gebürtigen Jan Hackaert, er-
kennen. Zwei gute Stilleben folgen, von
denen das harmonisch aufgebaute Früchte-
stilleben Jan Davids® de Ilemm’s besonders
anspricht.
In Michael Sweerts präsentiert sich ein
interessanter, äußerst geistreicher Porträt-
maler, der in flottem schmissigem Pinsel-
strich eine wahrheitsgetreue Momentauf-
nahme des Dargestellten zu gehen weiß
(s. Abb.). Die Unmittelbarkeit seiner Bilder

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